Sie wurden jüngst zum Technikchef beim Williams F1 Team ernannt - was bringt diese neue Herausforderung mit sich?
Pat Symonds: Zunächst einmal, ich denke Williams ist ein großartiges Team. Die Anlagen und Einrichtungen sind erstklassig und wir haben viele talentierte Leute bei uns. Leider spiegeln die Ergebnisse auf der Strecke nicht unsere reale Qualität wider. Meine Aufgabe ist es also, zu analysieren, warum wir unser Potential nicht ausschöpfen können. Ich werde die notwendigen Veränderungen veranlassen und unseren Fokus auf ein einziges Ziel lenken: Leistung.

Was bedeutet es für Sie, Teil des Williams F1 Teams zu sein?
Pat Symonds: Lustigerweise wurde ich erst vor kurzem von einem guten Freund daran erinnert, dass ich vor einigen Jahren, als ich noch in Diensten von Renault stand, gesagt habe, dass das einzige andere Team in der Formel 1, für das ich je arbeiten würde, Williams sei. Ich habe lange gebraucht, um endlich hier zu sein, jedoch bin ich nun umso glücklicher darüber. Ich bin nun seit ein paar Tagen hier in Groove und was für mich heraussticht, ist einfach, wie herzlich ich von allen aufgenommen wurde. Ich muss nun über 500 neue Namen lernen und mich in der neuen Umgebung zurechtfinden, was sich ein bisschen anfühlt wie der erste Schultag! Ich bin sehr beeindruckt von dem, was ich hier sehe: Die Anlagen und Einrichtungen sind wie gesagt fantastisch, ich weiß, wir haben viele gute Leute hier und bin sehr positiv gestimmt.

Was bedeutet es, nun neben einer Institution wie Frank Williams zu arbeiten - der zudem einst einer Ihrer größten Rivalen war?
Pat Symonds: Frank war immer ein harter Gegner, jedoch ist er auch immer mit der notwendigen Ehre und Würde an die Duelle herangegangen. Manchmal habe ich ihn geschlagen, manchmal habe ich gegen ihn verloren. Jedoch hatte ich immer den größtmöglichen Respekt vor ihm. Ich bin sehr aufgeregt, dass wir nun unsere Kräfte vereinen können, um gemeinsam unsere Rivalen zu besiegen.

Wenn Sie Ihre Karriere Revue passieren lassen, fällt auf, dass Sie mit vielen der großen Fahrer zusammengearbeitet haben. Mit welcher der Größen war es am interessantesten zusammenzuarbeiten?
Pat Symonds: Ehrlicherweise sind die Interessantesten nicht immer die Besten und ich habe viele interessante Fahrer über die Jahre getroffen. Jeder Fahrer hatte seine eigenen Vorzüge, weswegen es Spaß gemacht hat, mit ihm zu arbeiten. Ich habe mit vielen großartigen Fahrern wie Senna, Schumacher und Alonso zusammengearbeitet, aber wenn ich mir einen aussuchen müsste, würde ich mich für Michael entscheiden. Er ist offensichtlich ein gigantisches Talent, denkt zudem wie ein Ingenieur und ist gleichzeitig eine wahrhaftig großartige Person. Er hat es mir definitiv angetan.

Wie beurteilen Sie nach dem, was Sie bereits gesehen haben, die aktuelle Fahrerpaarung aus Pastor Maldonado und Valtteri Bottas?
Pat Symonds: Bisher habe ich sie erst als Außenstehender betrachtet. Ich konnte an meinem zweiten Tag in Grove etwas Zeit mit beiden verbringen und nach dem, was ich dabei gesehen habe, sind beide extrem engagiert und entschlossen, mit dem Team Fortschritte zu machen. Ich freue mich darauf, mit ihnen zusammenzuarbeiten, um noch größeren Erfolg einzufahren. Sie scheinen mir intelligente und engagierte Fahrer zu sein. Daher sollten wir ihnen das Werkzeug geben, ihr Talent zu zeigen.

In Ihrer 30 Jahre dauernden Formel-1-Karriere haben Sie mit einigen der größten Teams und Fahrern Erfolge erzielt. Von 32 Rennsiegen, vier Fahrer- und drei Hersteller-Titeln - was war bislang der Erfolg, auf den Sie besonders stolz sind?
Pat Symonds: Ich sage immer, dass mein bestes Rennen das nächste sein wird. Ich bin nicht wirklich der Typ Mensch, der dazu neigt, viel zurückzublicken. Aber wenn Sie mich nach etwas Besonderem fragen, dann waren das die Jahre Mitte der 90er mit Michael und Mitte der 2000er mit Fernando, wo wir viele dominante Siege hatten. Natürlich bin ich stolz auf diese Erfolge. Aber auf der anderen Seite bin ich ebenso stolz auf Aspekte abseits der Rennstrecke. Die Arbeit, die ich geleistet habe, um verschiedene Teams und Menschen aufzubauen. Es ist schön, zu sehen, dass einige, mit denen ich gearbeitet habe, als sie noch sehr jung waren, jetzt bei verschiedenen Teams verantwortungsvolle Positionen bekleiden. Ich genieße es sicherlich, die Entwicklung von Menschen zu beobachten.

Was bringen Sie zu Williams mit und wie kann Ihre Arbeitsweise dem Team nützlich sein?
Pat Symonds: Mein Hauptziel ist es, dem Team wieder Erfolg zu bringen und ich werde mich voll und ganz darauf konzentrieren. Ich möchte, dass die Menschen, die mit mir arbeiten, diesen Erfolg genießen und ein wesentlicher Teil davon sind, Williams wieder dorthin zubringen, wo es meiner Ansicht nach sein sollte. Es wird seine Zeit brauchen zu analysieren, was passiert, und Dinge zu verbessern. Aber es ist meine Aufgabe, diesen Prozess zu erleichtern.

Können Sie noch in dieser Saison einen Unterschied machen oder werden Sie sich auf nächstes Jahr konzentrieren?
Pat Symonds: Die Entwicklungen gehen den Rest der Saison weiter. Wir haben bis zu Rennen wie Korea und darüber hinaus neue Teile in petto. Auf diese Dinge hatte ich keinen Einfluss, aber ich kann sie im Entwicklungsprogramm sehen. Ich hoffe, dass wir uns einige Details im Windkanal ansehen können, um die Dinge über die kommenden Rennen zu verbessern, und ich werde mir auch die betriebswirtschaftliche Seite ansehen. Grundsätzlich liegt der Fokus viel weiter voraus auf 2014, da dies ein ungemein schwieriges Programm ist - das schwierigste, das wir seit langem in Angriff nehmen mussten. Der FW36 ist auf einem guten Weg und es ist wichtig, dass ich darauf Einfluss nehme. Dabei wird sich mein Einfluss jedoch mehr auf den Prozess als Details auswirken. Hoffentlich zahlt sich das aus und führt zu der Art von Struktur, die einen fortlaufenden Erfolg für das Team bringen kann.