Erst waren die Reifen zu empfindlich, bauten zu schnell ab und wurden spätestens in Silverstone sogar zum Sicherheitsrisiko: Auf dem Nürburgring lieferte Pirelli dann bereits überarbeitete Versionen der Pneus, in Ungarn soll bald sogar noch ein Schritt weiter gegangen und wieder mit den Spezifikationen von 2012 gefahren werden. Dabei war bereits zuletzt in Deutschland zu sehen, dass diese Maßnahme die Hackordnung in der F1 gehörig durcheinandergewirbelt hat. Während beispielsweise Mercedes im Rennen erneut Federn lassen musste, zeigte sich Lotus wiedererstarkt. Auch Force India büßte zum Beispiel massiv an Vorteil ein, dafür zeigte an der Spitze Red Bull, dass einem die Änderungen entgegenkommen. Ferrari dümpelte in der Eifel hingegen schon ein bisschen mehr im Niemandsland herum - vor allem im Qualifying am Samstag.

Fernando Alonso wollte sich trotz der abermals in dieser Saison veränderten Rahmenbedingungen aber nicht übermäßig kritisch in Bezug auf die neuste Generation der Pneus äußern, obwohl Ferrari nicht gerade von ihr zu profitieren scheint und sich nach zwei Fahrten auf das Podest beim letzten Grand Prix mit P4 begnügen musste. In Silverstone gehörte Alonso allerdings selbst mit zu den großen Befürwortern einer Änderung, war er im Zuge Sergio Perez' Reifenplatzer direkt vor seiner Nase doch selbst in eine ungemein gefährliche Situation geraten - sein Ruf nach Überarbeitung der Reifen war allerdings weniger der Performance als der Sicherheit geschuldet. "Pirelli hatte dieses Jahr einige schwierige Situationen zu durchwandern, denn es ist ihnen quasi nicht möglich, die Reifen zu testen", demonstrierte der asturische Doppelweltmeister, dass er durchaus Verständnis für den Gummihersteller hat.

Die schwankenden Bedingungen im Wettbewerb seien zwar ärgerlich, müsse man als Konsequenz daraus aber hinnehmen, fand der WM-Zweite. "Pirelli schwankt von der einen Seite zur anderen... aber am Ende des Tages ist das für alle gleich und deshalb dürfen wir uns hier nicht beschweren", erklärte er gegenüber Totalrace. Den Druck, sich wieder zu verbessern und schnellstmöglich anzupassen, lenkte er derweil auf die eigenen Mannen um. "Wir müssen uns als Teams und Fahrer anpassen. Wir haben uns gut an die erste Generation der Reifen angepasst, nicht so gut an die letzte... und was in Ungarn auf uns zukommt, ist noch unbekannt. Das Problem haben aber alle Teams."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Der Spanier, sonst gerne einmal Wortführer und Kritiker verschiedenster Missstände in der F1, zeigt sich hier ungewöhnlich handzahm. Die umfangreichen Änderungen der Reifenmischungen stehen - allen Sicherheitsbedenken zum Trotz - in einem derart starken Ausmaß eigentlich in Widerspruch zum Reglement. Größere Modifikationen sollten, egal in welchem Bereich, während einer laufenden Saison nicht vorgenommen werden, um die Konstanz aller Parameter zu wahren - andernfalls ist es Wettbewerbsverzerrung: Ein Wort, das einem beim Gedanken an das Hickhack um die Reifen und das damit ständig schwankende Kräftegleichgewicht in der F1 leider zwingend in den Sinn kommt. Positiv gesprochen, könnte man wie Alonso argumentieren, dass Pirellis Produktpalette derart große Schwankungen aufweist, dass es sich am Ende des Tages für alle wieder die Waage hält - gut für den Sport ist das bei aller Süffisanz aber trotzdem nicht. (Frederik Hackbarth)