Die Katze ist also aus dem Sack. Mark Webber kehrt der Formel 1 nach zwölf Jahren den Rücken und wendet sich mit Porsche der Herausforderung Le Mans und Langstrecke zu. "Das Timing war gut für mich und ich freue mich auf ein neues Kapitel meiner Karriere", sagte er Australier am Rande des Großbritannien GP. "Porsche ist eine sehr respektierte Marke." Schon seit Monaten hielten sich hartnäckige Gerüchte über Webbers Porsche-Engagement und wie der 36-Jährige verriet, fiel seine Entscheidung bereits vor einiger Zeit.

"Ich hatte einen Plan und habe mich an ihn gehalten", betonte Webber, dem es jedoch wichtig war anzufügen, das er bei den verbleibenden zwölf Rennen für Red Bull noch alles geben werde, um möglichst gute Ergebnisse einzufahren. "Jeder Sportler kommt an den Punkt seiner Karriere, an dem er etwas ändern möchte", wurde der neunmalige Grand-Prix-Sieger philosophisch. "Im nächsten Jahr gibt es [in der Formel 1] große Veränderungen. Ich freue mich darauf, sie aus der Ferne zu beobachten."

Es schien so, als hätte Porsche Red Bull mit der Ankündigung, Webber unter Vertrag zu nehmen, ein wenig überrascht, denn der britisch-österreichische Rennstall reagierte erst nach geraumer Zeit auf die Bekanntmachung. Wie Webber versicherte, hatte er Teamchef Christian Horner von seinen Plänen im Vorfeld jedoch unterrichtet. "Das sollte ich entsprechend meines Vertrags auch tun", hielt er fest. "Porsche wollte es unbedingt öffentlich machen, also ging es heute um Porsche und Mark Webber. Ich habe dem Team geholfen. Sie müssen jetzt ein paar Entscheidungen für die Zukunft treffen."

Webber und Alonso: alte Freunde, Foto: Fernando Alonso via Twitter
Webber und Alonso: alte Freunde, Foto: Fernando Alonso via Twitter

Zuletzt kursierten Gerüchte, wonach Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz Webber einen Vertrag angeboten hätte, doch wie Motorsport-Magazin.com bereits am Mittwoch in Erfahrung brachte, war an den Spekulationen nichts dran. "Dietrich wusste immer bescheid, was ich dachte", so Webber. "Er ist absolut involviert gewesen. Er hat mich dazu ermutigt, nichts zu überstürzen, als ich ihm früh in der Saison davon erzählt habe. Wir haben die richtige Vorgehensweise gewählt."

Die Kollegen ahnten es bereits

Im Fahrerlager hielt sich die Überraschung über Webbers Abschied in Grenzen. "Es ist jetzt die richtige Zeit, um etwas zu verändern", meinte etwa Fernando Alonso. "Er fährt ein prestigeträchtiges Rennen. Le Mans ist gemeinsam mit der Formel 1 das berühmteste Rennen der Welt. Wir fahren viele Rennen und es ist sehr stressig. Ich hoffe, dass er jetzt etwas mehr Spaß haben wird." Jenson Button ortete zwischen seiner und Webbers Karriere einige Parallelen. "Am Anfang mussten wir beide kämpfen, um überhaupt in siegfähige Positionen zu kommen", blickte der Champion von 2009 zurück. "Jetzt ist ein Platz für einen anderen Fahrer frei. Ich wünsche ihm alles Gute und viel Glück für die Zukunft."

Viele Beobachter vertreten die Ansicht, dass sich mit Webber einer der wenigen verbliebenen Charakterköpfe aus der Formel 1 verabschiedet. Eine Ansicht, der sich Nico Hülkenberg nur anschließen kann. "Es ist schade, dass er geht, denn ich mag ihn sehr. Er ist ein richtiger Charakter und Old-School-Typ", streute Hülkenberg dem Australier bei Motorsport-Magazin.com Rosen. "Aber es ist seine persönliche Entscheidung. Wahrscheinlich dachte er: 36 Jahre, schön und gut. Ich hatte eine schöne Karriere, mache nun einen Schnitt und beginne etwas Neues." Dass bei Red Bull noch ein Platz frei geworden ist, blieb jedoch auch dem Emmericher nicht verborgen, der sich bisweilen mit Sauber mehr schlecht als recht durch die Saison quält. "Jeder schielt auf das Auto. Das zu verneinen wäre naiv", grinste er. "Jeder ist scharf auf ein schnelles Auto, aber das ist noch etwas weit weg."

Auch Adrian Sutil war von Porsches Kundgabe nicht wirklich überrascht. "Ich hatte schon erwartet, dass er bald einen neuen Schritt gehen wird", sagte der Gräfelfinger zu Webbers Entscheidung. "Ich wünsche ihm viel Glück, mit Porsche hat er eine tolle Chance wahrgenommen. In der Formel 1 ist Webber jetzt auch schon in einem höheren Alter und muss sich um seine Zukunft kümmern. Auf der Langstrecke kann man auch im höheren Alter fahren und erfolgreich sein."