Der Australien GP nimmt ein bitteres Ende für Daniel Ricciardo und Red Bull Racing. Der Australier wurde von den Stewards disqualifiziert und verliert damit seinen zweiten Platz, den er in seinem ersten Rennen für Red Bull und vor seinen heimischen Fans herausgefahren hat. Der Vorwurf der Stewards: Ricciardos Bolide soll konstant die maximale Benzindurchflussmenge von 100kg/Stunde überschritten und damit Artikel 5.1.4 des technischen Reglements und 3.2 des sportlichen Reglements verstoßen haben.

Urteilsbegründung - die wichtigsten Punkte

  • Während des Freien Trainings lieferte das FIA-Fuel-Flow-Meter am RB10 von Daniel Ricciardo abweichende Daten
  • Deshalb entschied sich Red Bull dazu, am Samstag ein neues FIA-Fuel-Flow-Meter einzubauen
  • Der neue Sensor lieferte aber weder für die FIA, noch für Red Bull ausreichend genaue Daten
  • Die FIA wies Red Bull an, wieder das ursprüngliche Exemplar einzubauen, nachdem es zuvor gecheckt und für ausreichend genau befunden wurde
  • Red Bull folgte der Anweisung der FIA und baute das ursprüngliche FIA-Fuel-Flow-Meter wieder ein
  • Gleichzeitig wurde Red Bull darauf hingewiesen, die eigenen, nicht mit dem FIA-Fuel-Flow-Meter zusammenhängenden Berechnungen anzupassen
  • Red Bull wollte sich aber nicht auf die Messungen des FIA-Fuel-Flow-Meters verlassen und fuhr im Rennen nach den eigenen - nicht angepassten - Berechnungen
  • Dabei schreiben die Regularien eindeutig vor, dass nur die FIA darüber entscheiden darf, ob die Werte eines Fuel-Flow-Meters ausreichend genau sind
  • Sollte die FIA die Messung anzweifeln, gibt es eine Backup-Lösung. Diese Backup-Lösung ist eine Berechnung, wie sie Red Bull selbst durchgeführt hat - allerdings mit einem von der FIA bestimmten Korrektur-Faktor
  • Die FIA registrierte während des Rennens einen zu hohen Benzindurchfluss bei Ricciardo und wies Red Bull daraufhin, den Durchfluss zu senken
  • Red Bull entschied sich allerdings dafür, den Durchfluss nicht anzupassen

Unmittelbar nach dem Rennen im Albert Park wurden die Teamverantwortlichen zu den Stewards zitiert, um Unregelmäßigkeiten in punkto Benzinfluss zu klären. Der Wert von 100 Kilogramm pro Stunde gilt allerdings nur in einem bestimmten Drehzahlbereich. Maximal dürfen pro Stunde 100 Kilogramm Treibstoff in den Motor injiziert werden. Unterhalb von 10.500 Umdrehungen gibt es eine Formel, die den Durchfluss regelt. Ein höherer Benzinfluss kann die Leistung des Verbrennungsmotors erhöhen.

Mehr Benzin, höhere Drehzahl

Die Teams nutzen die Maximaldrehzahl von 15.000 Umdrehungen pro Minute gar nicht aus, weil ab einer gewissen Drehzahl die Leistung wegen des Durchflusslimits nicht mehr zunimmt. Lediglich die Reibung erhöht sich, was die Effizienz sinken lässt. Somit könnte Ricciardo durch den höheren Benzinfluss mehr Leistung zur Verfügung gestanden haben. Die FIA erhält vom Einheits-Flow-Meter genaue Daten darüber, wie viel Benzin vom Start des Rennens bis zum Durchfahren der Ziellinie benötigt wird - und auch darüber, wieviel Benzin zu jedem Zeitpunkt fließt.

Bereits im Vorfeld kündigte Rennleiter Charlie Whiting an, keine Toleranz beim Überschreiten der Grenzen zu zeigen. Die Disqualifikation löst wieder neue Debatten aus. Schon früh gab es Stimmen, das Einheitsbauteil könnte nicht genau genug sein. Während der Freien Trainings zeichnete sich ein Problem bei der Überwachung ab. Vor dem Qualifying verkleinerte die FIA die Abtastrate des Durchflusses von 10 auf 5 Hertz. Aus Zeitgründen konnte die FIA allerdings die Überwachung für das Qualifying noch nicht umstellen, dieser Wechsel erfolgte erst zum Rennen.

Durch die Disqualifikation rückt Kevin Magnussen bei seinem ersten Grand-Prix-Einsatz auf Rang zwei nach vorne. Jenson Button erhält nachträglich den Pokal für Platz drei. McLaren baut somit die Führung in der Konstrukteurs-WM weiter aus. Den letzten Punkt erbt Sergio Perez.

Update: Red Bull legt Einspruch ein

Kaum war das FIA-Urteil ausgesprochen, flatterte eine offizielle Stellungnahme von Red Bull ein. Das Team teilte mit, dass man gegen die Disqualifizierung Einspruch einlegt. Ihre Begründung für den Einspruch ist die Inkonstanz des Einheits-Flow-Meters der FIA über das gesamte Wochenende hinweg. "Das Team und Renault sind überzeugt, dass die Benzinmenge, die in den Motor injiziert wurde, vollständig dem Reglement entspricht", hieß es in dem Statement.

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali vertraut bei dieser Angelegenheit auf den Weltverband. "Ich habe innerhalb der Teams so viel darüber gehört, aber wir müssen darauf vertrauen, dass diese Sache gut von der FIA gemanagt wird. Mehr Informationen habe ich dazu nicht, aber die FIA wird ihren Job gut machen und ich bin mir sicher, dass es da kein Problem geben wird."

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint - Die Disqualifikation von Daniel Ricciardo ist nicht nur für den Australier selbst ein schwerer Rückschlag. Nach dem Ausfall von Sebastian Vettel bedeutet die Strafe für Red Bull eine Doppelnull beim Saisonauftakt, wobei anzunehmen ist, dass das Team alles tun wird, um die Strafe anzufechten. Berufung? Wahrscheinlich! Der große Verlierer ist allerdings der Sport selbst, denn mit politischen Querelen in eine neue Saison zu starten, ist niemals gut. (Kerstin Hasenbichler)