Für die Mercedes-Jäger sollte der Spanien GP nicht nur der Auftakt der Europasaison sein. Es sollte auch der Beginn einer ganz neuen Saison sein, einer Saison, in der Mercedes nicht mehr in einer eigenen Liga fährt. Nach dem Freitag in Barcelona lässt sich aber sagen: An der Spitze ist alles beim alten geblieben - zumindest beim Blick auf die Ergebnisliste. Doch wie sieht es bei den Dauerläufen aus? Motorsport-Magazin.com macht den Check.

Reifen-Probleme gibt es in Barcelona nicht mehr, Foto: Sutton
Reifen-Probleme gibt es in Barcelona nicht mehr, Foto: Sutton

Um eine Sache vorwegzunehmen: Mercedes ist unschlagbar. Sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, geht auch auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya kein Weg an den Silberpfeilen vorbei. Vor dem Wochenende setzten viele nicht nur auf die zahlreichen Updates der Konkurrenz, auch die Reifen könnten zum Problem werden.

Doch Pirelli bringt die zwei härtesten Mischungen mit nach Barcelona, um ein Reifen-Desaster mit vier Boxenstopps pro Pilot wie im vergangenen Jahr zu verhindern. Das Ergebnis: Lewis Hamilton konnte 22 Runden auf dem weicheren der beiden Reifen fahren, Daniel Ricciardo schaffte sogar 29. Dabei knickten die Beton-Reifen nicht einmal merklich ein.

Hamilton in einer anderen Liga

Doch wie sieht es an der Spitze konkret aus? Ricciardo fuhr zwar den längsten Longrun, den schnellsten fuhr aber Lewis Hamilton. Im Schnitt war der Brite rund 0,5 Sekunden schneller als der Australier. Das ist zwar deutlich weniger, als der Abstand, den der Red-Bull-Pilot auf seiner schnellsten Runde aufzuweisen hatte, dennoch sind fünf Zehntelsekunde eine Menge Holz. Außerdem sind auch die Spritmengen unbekannt. Bei der schnellen Runde kann man zumindest davon ausgehen, dass alle Piloten mit ähnlich leeren Tanks unterwegs waren.

Was macht Rosberg?

Nico Rosberg konnte im ersten Freien Training lediglich neun Runden zurücklegen, entsprechend hatte der Deutsche am Nachmittag einen kleinen Rückstand aufzuholen. Auf eine einzelne Runde gelang Rosberg das nicht, knapp eine halbe Sekunde war er langsamer als sein Teamkollege. Die Longrun-Zeiten sind leider nicht besonders aussagekräftig.

"Leider kam Nico in Verkehr", so Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. "Somit ist es schwieriger, seine Pace genau zu analysieren." Wolffs Aussagen werden von den GPS-Aufzeichnungen belegt. Rosberg hatte in kaum einer Runde freie Bahn. Dadurch erklären sich auch die vielen Extrema im Longrun des WM-Führenden. Dennoch: Auch die wenigen freien Runden, die Rosberg erwischte, waren langsamer als Hamiltons.

Wo steht Ferrari?

Fernando Alonso überraschte in China mit Platz drei. Gegen die Mercedes konnte der Spanier zwar nichts ausrichten, die Red Bulls konnte er aber hinter sich lassen. Vor heimischer Kulisse wird es schwer, dieses Kunststück zu wiederholen. Weil Ferrari die Programme von Alonso und Kimi Räikkönen splittete, stehen nur vom Finnen repräsentative Zeiten auf den Medium-Reifen zur Verfügung.

Und da fehlen dem Finnen etwas weniger als fünf Zehntelsekunden pro Runde auf Ricciardo. Der Ferrari-interne Vergleich ist ebenfalls interessant: Wie verhalten sich die Mediums zu den härteren Reifen? Die Antwort fällt eindeutig aus: Der weichere Compound ist nicht nur deutlich schneller, sondern hält auch ähnlich gut wie der härtere.

Alonso beklagte sich bereits über die zu harten Reifen: "Meiner Meinung nach ist die Reifenwahl für die Strecke zu konservativ." Auch Ferraris Technikdirektor Pat Fry ist der Meinung, dass der harte Reifen zu wenig Grip bietet. "Aber damit haben alle Teams zu kämpfen", so Fry gelassen.

Was machen die Verfolger?

Die Rangordnung an der Spitze scheint klar. Mercedes vor Red Bull vor Ferrari. Oder muss sich Ferrari nach hinten umsehen? Die Antwort lautet nein. Denn hinter Ferrari klafft die nächste große Lücke zu den Verfolgern. An der Spitze könnte die Fans somit ein recht eintöniges Rennen erwarten, dahinter sieht es etwas spannender aus.

Denn hinter Ferrari lässt sich keine Hackordnung ausmachen. McLaren, Williams, Force India - und vielleicht auch Lotus - scheinen auf einem Niveau zu fahren. Weil keine Boxenstopp-Orgie wie im Vorjahr erwartet wird, werden die Positionen wohl auf der Strecke ausgemacht. Zumindest im Verfolger-Feld könnten die Ränge also bunt durchgemischt werden.