Das Rennen in Singapur ist laut dem UBS Strategy Report aus strategischer Sicht eines der herausforderndsten des Jahres. Das liegt zum einen an der hohen Wahrscheinlichkeit einer Safety-Car-Phase und zum anderen an dem hohen Zeitverlust durch einen Boxenstopp. Außerdem ist es eines der längsten - was die reine Renndauer angeht - und eines der härtesten Rennen der Saison. Zudem kann aufgrund der Lage am Meer das Wetter in Form plötzlicher Regenfälle ins Geschehen eingreifen. Für das Rennwochenende sind Temperaturen um die 31 Grad angesagt, Regenschauer sind möglich.

Das Safety Car ist ein wichtiger Faktor in den Überlegungen der Strategen., Foto: Sutton
Das Safety Car ist ein wichtiger Faktor in den Überlegungen der Strategen., Foto: Sutton

Im vergangenen Jahr setzten die Teams aufgrund der zwei Safety-Car-Phasen meist auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Die Teams streben eine möglichst geringe Zahl an Boxenstopps an, da die Geschwindigkeit in der Boxengasse mit 60 km/h sehr niedrig ist und die Fahrer damit viel Zeit verlieren. Die Strategen müssen jedoch berücksichtigen, dass die Boliden zu Beginn des Rennens mit mehr Sprit an Bord unterwegs sind als an vielen anderen Orten, da die Seeluft dichter ist und die Motoren daher mehr Benzin verbrauchen.

Auf dem Marina Bay Circuit werden aufgrund der Start-Stopp-Charakteristik des Kurses vor allem die Hinterreifen stark beansprucht. Die Pneus überhitzen schnell und ihre Performance kann rapide abfallen. Zwar wird es im Rennen aufgrund der Startzeit kühler sein als etwa während des ersten und des dritten Trainings, doch die bereits erwähnte hohe Spritladung wird den Abbau erhöhen. Neben den Reifen werden auch die Bremsen stark beansprucht. 16 Bremszonen gibt es entlang der Strecke, lange Geraden, auf denen sich die Bremsen abkühlen könnten, fehlen. Die glühenden Bremsscheiben erhitzen die Reifen von innen und fördern dadurch den Abbau.

Paul di Resta machte mit Hilfe der Strategie Positionen gut., Foto: Sutton
Paul di Resta machte mit Hilfe der Strategie Positionen gut., Foto: Sutton

In Sachen Strategie war Paul di Resta in den letzten zwei Jahren einer der erfolgreichsten Piloten. 2011 schob er sich von Startplatz zehn auf Rang sechs nach vorne, im vergangenen Jahr verbesserte er sich von Position sechs auf Rang vier. 2011 hatte er einen Satz harter Reifen für das Rennen aufgespart und damit eine Zwei-Stopp-Strategie mit einem mittleren Stint auf den superweichen Reifen bestritten. Indem er einmal weniger stoppte als die Konkurrenz, machte er Positionen gut. Diese Taktik könnten Force India und auch Lotus in diesem Jahr versuchen. Aufgrund der konservativeren Reifenwahl von Pirelli mit dem Medium und dem superweichen Reifen könnten jedoch alle Teams mit zwei Stopps auskommen.

Eine mögliche Strategie wäre, auf den superweichen Pneus zu starten, in Runde 17 auf neue Mediums zu wechseln und auch für den letzten Stint ab Runde 39 Mediums aufzuziehen. Fünf oder sechs Runden hinter dem Safety Car könnten es den Teams jedoch bereits ermöglichen, auf einen Stopp zu verzichten. In jedem Singapur GP gab es mindestens einen Einsatz für Bernd Mayländer, der im Schnitt sechs Runden auf der Strecke blieb.