Folgt am Sonntag der vierte Streich von Lewis Hamilton? Das ist die wichtigste Frage, die sich die F1-Welt derzeit stellt. Es ist auch fast die einzige, denn die Kräfteverhältnisse an der Spitze sind deutlicher denn je.

Mercedes liegt meilenweit voran. Auch wenn Hamilton nach seiner Pole Position meinte: "Insgesamt fühle ich mich nicht schnell genug." Die Verzweiflung, die seinem Teamkollegen Nico Rosberg und dem Drittplatzierten Daniel Ricciardo ins Gesicht geschrieben stand, sprach allerdings eine andere Sprache. Ein Blick auf die Bestzeiten bestätigt diesen Eindruck.

In jeder einzelnen Session des Wochenendes lag ein Mercedes voran. War es am Freitag noch zweimal Hamilton, so konnte Rosberg am Samstag zurückschlagen. Der Wiesbadener lag sowohl im 3. Training als auch in den ersten beiden Quali-Abschnitten vor Hamilton. Doch im entscheidenden Moment war Hamilton der um 0.168 Sekunden schneller Silberpfeil. Schon das ganze Wochenende über war Mercedes das einzige Team, das in die Nähe von 1:26er-Zeiten kam. Im Qualifying wurde diese Marke sogar deutlich unterboten, sehr zum Missfallen von RBR-Sportchef Helmut Marko, der nur meinte: "Ob wir eine Sekunde oder acht Zehntel hinten liegen ist auch schon wurscht."

Ein Schluss, der sich uns schon nach der Longrun-Analyse am Freitagabend aufdrängte, verfestigte sich am Samstag. So wie das Kräfteverhältnis aktuell aussieht, liegt Mercedes klar vor Red Bull, das wiederum klar vor Ferrari liegt. Der Rest folgt erst dahinter.

Der Vettel-Faktor

Was kann Sebastian Vettel vom 15. Startplatz ausrichten? Während Daniel Ricciardo in Barcelona bislang gut in Schwung kam, lief es beim Weltmeister noch überhaupt nicht. Ein Defekt in Q3 samt anschließendem Getriebewechsel brachte ihm den schlechten 15. Startplatz ein. Über Vettels tatsächliche Performance lässt sich nach 24 Trainings- und 11 Quali-Runden kaum etwas sagen. Mit 20 Runden war er in FP3 immerhin der fleißigste Pilot. Vergleicht man die Zeiten aus dieser Session mit jenen von Valtteri Bottas und Romain Grosjean, die am Sonntag von P4 und P5 starten, so liegen diese in etwa auf dem gleichen Niveau. Ricciardo hingegen war - wie die Mercedes - deutlich schneller.

Massive Defizite hat Red Bull erneut beim Top-Speed, auch wenn dieser Nachteil auf dem Circuit de Catalunya nicht so schwer wiegt wie auf anderen Strecken mit weitaus längeren Geraden. Dennoch kamen Ricciardo (320,9 km/h Topspeed) und Vettel (320,4) in der Qualifikation nur knapp über die 320-km/h-Marke. Nur der früh gecrashte Pastor Maldonado und der von einem Power-Unit-Defekt heimgesuchte Kevin Magnussen waren bei der Messung noch langsamer. Zum Vergleich: Die Top-Werte erzielten die Toro Rosso mit 337,7 bzw. 335,8 km/h, Dominator Mercedes kam zumindest locker über die 330 km/h (Hamilton 334,4 bzw. Rosberg 331,3).

Fazit

Die Podiumsplätze am Sonntag können Hamilton, Rosberg und Ricciardo wohl nur durch Defekte oder Unfälle entrissen werden. Dahinter wird es interessant zu sehen sein, ob und wie lange Bottas und Grosjean sich gegen die Ferrari hinter ihnen wehren können. Dank Vettels schlechtem Startplatz darf man zumindest auf einige Überholmanöver gespannt sein. Insofern sein RB10 nicht am dritten Tag des Rennwochenendes den dritten Defekt erleidet.