Was waren das für Zeiten, als Red Bull Racing die Formel 1 nach Belieben dominierte, der Konkurrenz um die Ohren fuhr und einen Sieg nach dem anderen feierte. Doch seit im letzten Jahr das neue Motorenreglement eingeführt wurde, ist nichts mehr so, wie es einst war. Zwar gewann Red Bull 2014 in Person von Daniel Ricciardo drei Rennen, was allerdings zu einem Gutteil der Schwäche von Mercedes in den jeweiligen Grands Prix und nicht der eigenen Stärke geschuldet war.

Nur 2005 blieb Red Bull ohne Podium, Foto: Sutton
Nur 2005 blieb Red Bull ohne Podium, Foto: Sutton

In dieser Saison sieht die Situation reichlich trist aus. Nach neun Saisonrennen steht das vierfache Weltmeisterteam noch immer ohne Podiumsplatzierung da, und angesichts der Konkurrenz von Mercedes, Williams und Ferrari besteht die realistische Chance, dass dies auch bis zum Finale in Abu Dhabi so bleibt. Red Bull rangiert in der Konstrukteurs-Wertung lediglich auf dem abgeschlagenen vierten Platz und muss den Blick sogar nach hinten richten, wo Force India mit Mercedes-Power und dem verbesserten B-Auto lauert.

Sollte Red Bull in diesem Jahr tatsächlich ohne Podium bleiben, wäre dies erst das zweite Mal in der Geschichte des Teams der Fall. Nur 2005, in der Premierensaison des österreichisch-britischen Rennstalls, fuhren die Piloten, die damals David Coulthard, Christian Klien und Vitantonio Liuzzi hießen, beständig am Treppchen vorbei. Angesichts der bisherigen Performance stellt sich Daniel Ricciardo bereits darauf ein, dass es zu einem unliebsamen Déjà-vu kommt.

Blick auf 2016

"Ich denke, in diesem Jahr kann man kaum mehr etwas erwarten", meinte der Australier hinsichtlich Motorenpartner Renault, der erst nach der Sommerpause eine verbesserte Power Unit an den Start bringen will. "In diesem Jahr werden wir ein paar kleine Schritte machen, aber ich glaube nicht, dass wir jene 50 Prozent Power finden werden, die uns fehlen", gab er sich keinen Illusionen hin.

Deshalb hat Ricciardo 2015 bereits abgeschrieben und richtet den Fokus auf 2016, wenn Red Bull hofft, endlich wieder wettbewerbsfähig zu sein. Zuletzt geisterten Gerüchte um den Wechsel des Motorenpartners durch den Raum, namentlich Mercedes (Aston Martin) und Ferrari, doch die wahrscheinlichste Variante ist, dass man Renault bis zum Vertragsende die Treue halten wird. "Der Titelkampf ist außer Reichweite, deshalb ist es wichtig, dass sich das Team bereits ein Meisterschaftsziel für nächstes Jahr setzt", forderte Ricciardo Weitblick.

Eine der wenigen Chancen, um 2015 doch noch auf das Podium zu fahren, bietet sich vermutlich beim letzten Rennen vor der Sommerpause in Budapest. Der Hungaroring fordert verhältnismäßig wenig Motorleistung und belohnt gute Aerodynamik, was dem RB11 entgegenkommen sollte. Hoffnung macht auch der Umstand, dass Red Bull in der zweiten Jahreshälfte traditionell zulegen kann. So gewann etwa Sebastian Vettel 2013 die letzten neun Saisonrennen und sicherte dem Team den vierten und bis dato letzten Weltmeistertitel.

Selbst Ricciardo vergeht dieser Tage das Lachen, Foto: Sutton
Selbst Ricciardo vergeht dieser Tage das Lachen, Foto: Sutton

Kvyats Entwicklung macht Freude

Wenn es momentan schon keine großen Erfolge gibt, über die man jubeln kann, muss man sich der kleinen Dinge des Rennfahrerlebens erfreuen. Dazu zählt die Entwicklung von Daniil Kvyat, der einige Zeit brauchte, bis er sich bei seinem neuen Arbeitgeber eingelebt hatte, mittlerweile aber bei Red Bull angekommen ist. Der Russe entschied die letzten vier Qualifyingduelle gegen Ricciardo für sich und belegte jüngst in Silverstone den sechsten Platz.

Diese Entwicklung sieht Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko mit Wohlwollen. "Daniil hatte einen schwierigen Start bei Red Bull, hauptsächlich wegen technischer Probleme. Aber er hat sich jetzt erholt", sagte der Österreicher, ehe er einen Seitenhieb in Richtung Renault losließ. "Wir können nur das Beste aus dem machen, was wir haben. Es ist schwierig, einen Fahrer motiviert zu halten, wenn er solche Nachteile in Sachen Power hat."