Bei Williams waren die Gesichter nach dem Bahrain Grand Prix lang. Nach den Startplätzen drei und sieben hatte sich die Mannschaft deutlich mehr als Rang sieben für Felipe Massa und Rang acht für Valtteri Bottas ausgerechnet. "Wir haben heute auf mehr Punkte gehofft, aber immerhin waren beiden Autos in den Top-10 und auch zehn Punkte sind wichtig für das Team", erklärte Bottas.

Für Massa ist klar: Dieses Ergebnis zeigt nicht das wirkliche Potenzial des FW36. "Wir hätten heute nicht auf Platz sieben, sondern im schlechtesten Fall in den Top-5 landen sollen", ärgerte sich der Brasilianer. "Wir hätten bei Force India sein sollen und nicht hinter Red Bull." Dennoch konnte er dem Rennen viel Positives abgewinnen, schließlich weiß Williams nun, dass das Team bei der Musik ist und vorne mitkämpfen kann.

Start in zwei Welten

Dabei begann das Rennen für Massa wie in einem Traum. "Ich weiß nicht, was ich gemacht habe", lachte Massa über seinen Ritt von Rang sieben in die Top-3 bis zur ersten Kurve. "Es war einfach alles perfekt und ich hatte guten Grip." Für kurze Zeit sah es so aus, als könne der Williams-Mann um einen Podestplatz kämpfen, auch wenn Mercedes bereits nach wenigen Runden enteilt schien.

Deutlich weniger Positives gab es am Start bei Bottas zu vermelden. Der Finne blieb im Vergleich zur Konkurrenz schier stehen und musste neben Teamkollege Massa auch Sergio Perez im Force India ziehen lassen. "Es lief ab dem Start in die falsche Richtung. Sobald ich von der Kupplung ging, hatte ich durchdrehende Räder. Dabei habe ich viele Positionen verloren", ärgerte sich Bottas.

Williams haderte mit drei Stopps, Foto: Sutton
Williams haderte mit drei Stopps, Foto: Sutton

Reifen machten unerwartet schlapp

Nach den Longruns setzte Williams auf eine Zweistopp-Strategie, doch bereits nach wenigen Rennrunden war klar, dass diese nicht gelingen würde. "Besonders die Hinterreifen haben viel stärker als erwartet abgebaut", schilderte Bottas. "Wir planten zwei Stopps, mussten das aber schnell ändern und das hat uns nach hinten gespült."

Diese Probleme kamen für die Mannschaft recht unerwartet, denn bei den Testfahrten sei der Verschleiß der Hinterreifen noch deutlich besser gewesen. "Die Force India gingen einfach deutlich besser mit den Reifen um. Sie konnten zwei Stopps machen, wir nicht. Im Vergleich zu unseren direkten Konkurrenten bauen unsere Hinterreifen zu schnell ab", fügte Massa hinzu. Das sei einer der Punkte auf der Agenda, denn der Sanftmut des Force India in Bezug auf die Reifen sei kein Geheimnis.

Safety Car zum dümmsten Zeitpunkt

Dass Force India vor beiden Williams lag, konnte das Team noch verschmerzen. "Sie hatten aus den Kurven heraus die bessere Traktion. Wir waren ein paar Mal sehr nah dran, aber es hat nie gereicht", erinnerte sich Bottas. Dass die Mannschaft durch den unglücklichen Zeitpunkt des Safety Cars aber auch noch beide Red Bulls passieren lassen musste, war nicht geplant. "Unsere Pace war besser als die der Red Bull, aber durch die Strategie und das Safety Car sind sie vorbeigezogen", erklärte Bottas auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Überholen war zu diesem Zeitpunkt schwierig. Wir hingen alle im Zug fest und jeder hatte durch seinen Vordermann DRS zur Verfügung."

Angst vor der Konkurrenz

Während sich Williams nach den Testfahrten noch als zweite Kraft hinter Mercedes glaubte, kommt die Konkurrenz nun mit schnellen Schritten. Neben Red Bull ist nun auch Force India im Kampf um den ersten Platz des 'Best of the Rest.' "Im Moment holt jeder auf und wir müssen wirklich Druck machen. Hinter Mercedes ist es in den Top-10 so eng, dass jedes kleine Teil helfen kann", sagte Bottas auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Speziell die Teile sind aber noch das Problem von Williams. "Die anderen Teams haben aufgeholt, weil wir uns nicht so sehr verbessert haben", warnte Massa. "Das Auto, das wir hier hatten, ist mehr oder weniger das Auto der Testfahrten." Allerdings sieht Massa Licht am Ende des Tunnels. Der Williams sei extrem schnell auf der Geraden und auch der Spritverbrauch stelle kein Problem dar. Lediglich die Kurven machen durch den fehlenden Abtrieb noch das Leben schwer. "Aber wenn du ein Auto hast, das langsam auf der Geraden ist und gleichzeitig keinen Abtrieb hat, ist das deutlich schwieriger als bei uns."

Dementsprechend entspannt bleibt Performance-Chef Smedley gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir haben keine Panik davor, dass wir zurückfallen könnten", sagte er offen. Im Moment sei das Entwicklungsrennen in vollem Gange und Williams müsse mit den neuen Strukturen im Team richtig arbeiten. "Das gilt auch für den Windkanal. Wir wissen alle, was in der Formel 1 wichtig ist. Wir brauchen so viel aerodynamische Entwicklung am Auto wie möglich - natürlich auch in den anderen Bereichen."

Dementsprechend warnte der Brite davor, sich nun ausschließlich auf die stark abbauenden Hinterreifen zu konzentrieren. "Das ist eine Aerodynamik-Formel-Serie und es gibt hunderte, wenn nicht tausende Dinge, die wir angreifen müssen." Erst wenn all dies ineinandergreifen würde, wäre ein großer Unterschied zu erkennen.