Ferrari ging beim Großen Preis von Bahrain die Luft aus. Fernando Alonso und Kimi Räikkönen beendeten das Rennen in der Wüste auf den Plätzen neun und zehn. Keine Chance für die Scuderia gegen die Konkurrenz aus dem Hause Mercedes. Auf den vier langen Geraden konnten die beiden Ferraris gar nicht schnell genug schauen, schon waren Williams, Force India und Co. vorbeigezogen. Topspeed und Power als großes Manko, wie Räikkönen schmerzlich erfahren musste. "Ein Force India überholte mich ausgangs Kurve acht, das war eine andere Klasse", räumte der Finne ein.

Beide Ferrari-Piloten waren sicher: Bahrain war die schwierigste Strecke für den F14 T-Boliden. "Uns mangelte es hier an Performance und vor allem am Topspeed", stellte Alonso die große Schwäche des eigenen Autos heraus. "Mehr als der neunte und zehnte Platz war heute nicht für uns drin. Acht andere Fahrer waren besser als wir - das wollen wir so schnell wie möglich ändern, am liebsten schon in China."

Keine Chance gegen Force India, Foto: Sutton
Keine Chance gegen Force India, Foto: Sutton

Ferrari ist nicht dumm

Ferrari hat einiges an Aufholbedarf, doch völlig abgeschlagen ist das Team aus Maranello nicht. Alonso bewies mit seinen beiden vierten Plätzen in Melbourne und Malaysia, dass der F14 T durchaus seine Stärken hat. Nur für die Spitze reicht es noch nicht. "Wir wissen, was wir tun müssen", meinte Räikkönen. "Wir sind ja nicht dumm, aber Zeit ist der große Faktor. Manche Dinge kann man nicht über Nacht ändern. Aber ich glaube an das Team und daran, dass wir den Spieß umdrehen können."

Nach den beiden aufeinanderfolgenden Rennen hat Ferrari nun zwei Wochen Zeit sowie den Test in Bahrain kommende Woche, um das Auto konkurrenzfähiger zu machen. Einen Denkanstoß an die hohen Ansprüche gab es an diesem Wochenende in Form von Luca di Montezemolo, der sich das Treiben seiner Angestellten aus nächster Nähe betrachtete und die Fahrer persönlich ins Gebet nahm.

Sebastian Vettel schnappt sich später beide Ferraris, Foto: Sutton
Sebastian Vettel schnappt sich später beide Ferraris, Foto: Sutton

Treffen mit dem Boss

"Wir waren zehn Minuten in meinem Raum und haben besprochen, wie es weiter geht", erzählte Alonso von seinem Treffen mit dem großen Boss, der während der 57 Rennrunden alles andere als glücklich aussah. "Der Präsident kann sich sicher sein, dass wir Tag und Nacht arbeiten, um die Situation zu verbessern - niemand hier ist zufrieden." Gleichzeitig wollte Alonso nicht alles schlechtreden, schließlich verfüge das eigene Auto auch über gewisse Stärken - nur konnte es diese in Bahrain überhaupt nicht ausspielen.

"Das hängt von Strecke zu Strecke ab", sagte der Spanier. "Da kommen unsere Stärken dann mehr zum Tragen. Wenn wir in den nächsten beiden Rennen schneller sind als Hülkenberg und Williams, dann werden sie sagen müssen, dass ihnen etwas zu Ferrari fehlt, weil wir vielleicht den besseren Speed in den Kurven haben. Strecken wie Barcelona und Monaco sollten uns besser liegen, da sind hoffentlich ein paar Podestplätze drin."

Großes Interesse an Luca di Montezemolo, Foto: Sutton
Großes Interesse an Luca di Montezemolo, Foto: Sutton

Mercedes ist uneinholbar

Fraglich allerdings, ob sich Montezemolo damit zufrieden gibt, dass Ferrari von solchen Umständen abhängt, statt überall den Ton anzugeben. Doch Fakt ist: Mercedes ist derzeit uneinholbar. "Im ersten Teil der Saison war es nicht möglich, sie einzuholen", räumte Alonso ein. "Aber das gab es auch schon bei Brawn GP, als sie die ersten sechs, sieben Rennen dominierten und zum Ende der Saison ein paar Probleme hatten."

Die frühere Truppe von Ross Brawn sicherte sich allerdings trotzdem die Weltmeisterschaft. "Wir haben ja das Potenzial und alles in unserer Hand", antwortete Alonso und spielte auf die üppig dimensionierten Ressourcen in Maranello an. "Ich werde nicht sagen, dass die WM verloren ist, bis es mathematisch soweit ist. Ich werde seit dem ersten Rennen von Donnerstag bis Sonntag zur Meisterschaft befragt - hoffentlich müsst ihr bis Abu Dhabi auf eine klare Antwort warten und dann am besten eine negative."

Alonso und Räikkönen: Abgeschlagen in der Wüste, Foto: Sutton
Alonso und Räikkönen: Abgeschlagen in der Wüste, Foto: Sutton

Unfallopfer Räikkönen

Räikkönen hätte zumindest die eine oder andere Ausrede parat, warum es bei ihm noch nicht läuft, doch der Finne wollte trotz seines erneuten Kontaktes mit Kevin Magnussen und einem weiteren Rempler mit einem Toro Rosso während des Rennens keine Ausflüchte suchen. "Ich weiß nicht, ob ich dabei einen Schaden davongetragen habe", sagte er. "Aber ich will das auch nicht als Ausrede gelten lassen. Uns fehlte einfach Speed auf der Geraden und auch ein bisschen Downforce."

Selbst die beiden Red Bulls konnten Alonso und Räikkönen nicht in Schach halten, auch wenn sich der Nachteil auf den Geraden nicht so groß war. "Die Red Bulls können wir auf den Geraden zwar hinter uns halten, aber in den Kurven kommen sie dafür näher", erklärte Räikkönen. "Trotzdem denke ich, dass wir das Auto ein bisschen verbessert haben - leider haben die Ergebnisse das nicht gezeigt. Im Moment sind es harte Zeiten, aber wir bekommen das hin." Montezemolo wird genau hinschauen, notfalls auch direkt an der Strecke.