Das vorläufige Bild nach den Freitagstrainings in Montreal überrascht wenig. Hinter den dominanten Silberpfeilen scheint ein Zweikampf zwischen Red Bull und Ferrari um den verbliebenen Podestplatz zu entbrennen. Sebastian Vettel schob sich mit einer späten schnellen Runde zwar knapp vor Kimi Räikkönen und Fernando Alonso auf Rang drei, allerdings war die Strecke zu diesem späteren Zeitpunkt aufgrund des höheren Griplevels bereits besser. Angesichts der verschiedenen Trainingsprogramme der Teams ist das wahre Kräfteverhältnis zwar noch nicht eindeutig identifizierbar, allerdings scheint ein harter Kampf zwischen Ferrari und Red Bull mehr als nur eine Wahrscheinlichkeit.

In gewohnter Manier zeigte sich Räikkönen an den Tagesergebnissen wenig interessiert, signalisierte aber, dass Ferrari trotz des vernünftigen Abschneidens noch viel Arbeit zu erledigen habe. "Ich hatte heute Morgen ein Problem mit dem Antrieb meines Autos und habe einige Zeit verloren, was mich schon wurmt", verrät der Finne. "Ich wollte so viele Runden wie möglich abspulen und vor allem der Freitagmorgen ist immer hinsichtlich der Setup-Auswahl entscheidend. Es ist schwierig, im Moment schon genau vorherzusehen, wo wir tatsächlich stehen, aber zumindest hat sich mein Fahrgefühl noch verbessert." Bei 100% sieht Räikkönen sein Paket für das Wochenende allerdings noch nicht. "Wir müssen sicherstellen, dass wir für Morgen Adaptionen in die richtige Richtung vornehmen. Ein gutes Qualifying ist wie immer die Voraussetzung für ein erfolgreiches Rennen."

Versteckte Probleme bei Ferrari

Auch Alonso sieht trotz des annehmbaren Ergebnisses noch Verbesserungspotential, das das Team vor allem hinsichtlich des Duells mit Red Bull maximal ausloten müsse. "Ich bin natürlich nicht unzufrieden mit dem Ergebnis heute, denn wir haben viele Daten gesammelt und zumindest an meinem Auto ist kein Problem aufgetreten. Wir haben einige neue Teile an die Strecke gebracht und ich hoffe, dass wir es bis zum Qualifying schaffen, das Maximum herauszuholen. Die Konkurrenz ist stark und wir brauchen die bestmögliche Ausgangsposition. Da die Reifen extrem stabil sind, denke ich nicht, dass sich über die Strategie allzu viel herausholen lässt. Wir müssen uns also schon morgen in eine starke Position bringen."

Mit der schnellsten seiner insgesamt 46 Runden von 1:16.648 Minuten lag Räikkönen knapp eine halbe Sekunde hinter dem Tagesschnellsten Hamilton. Alonso sortiere sich eine halbe Zehntelsekunde dahinter ein, kam jedoch auf zwei Umläufe mehr als der Teamkollege. Obwohl beide Piloten knapp 30 Runden weniger zurücklegten als der Fleißigste Fahrer des Tages - McLarens Kevin Magnussen - sieht Chefingenieur Pat Fry keinen Nachteil für sein Team. "Von außen sah es wahrscheinlich so aus, als hätten wir einen normalen Trainingstag gehabt, aber vor allem bei Kimi gab es einige Problem. Wir haben aber dennoch genug Daten gesammelt, die beiden verschiedenen Programme komplett abgespult, und sollten zum Qualifying top aufgestellt sein."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Das Duell Red Bull gegen Ferrari könnte zu einem der Highlights des Wochenendes werden. Auf eine schnelle Runde lagen Vettel, Räikkönen und Alonso am Freitag quasi gleichauf. Die Longrun-Analyse offenbarte, dass Vettel vs. Räikkönen auf der Soft-Mischung Vorteile hatte, wohingegen Alonso gegenüber Daniel Ricciardo auf der Supersoft-Mischung vorne lag. Bereits morgen sollten wir mehr Aufschluss darüber erhalten, in welche Richtung sich das Duell zumindest auf dem Papier entwickelt. Ein echter Leckerbissen erwartet uns (Samy Abdel Aal).