Nachdem alle Daten analysiert werden konnten und Simulationen abgespult wurden: Wäre am Nürburgring ein Sieg möglich gewesen?
Alan Permane: Nachdem wir das Rennen reflektiert und alle möglichen Szenarien mit unserer Strategie-Analyse-Software durchgespielt haben - so wie wir das jedes Wochenende machen - sind wir zu dem Entschluss gekommen, das Kimi [Räikkönen] und Romain [Grosjean] eine weitaus größere Chance gehabt hätten, Sebastian [Vettel] zu überholen, wenn das Safety-Car 36 Runden vor Ende des Rennens nicht gekommen wäre. Für unsere Idee, Kimi auf eine Zwei-Stopp-Strategie zu setzten, wäre das deutlich angenehmer gewesen. Wir hätten ihn auf seinem zweiten Stint lieber länger fahren lassen, aber wir wurden vom Safety-Car dazu gezwungen, ihn früher reinzuholen.

Es gab eine Menge Diskussionen darüber, ob wir Kimi auf seinem letzten Stint hätten draußen lassen sollen. Aber durch unsere Simulationen wurde klar, dass Seb [Sebastian Vettel] ihn sehr einfach hätte überholen können - vorausgesetzt sein Reifenverschleiß hätte sich linear fortgesetzt. Während darüber nicht im Zweifel sind, ist es fraglich, was passiert wäre, wenn sich der Reifenabbau zum Ende des Rennens hin verschlimmert hätte. Das war der Fall bei ein paar anderen Fahrer, die sich für diese Strategie entschieden hatten. Sie wurden dann später im Rennen sehr leicht überholt. Dann wäre es wahrscheinlicher gewesen, dass Kimi auf den vierten Platz zurückgefallen wäre, als dass er um den Sieg mitkämpfen hätte können. Wenn man all das berücksichtig, sind wir uns recht sicher, dass die Entscheidungen, die wir getroffen haben, die richtigen waren.

Die Reifenwahl für Ungarn wurde geändert. Was halten Sie davon?
Alan Permane: Wie ich schon einmal sagte: Wir glauben, dass die ursprüngliche Wahl mit den Medium und den harten Reifen, eine sehr konservative Wahl für Ungarn gewesen wäre. Aber natürlich ist die Situation ein bisschen anders, weil wir das erste Mal in dieser Saison eine Kombination der 2013er Mischung mit der 2012er Konstruktion im Renneinsatz sehen werden. Das bringt Ungewissheit in die Gleichung mit dem diesjährigen Auto, weil die Reifen eine sichtbar andere Form haben und sie deshalb anders auf Sturz und Spur reagieren. Wir hatten die Gelegenheit bei den Young Driver Tests herauszufinden, wie sie sich verhalten, deshalb gibt es keine Bedenken auf dieser Seite. Außerdem können wir noch viel von unserem Wissen über die Konstruktion aus 2012 für die neue Konfiguration übernehmen. Das gibt uns ein gute Grundverständnis in Bezug auf die Empfindlichkeit auf Fahrzeughöhe, Sturz und Spur.

Welche Updates gibt es für Budapest?
Alan Permane: Wir hatten an den drei Tagen in Silverstone einen sehr engen Zeitplan, selbst wenn wir noch ein paar Extra-Tage und noch zusätzliche Reifen gehabt hätten, hätten wir noch genügend Entwicklungsarbeit gehabt, die uns beschäftigt hätte. Die Tests haben uns viel für Ungarn und den Rest der Saison zu denken gegeben. Einige der Entwicklungen werden wir beim nächsten Rennen sehen. Warten wir mal ab, bis die Autos am Freitagmorgen aus den Boxen rollen...

Die Entwicklung der Strecke ist traditionell ein heißes Thema in Ungarn. Wie sehen Sie das?
Alan Permane: Die Strecke wird nicht besonders oft benutzt und es kann dort ziemlich trocken und staubig sein. Deshalb verbessert sie sich recht konstant über das Wochenende. Nicht so stark wie in Monaco, aber stark genug, dass man es in unsere Vorbereitung für das Qualifying mit einbeziehen muss. Wir haben gesehen, dass Nico Rosberg am Nürburgring - einer häufig benutzten Strecke - wegen eine Bedingungen, die sich während des Qualifyings stark verbessert haben, rausgefallen ist. Deshalb müssen wir am Samstagnachmittag aufpassen.

Sprechen wir über das Qualifying: Wie wichtig ist eine gute Startposition in Budapest?
Alan Permane: Das Qualifying ist wichtig. Es ist eine Strecke, auf der der Überholmöglichkeiten sehr rar sind. Selbst wenn man deutlich schneller ist, ist das Überholen noch schwierig, deshalb werden wir unser Bestes geben, uns weiter vorne zu qualifizieren als bisher. Mercedes hat bewiesen, dass sie die besten auf einer einzelnen Runde sind, deshalb wird es recht schwierig, sich vor ihnen zu qualifizieren. Aber wir wollen zumindest sehr nah in der Startaufstellung an sie herankommen, um unseren Fahrern gute Chancen zu geben, sie im Rennen zu überholen. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass sie am Sonntag Probleme mit dem Reifenverschleiß hatten, das könnte unser Vorteil sein - vor allem bei den heißen Temperaturen, die wir in Ungarn häufig sehen. Mit der Wahl der Medium- und Soft-Reifen haben wir außerdem ein breiteres Fenster bei den Strategien.