Nach dem Sieg im letzten Rennen vor der Pause in Ungarn geht Mercedes mit breiter Brust in Saisonhälfte zwei. Allerdings wartet mit der Ardennen-Achterbahn in Spa-Francorchamps eine Strecke, auf der Mercedes-Werksteam-Triumphe bislang äußerst rar gesät waren. Nach den jüngsten Erfolgen - Mercedes gewann drei der letzten fünf Rennen - scheinen die Chancen auf den ersten Sieg seit Juan Manuel Fangio 1955 jedoch besser denn je. "Das Layout und die Charakteristik der Strecke sollten unserem Auto liegen", konstatiert Nico Rosberg. "Allerdings verlangt der Kurs nach einer Abstimmung mit sehr wenig Abtrieb, weshalb wir eine andere Aerodynamik-Spezifikation einsetzen werden als beim vergangenen Rennen."

Toto Wolff, Motorsportchef bei Mercedes, warnt trotz der guten Form vor der Pause angesichts der starken Konkurrenz vor zu viel Überschwänglichkeit: "In der ersten Saisonhälfte haben wir die Erwartungen übertroffen. Auf dem Papier sollte die Strecke in Spa unserem Auto liegen und Nico sowie Lewis werden auf einer echten Fahrerstrecke in ihrem Element sein. Wir haben momentan ein starkes All-Round-Paket und sind von unserem Sieg in Ungarn beflügelt. Allerdings werden alle Teams für diese Strecke ein spezielles Paket für wenig Luftwiderstand mitbringen, also werden wir erst am Freitag erfahren, wer den besten Kompromiss gefunden hat."

Um bestmöglich vorbereitet in den Grand Prix von Belgien zu gehen, absolvierten sowohl Lewis Hamilton als auch Rosberg bereits umfangreiche Tests im Rennsimulator in Brackley. Auch der Rest des Teams blickt auf intensive Arbeitstage seit der regulären Werks-Wiederöffnung vor knapp zwei Wochen zurück. "Wir mussten viel Arbeit in einer kurzen Zeitspanne erledigen, um sicherzustellen, dass wir für das kommende Rennwochenende gut vorbereitet sind", verrät Teamchef Ross Brawn. "Auch in diesem Jahr haben wir ein spezielles Aerodynamik-Paket für die besonderen Anforderungen der Strecke in Spa entwickelt. Wir haben die erste Saisonhälfte in Ungarn mit einem Erfolgserlebnis beendet und haben uns eine ähnlich starke zweite Hälfte zum Ziel gesetzt."

Trotz der positiven Stimmungslage und der guten Vorbereitung weiß jeder im Team um die Schwere der kommenden Aufgabe. Wolff stellt klar: "Mit Blick auf die Performance dürfen wir nichts als selbstverständlich ansehen. Spa ist stets eine fordernde Strecke für die Zuverlässigkeit. Um im Rennen ein starkes Teamergebnis erzielen zu können, müssen wir zunächst im Training unsere Hausaufgaben machen."

Mercedes: Spa Bilanz

Mercedes in Spa: Der größte Erfolg der Stuttgarter geht auf das Jahr 1955 zurück, als Juan Manuel Fangio vor seinem Teamkollegen Stirling Moss den Sieg davontrug. Nach Mercedes' Rückkehr als Werksteam stellte Michael Schumachers fünfter Platz aus der Saison 2011 das Höchste der Gefühle dar.

Lewis Hamilton in Spa: Lewis Hamilton konnte den belgischen Klassiker 2010 gewinnen und stand 2008 als Dritter ebenfalls auf dem Podium. In den letzten beiden Jahren sah der Brite das Ziel hingegen nicht - in der Vorsaison wurde er bereits im Zuge der Massenkollision vor Kurve eins aus dem Grand Prix gerissen.

Nico Rosberg in Spa: Drei sechste Plätze stellen Nico Rosbergs Bestleistung in Spa dar. Der Wiesbadener erreichte diesen Rang sowohl 2006, 2010 als auch 2011. Rosberg schied auf der Ardennenbahn zudem noch nie aus.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Alle Augen auf Mercedes! Seit Hamiltons Sieg in Ungarn sind die Silberpfeile Top-Favorit und sollten auch nach der Sommerpause in Spa gut aufgestellt sein: Die Highspeed-Passagen liegen dem starken Mercedes-Motor sowieso. Dass Hamilton in Belgien gewinnen kann, hat er schon 2010 gezeigt und somit darf sich die Konkurrenz warm anziehen. Aber: Das Team bleibt zumindest eine kleine Wundertüte, denn in Spa könnten die neuen Reifen zum Problem werden. Ich sage: Wenn Rosberg und Hamilton den Belgien Grand Prix überleben, müssen sie sich vor Monza keine Sorgen machen - die sollte dann eher Sebastian Vettel um seine WM-Führung haben... (Robert Seiwert)