Land unter in Sao Paulo. Der Auftakt zum Saisonfinale auf dem Autodromo Carlos Pace fiel am Freitag gehörig ins Wasser und für den Rest des Rennwochenendes ist lediglich bedingt Besserung in Sicht. Sowohl während der ersten als auch der zweiten Trainingssession öffnete der brasilianische Himmel nahezu unaufhörlich seine Schleusen und setzte die Strecke gehörig unter Wasser, weshalb auch die anberaumten Tests mit den 2014er-Reifen nicht stattfinden konnten. Motorsport-Magazin.com hörte sich im Fahrerlager um und erkundigte sich, wie die Piloten mit den widrigen Umständen zurechtkamen und welche Erwartungen sie für das weitere Wochenende haben.

Uneinigkeit bei Mercedes

In beiden Trainingssitzungen lachte Nico Rosberg von der Spitze des Zeitentableaus und war dementsprechend gut aufgelegt. "Heute ging es ab wie Schmitz Katze", grinste der Mercedes-Pilot, wohlwissend, dass das Kräfteverhältnis angesichts der äußeren Umstände noch ziemlich unklar ist. Dennoch würde sich der Wiesbadener wünschen, dass es in dieser Tonart weitergeht. "Im Großen und Ganzen sieht es im Nassen relativ gut aus, es kann also ruhig nass bleiben."

Völlig andere Töne schlug hingegen Rosbergs Stallgefährte Lewis Hamilton an, der mit den Plätzen zwei und fünf zwar durchaus ordentlich abschnitt, über sein Arbeitsgerät aber nur den Kopf schütteln konnte. "Es ist in diesem Fahrzeug das schlechteste Jahr meiner Karriere im Nassen", fluchte der 28-Jährige, nachdem er deutlichen Rückstand auf Rosberg aufwies und einen Dreher hingelegt hatte. "Ich habe Probleme, einfach nur auf der Strecke zu bleiben. Ich würde wirklich ein trockenes Wochenende bevorzugen, nur das liegt nicht in unseren Händen."

Gefährliche Strecke

Für die Teams hielten sich die Erkenntnisse am Freitag zwar in Grenzen, ganz unbedeutend war der Trainingstag aber doch nicht, wie Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn bei Motorsport-Magazin.com betonte. "Da kann man noch nicht viel mitnehmen, aber man muss natürlich auch sagen, man weiß nicht, was schlussendlich auf einen während des Qualifyings oder Rennens zukommen wird", erklärte die Österreicherin. "Die äußeren Bedingungen sind hier sehr schwer vorhersehbar und kommen meistens ohnehin anders als man denkt. Sollte es regnen, könnte man also doch einiges gelernt haben."

Auch das Media Center steht unter Wasser, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Auch das Media Center steht unter Wasser, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Die Strecke in Interlagos steht wegen ihrer veralteten Infrastruktur bereits seit geraumer Zeit in der Kritik, besonders prekär wird die Lage jedoch, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet. "Natürlich, sie hat nicht die Auslaufzonen, die andere Strecken haben, was es spannender macht, gerade wenn es regnet", weiß Kaltenborn. Auch Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner würde sich über die eine oder andere Umbaumaßnahme durchaus freuen: "Ich habe heutzutage leider seltener das Vergnügen, die Strecke von der Strecke aus zu betrachten, aber auf jeden Fall könnte das Umfeld etwas aufgehübscht werden."

Schlägt Hülkenberg wieder zu?

2010 stellte Hülkenberg den Williams auf Pole, Foto: Bridgestone
2010 stellte Hülkenberg den Williams auf Pole, Foto: Bridgestone

Aber wie sehen nun die weiteren Prognosen für das finale Rennwochenende der Saison aus? Nicht allzu rosig, so lautet der einhellige Tenor im Fahrerlager zu Sao Paulo. "Unser Wetterbericht sagt, dass es ein bisschen trocken und ein bisschen nass wird - typisches Interlagos-Wetter. Am Sonntag sollte es besser werden und heute war der schlechteste Tag", erklärte Adrian Sutil. Ähnlich sehen es die Wetterfrösche bei McLaren und Jenson Button, der Sieger des Vorjahres, hat einen Wunsch auf den Lippen: "Ich hoffe, dass es nicht die ganze Zeit regnet und wir zumindest die eine oder andere Session im Trockenen haben."

Fallen die Begriffe Regen und Brasilien, ist auch der Name Nico Hülkenberg nicht weit. Der Emmericher nutzte 2010 im Qualifying die Gunst der Stunde und stellte seinen Williams auf nasser Fahrbahn völlig überraschend auf die Pole Position, während er den Grand Prix im Vorjahr in Diensten von Force India einige Zeit anführte. Folgt nun der dritte Streich? "Es gibt eine gute Chance, dass das ganze Wochenende so bleibt", richtete der Sauber-Pilot den Blick gen Himmel. "Aber ich hätte auch nichts gegen trockene Bedingungen. Trocken macht auch Spaß."