Sebastian Vettel hatte in Montreal gleich aus zweierlei Sicht allen Grund zur Freude. Nicht nur, dass er endlich auf dem Circuit Gilles Villeneuve triumphieren konnte und damit im kommenden Jahr im Vorfeld des Rennens einige nervtötende Fragen ob der Sieglosigkeit nicht mehr zu beantworten haben wird, auch in der Weltmeisterschaft konnte der Red-Bull-Pilot die Kluft zwischen sich und seinen Verfolgern vergrößern.

Fernando Alonso, der in Montreal respektabler Zweiter wurde, weist bereits ein Defizit von 36 Punkten auf Vettel auf - über so viel Vorsprung verfügte der Red-Bull-Pilot in der gesamten Vorsaison zu keinem Zeitpunkt. Der Spanier weiß hingegen nur zu gut, wie es sich anfühlt, ein solch komfortables Polster zu verspielen, doch aktuell sieht es nicht danach aus als würde sich die Geschichte wiederholen.

Räikkönen droht den Anschluss zu verlieren, Foto: Sutton
Räikkönen droht den Anschluss zu verlieren, Foto: Sutton

Vettel ist in dieser Saison die Beständigkeit in Person und wurde nie schlechter als Vierter. Mit einer solch starken Bilanz kann Alonso keineswegs aufwarten, zuletzt enttäuschte er in Monaco mit Platz sieben. Hinzu kommt, dass Ferrari im Qualifying weiterhin nicht ganz auf der Höhe ist - Alonso startete in dieser Saison noch nie aus Reihe eins.

Acht Zähler hinter Alonso befindet sich Kimi Räikkönen. Für den Finnen gilt dasselbe wie für Vettel, da er ein Muster an Konstanz ist und letztmalig beim China GP 2012 nicht in die Punkte fuhr. Das Problem: Räikkönen operiert auf einem geringeren Leistungslevel als der Heppenheimer, in den letzten beiden Rennen sprangen gerade einmal drei mickrige Zähler heraus. Ob der Lotus E21 ein Weltmeisterauto ist, muss ebenfalls zumindest infrage gestellt werden, denn zu empfindlich reagiert der Bolide auf kühle äußere Bedingungen.

Dass ein Pilot außerhalb der Top-Drei in den Titelkampf eingreifen kann, scheint nach aktuellem Stand äußerst unwahrscheinlich. Mercedes ist zwar im Qualifying eine Bank, aber wenn es sich nicht gerade um Monaco mit seinen nicht vorhandenen Überholmöglichkeiten handelt, ist der Silberpfeil im Rennen bald mit seinem Latein am Ende. Und da Mark Webber und Felipe Massa viel zu sehr im Schatten ihrer übermächtigen Teamkollegen stehen, kann man davon ausgehen, dass der Titelkampf weiterhin maximal ein Fall für drei bleibt, in dem Vettel jedoch über die mit Abstand besten Karten verfügt.