Jetzt wird es ernst für Niki Lauda und Mercedes: Während der Österreicher um seine 50 Euro zittern muss, die er unlängst bei einer Wette mit Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko aufs Spiel setzte, muss Mercedes wesentlich gravierendere Konsequenzen aus dem Reifen-Test fürchten. Wie die FIA am späten Mittwochabend bekannt gab, wird der Mercedes-Reifen-Test an das Internationale Tribunal übergeben.

Nachdem Ferrari und Red Bull in Monaco Protest wegen des geheimen Tests einlegten, trafen sich zunächst die Grand-Prix-Stewards, um über den vorliegenden Fall zu urteilen. Diese wollten aber am Sonntag des Monaco Grand Prix kein Urteil fällen und übergaben die Angelegenheit dem Weltverband. Die FIA forderte umgehend Mercedes und Pirelli dazu auf, zum Vorwurf Stellung zu nehmen und für Klarstellung der Situation zu sorgen. Auch Ferrari musste zum Rapport antreten, die Italiener hatten schon nach dem Bahrain GP einen Reifen-Test absolviert, allerdings mit einem zwei Jahre alten Auto.

FIA geht allen Spuren nach

Um die Chancengleichheit zu überprüfen, bat der Weltverband auch um die Mithilfe der unbeteiligten Teams. Diese sollten der FIA ihre Informationen über Testfahrten, die von Pirelli während der Saison 2013 durchgeführt werden, zukommen lassen. Offenbar besteht nach den gesammelten Informationen Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Mercedes-Tests. Im offiziellen Statement heißt es:
Der Präsident der FIA, der als FIA Strafverfolger fungiert, hat entschieden: [...] Den Fall, der die Reifen-Test-Session, die von Pirelli und dem Mercedes AMG Petronas F1 Team von 15. bis 17. Mai in Barcelona abgehalten wurde, betrifft, im Internationalen FIA Tribunal zu behandeln weil die Untersuchungen ergaben, dass die Bedingungen dieses Tests gegen die bei der FIA geltenden Regeln verstoßen könnten.

Im Wesentlichen bedeutet das: Nicht nur die Konkurrenz zweifelt an der Legalität des Mercedes-Tests, auch die FIA hat Bedenken und schaltet nun mit dem Internationalen Tribunal die nächste Instanz ein. Zunächst haben Pirelli und Mercedes jetzt gut zwei Wochen Zeit, um dem Tribunal ihre Sicht der Dinge darzulegen. Das zwölfköpfige Gremium hat daraufhin ebenfalls mindestens zwei Wochen Zeit, sich einen Überblick über die Angelegenheit zu verschaffen, ehe weitere 15 Tage später eine Anhörung stattfinden soll. Allerdings sollten diese Fristen nicht allzu genau genommen werden, da in den Statuten lediglich ein Mindest-Zeitraum festgeschrieben ist. In Ausnahmefällen kann die Prozedur allerdings auch beschleunigt werden.

Bestraft ist Mercedes damit noch lange nicht. Das Tribunal fungiert von der FIA unabhängig und verschafft sich einen eigenen Eindruck. In der Kommission für den Mercedes-Reifen-Test werden mindestens drei Mitglieder sitzen, von denen eines den Vorsitz übernehmen wird. Wie beim Fußball soll die Neutralität der Schiedsrichter dadurch gewährleistet sein, dass keines des Mitglieder die Nationalität einer der betroffenen Parteien haben darf. Das Strafmaß ist breit gefächert, vom Freispruch bis hin zum WM-Ausschluss ist alles möglich.

Ferrari hat nichts zu befürchten, der Test wurde mit einem alten Auto gefahren, Foto: Sutton
Ferrari hat nichts zu befürchten, der Test wurde mit einem alten Auto gefahren, Foto: Sutton

Tief durchatmen kann derweil Ferrari. Wie die FIA mitteilte, müssen sich die Italiener keine Sorgen über möglichen Konsequenzen machen. "Die FIA hat sich dazu entschlossen, die Angelegenheit, die die Scuderia Ferrari betrifft, zu schließen", heißt es im Statement. Der Grund für die Einstellung des Verfahrens ist die Tatsache, dass Ferrari mit einem Auto aus dem Jahr 2011 testete, was ganz klar nicht dem Reglement widerspricht.