Die Spatzen pfiffen es bereits seit einiger Zeit von den Dächern, nun ist es offiziell: Williams und Renault gehen nur zwei Jahre nach dem Wiederaufleben ihrer legendären Partnerschaft wieder getrennte Wege - ab 2014 werden die Boliden aus Grove im Heck von Mercedes-Turbos befeuert. Glaubt man den Beteiligten war der Wechsel des Aggregatslieferanten jedoch ein sauberer - von bösem Blut ist im Nachhinein keine Spur, hat Renault sich nach eigenen Aussagen doch selbst längst umorientiert. Die Gelegenheit, Williams für die vergangenen anderthalb Jahre noch einmal zu danken, wollten die Franzosen aber nicht verstreichen lassen. Renault-Sportchef Jean-Michel Jalinier erklärte: "Wir möchten Williams für die Wärme danken, die sie Renault entgegengebracht haben und wünschen dem Team alles Gute für die Zukunft."

Maldonados Spanien-Sieg blieb eine Eintagsfliege, Foto: Sutton
Maldonados Spanien-Sieg blieb eine Eintagsfliege, Foto: Sutton

"Williams und Renault haben eine lange gemeinsame Geschichte und bereits nach kurzer Zeit in unserer wiederaufgenommenen Partnerschaft konnten wir letztes Jahr in Spanien sogar gemeinsam siegen", erinnerte der Franzose an Pastor Maldonados Sensationstriumph in Barcelona 2012. Auch das aktuelle Geschehen werde von der bevorstehenden Trennung keinesfalls beeinflusst werden, wie Jalinier versprach: "Wir arbeiten bis zum Brasilien GP im November weiterhin aktiv mit dem Team zusammen und haben uns fest vorgenommen, auch den zweiten Abschnitt unserer Partnerschaft mit positiven Resultaten zu beenden, die diesem gerecht werden." Nichts desto trotz sei aber auch klar, dass man den Blick bei Renault parallel nach vorne richte und damit bereits begonnen habe.

In Kürze neuer Zuwachs

"Wir haben ja bereits oftmals betont, dass wir gerne bis zu fünf Teams mit Motoren ausstatten würden, wenn es denn dementsprechende Anfragen gibt, wenngleich das für uns im Sinne unserer Ressourcen nicht ganz ideal ist", so der Renault-Mann, dessen Firma aktuell für die Power bei Williams, Red Bull, Lotus und Caterham verantwortlich ist und, wie bereits letzte Woche bekanntgegeben wurde, ab der kommenden Saison auch die Toro-Rosso-Boliden antreiben wird. "Drei oder vier Teams sind für uns perfekt - dementsprechend normalisiert sich die Situation nun durch den Williams-Abgang wieder und stellt die Dinge für uns deutlich klarer dar", erklärte Jalinier. Dennoch erwartete der Franzose, dass man bald weiteren Zuwachs zum Kundenstamm erhalten könnte.

Daran, dass Renault bereits einen Nachfolger für Williams in der Pipeline habe, ließ er keinen Zweifel. "Wir werden das nächste Team in den kommenden Tagen verkünden, den finalen Status unserer Planungen dann gegen Ende Juni", verriet der Motoren-Mann. Auch wenn die Partner derzeit munter wechseln würden, hätte dies keine Auswirkungen auf die Konzentration und den Fokus seiner Truppe und die hohen angestrebten Langzeitziele - unterschätzten werde man die Herausforderung des Turbo-Umbruchs aber keineswegs. "Wir sind alle unglaublich motiviert, den Anforderungen des Jahres 2014 entgegenzutreten - und zu bestehen", so Jalinier.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Wer zwischen den Zeilen aller Beteiligten lesen kann, für den kam Williams' Wechsel zu Mercedes weder überraschend noch ist er unnachvollziehbar. Aus Sicht des finanziell ohnehin stark angeschlagenen Privatteams ist sicher auch das Geld ein großes Thema, kann der Kostenpunkt der Renault-Turbos für kommende Saison doch mit über 20 Millionen Euro beziffert werden und machten die Franzosen zuletzt zudem recht deutlich klar, von diesen Forderungen nicht abrücken zu wollen - sowohl bei Ferrari als eben auch bei Mercedes gibt es das komplette Turbo-Paket für die Kunden mehrere Millionen billiger. Das man sich nun mit Mercedes zusammengeschlossen hat, darf vor dem Hintergrund der Personalie Toto Wolff niemanden verwundern.

Wolff & Williams verknüpft noch eine Menge, Foto: Mercedes-Benz
Wolff & Williams verknüpft noch eine Menge, Foto: Mercedes-Benz

Der neue Motorsportverantwortliche bei Mercedes hält immer noch gute Kontakte zu seinem britischem Ex-Team - und vor allem nach wie vor Anteile am Rennstall aus Grove. Während man trotz aller warmen Worte zum Abschied, gemeinsam mit Renault nicht den erhofften Erfolg einfahren konnte, hat man bei Mercedes vor diesem Hintergrund die Chance, zum neuen 'Premium-Werksteam' und somit quasi zum neuen McLaren aufzusteigen - die Stuttgarter wiederum könnten so den einen britischen Traditionsrennstall einfach durch den nächsten ersetzen.

So sinnvoll Williams' Schritt also auch scheint, wird dennoch auch Vorsicht und eine Menge Geduld vonnöten sein: Als ob man mit dem Auto derzeit nicht schon genug Probleme hätte, bringt die Transformation auf einen neuen Hersteller und mit ihm neue Ingenieure, Ansprechpartner und Abläufe, zusätzliche Unruhe in die Krisenbewältigung in Grove hinein. Auch hier gilt aber: Wenn schon den Sprung ins kalte Wasser wagen, dann bitte 2014, wenn der große Umbruch alle gleich betrifft. Immerhin hier hat man bei Williams die Zeichen der Zeit scheinbar erkannt, McLaren, bei denen Honda erst 2015 kommt, etwas voraus und somit aller Voraussicht nach durch schnelles Handeln richtig gehandelt. (Frederik Hackbarth)