Wohin mit dem vielen Geld? So sieht es bei den meisten Teams zwar nicht aus, doch die Kernfrage lautet bei allen Rennställen gleich: Sollen die Ressourcen in das aktuelle Auto oder aber in das nächstjährige Auto gesteckt werden? Vor allem kleinere Teams stehen häufig vor dem Dilemma, nicht gleichzeitig an zwei Autos entwickeln zu können.

In der vergangenen Saison war es extrem: Alle Ressourcen, die in das 2013er Auto gesteckt wurden, waren nach der Saison schlichtweg verloren. Der große Regelumbruch machte einen Technologietransfer in die neue Saison quasi unmöglich. In diesem Jahr sieht es nicht so dramatisch aus: Das technische Reglement bleibt weitgehend stabil.

Trotzdem muss man sich in gewisser Weise festlegen, wohin das Geld fließen soll. Wird das nächstjährige Auto nur eine Evolution des aktuellen Boliden oder wird es eine komplette Neukonstruktion? Im Falle von Ferrari dürfte das zumindest klar sein. "Wir müssen das Auto um 360 Grad verbessern", meinte Teamchef Marco Mattiacci zuletzt. Nach der katastrophalen Performance der Renner aus Maranello würde Ferrari die Saison wohl ganz gerne schon komplett abhaken.

Doch so einfach ist es nicht: Ferrari muss zusehen, in der Konstrukteursweltmeisterschaft nicht noch von Williams und Force India abgefangen zu werden. Das hätte nicht nur deutlich weniger Geld zur Folge, sondern würde für die stolzen Italiener auch eine nicht vorstellbare Blamage bedeuten.

Williams will Red Bull angreifen

Nach dem durchwachsenen Ungarn GP ist Williams wieder auf Platz vier bei den Konstrukteuren zurückgefallen. Dabei haben die Briten große Ziele: Red Bull glaubt man in Grove zumindest noch unter Druck setzten zu können. Doch bei Williams ist die Frage nach der Ressourcenverteilung noch etwas schwieriger, schließlich ist der Rennstall von Frank Williams nicht mit Geld gesegnet.

Rob Smedley ist sich noch unschlüssig, wohin die Ressourcen wandern sollen, Foto: Sutton
Rob Smedley ist sich noch unschlüssig, wohin die Ressourcen wandern sollen, Foto: Sutton

"Im Moment wir sind wir natürlich motiviert bei der Weiterentwicklung dieses Autos, weil unser Ziel noch immer ist, Zweiter in der Weltmeisterschaft zu werden", meint Rob Smedley. Bei den vergangenen vier Rennen stand dreimal ein Williams-Pilot auf dem Podium. Zudem warten mit Spa und Monza zwei Rennen, die dem FW36 besonders entgegenkommen sollten. "Diese Strecken werden uns liegen und daraus müssen wir Kapital schlagen."

Noch ist bei Williams keine konkrete Entscheidung getroffen, wie die Ressourcen verteilt werden sollen, doch derzeit sieht noch alles nach Angriff aus. Das könnte sich aber ändern, wie Smedley erklärt: "Das wird ein bisschen auf Race-by-Race-Basis entschieden. Wir haben einen losen Plan und es wird ein bisschen davon abhängen, wie wir in der Meisterschaft liegen."

Lauda warnt schon seit Monaten

Bei Mercedes, so könnte man meinen, stellt sich die Frage gar nicht erst. Der F1 W05 Hybrid ist dermaßen überlegen, dass er auch ohne Weiterentwicklung die Gegner noch in Grund und Boden fährt. Doch Niki Lauda warnt schon seit Monaten: "Wir müssen sehen, dass wir auch über die Sommerpause entwickeln. Das war in der Vergangenheit unser Schwachpunkt und Red Bull ist davongezogen."

Die Statistik gibt Lauda recht: Nach der Sommerpause hat Red Bull die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren. Sebastian Vettel hat in der zweiten Saisonhälfte jedes einzelne Rennen gewinnen können. Während das Weltmeisterteam in der ersten Saisonhälfte noch 27,7 Punkte pro Rennen holte, waren es bei den letzten neun Rennen im Schnitt 35,4 Punkte. Bei der Konkurrenz war der Trend gegenläufig.

Red Bull entwickelt bis zum bitteren Ende

Auch Mercedes wird noch die ein oder andere Stunde im Windkanal verbringen, Foto: Mercedes-Benz
Auch Mercedes wird noch die ein oder andere Stunde im Windkanal verbringen, Foto: Mercedes-Benz

Genau davor fürchtet sich auch Toto Wolff. "Red Bull hat in den vergangenen Jahren immer das Prinzip verfolgt, bis zum bitteren Ende zu entwickeln. Weil Newey davon ausgegangen ist, dass so etwas auch dem nächstjährigen Auto hilft. Das hat sich im Vorjahr besonders gezeigt, wo wir bereits stark auf 2014 gingen", erinnert sich der Mercedes-Benz Motorsportchef.

"Wir haben noch nicht umgestellt und sind immer noch voll auf 2014 konzentriert. Wir werden Ungarn noch abwarten und erst dann überlegen", sagte der Österreicher nach dem Deutschland GP. Das Rennen auf dem Hungaroring war das zweite der aktuellen Saison, das nicht von einem Mercedes-Piloten gewonnen wurde.

Die Zuverlässigkeitsprobleme häufen sich bei den Silberpfeilen, der teaminterne Kampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton spitzt sich ebenfalls immer weiter zu. Ob sich Mercedes schon vollends auf 2015 konzentriert, ist zumindest anzuzweifeln. Und Wolff fürchtet noch einen weiteren Faktor: "Wenn man bedenkt, dass es vielleicht Adrians [Newey] letzte volle Saison ist, wird er wahrscheinlich am Ende ordentlich punkten wollen."