Bei Ferrari war am Sonntag in Montreal der große Tag der Aufholjagden angesagt: Nicht nur Fernando Alonso raste von Startrang sechs aus auf die zweite Position nach vorne, auch Teamkollege Felipe Massa pflügte von Platz 16 kommend durchs Feld und kam schlussendlich als Achter ins Ziel. Anschließend freute sich der Brasilianer, der am Vortag in Q2 noch heftig abgeflogen war: "Ich bin mit meinem heutigen Rennen sehr zufrieden, wenngleich es ein Kampf vom Start bis ins Ziel war." Von so weit hintem im Feld loszufahren, sei niemals einfach, so Massa, der betonte: "Ich wusste aber auch, dass ich ein gutes Auto zur Verfügungen haben würde, also bin ich das Rennen voll auf Attacke angegangen und konnte dabei viele gute Überholmanöver produzieren."

Alles in allem habe er somit einen intensiven Kanada GP erlebt, der ihn zufrieden stimmte - lediglich seine Strategie sei im Rennen ein kleines Manko gewesen. "Da haben wir vielleicht etwas falsch gelegen, denn auf den extraweichen Reifen bekam ich Graining und deshalb konnte ich Sutil im Force India nicht überholen - der war heute wirklich der Stein in meinem Schuh, denn hinter ihm habe ich sehr viel Zeit verloren", erklärte der 32-Jährige. Massas Alternativvorschlag: "In dieser Situation hätten wir vielleicht lieber zwei Sätze auf der mittleren Reifenmischung fahren sollen... aber da ich heute allgemein viele Leute überholen musste, haben wir auf die weichere Mischung gesetzt." Auch auf der härteren Komponente seien laut Massa jedoch hervorragende Zeiten möglich gewesen. "Die war wirklich gut, denn ich konnte auf ihr auch zum Schluss noch richtig gute Rundenzeiten fahren und sogar Kimi [Räikkönen] überholen. Vielleicht hätten wir mit einer anderen Taktik also noch ein oder zwei Plätze mehr gewinnen können."

Andere Strecken - neue Chancen

Trotzdem wollte Massa am Ende des Tages glücklich aus Kanada abreisen. "Auch wenn ich über das Gesamtresultat natürlich nicht so happy sein kann, war es dennoch ein positiver Tag, denn wir haben eine gute Pace zeigen und kämpfen können", meinte der Scuderia-Pilot, der sich bereits auf das nächste Rennen in Silverstone freute. "Die Strecke dort ist sehr ähnlich zu Shanghai und Barcelona - und an besagten Plätzen hat unser Auto ja bekanntlich gut funktioniert", grinste Massa, der beim Blick auf den WM-Stand trotzdem von einem alles in allem schwierigen Saisonstart sprechen wollte. "Einfach war es bisher sicher nicht. Wir hatten die Probleme mit den Reifen in Bahrain, in Monaco dann zwei und hier erneut einen Unfall... abgesehen davon war es ganz akzeptabel, aber ich hoffe trotzdem, dass ich mein Pech jetzt einmal abschütteln kann."

Massas Zielsetzung für die anstehenden WM-Läufe: "Konstant gute Rennen zeigen, denn die Pace ist da und unser Auto auf normalen Strecken noch stärker als hier." Bestärkt wurde der Vizeweltmeister von 2008 auch aus den eigenen Reihen. Im Team sprach man Massa für seine Aufholjagd am Sonntag ein Lob aus. Technikchef Par Fry konstatierte: "Felipe hat das ganze Rennen über gekämpft und viele starke Manöver gezeigt, auch ein ganz wichtiges gegen Räikkönen ganz zum Schluss." Dass man mit einer anderen Reifentaktik eventuell noch mehr hätte herausholen können, glaubte Fry ebenso - dennoch wollte er festhalten: "Nach allen Schwierigkeiten und den Bedingungen der letzten Tage ist es ein gutes Resultat." Teamchef Stefano Domenicali fügte hinzu: "Felipe hat heute alles getan, was er noch machen konnte und hat es geschafft, trotz einer schlechten Startposition noch Punkte einzufahren. Das war nach den unglücklichen Vorfällen der letzten Tage die bestmögliche Antwort."