Herr Tost, Barcelona ist traditionell das Rennen, bei dem die meisten Teams ein großes Update-Paket bringen. Was wird sich bei Toro Rosso tun?
Franz Tost: Ich habe mir vor wenigen Tagen erstmals das neue Auto fix und fertig zusammengebaut angesehen. Es ist fast ein komplett neuer Bolide: Wir haben ein neues Bodywork, die Seitenkästen, der Diffusor, der Unterboden, der untere Heckflügel und der Auspuff - alle diese Dinge wurden komplett überarbeitet. Ich hoffe jetzt, dass diese Teile auch alle funktionieren. Laut CFD- und Windkanal-Daten sieht es gut aus, aber ich möchte das natürlich auf der Strecke sehen. Es kommt aber auch darauf an, was die Konkurrenz gemacht hat und wie groß deren Fortschritte sein werden. Gewissheit darüber haben wir erst nach dem Qualifying.

Sind die Updates Weiterentwicklungen von Dingen, die funktioniert haben, oder komplette Neuerungen, um Dinge auszubessern, die nicht funktioniert haben?
Franz Tost: Das sind Weiterentwicklungen. Das Barcelona-Paket wurde bereits im März von den Designern freigegeben, als wir gerade einmal ein Rennen hinter uns hatten. Man bringt entweder bei jedem Rennen Kleinigkeiten oder erst nach einigen Rennen ein komplettes Paket. Wir haben uns diesmal für letztere Alternative entschieden, weil es bei den Überseerennen immer eine logistische Herausforderung ist, neue Teile ans Auto zu bekommen.

Bei Toro Rosso lief es bislang nicht immer rung, Foto: Sutton
Bei Toro Rosso lief es bislang nicht immer rung, Foto: Sutton

Heißt das, dass Toro Rosso bislang noch überhaupt keine Neuerungen gebracht hat?
Franz Tost: Doch, wir haben sowohl in Malaysia als auch in Bahrain Kleinigkeiten geändert. Beides hat sich positiv bemerkbar gemacht. Nun hoffen wir, dass das Barcelona-Paket ebenfalls gut funktionieren wird.

Sie haben angesprochen, dass das Update bereits im März freigegeben wurde. Fließen in dieses Paket auch die Erkenntnisse der letzten Wintertests mit ein?
Franz Tost: Ja, da fließen sowohl diese Rückschlüsse mit ein, als auch die neuen technischen Erkenntnisse. Wir werden nach Barcelona erst in Silverstone wieder etwas Neues bringen, danach nur noch bei jedem Rennen Kleinigkeiten, da wird es keine großen Updates mehr geben - außer unter Umständen in Singapur.

Aktuell müssen die Rennställe ja parallel am Auto für 2013 und für 2014 arbeiten. Wie bringt man als kleines Team die Doppelbelastung unter einen Hut?
Franz Tost: Das ist dieses Jahr die große Herausforderung für alle Teams. Es ist ein ganz schmaler Grat, sich zu entscheiden, wieviel man noch in das aktuelle Auto investiert und wie viel in das neue. Das ist eine schwierige Entscheidung, die auch davon abhängt, wo man sich in der Meisterschaft befindet und wie knapp die Abstände zur Konkurrenz sind. Wo wir uns aktuell bewegen, geht es um jede Hundertstelsekunde und ein Zehntel weniger kann gleich vier bis fünf Plätze kosten. Das ist schon entscheidend, weshalb wir uns auf jeden Fall auch auf das diesjährige Auto konzentrieren müssen.

Gibt es Neuigkeiten von den Verhandlungen über einen Motor für 2014?
Franz Tost: Wir verhandeln bekanntlich mit Renault und Ferrari, die Tendenz geht aktuell eher in Richtung Renault.

Bis wann muss spätestens eine Entscheidung fallen, damit man das gesamte Paket rechtzeitig fertig bekommt?
Franz Tost: Die Entscheidung muss bis Ende Mai gefallen sein.

Wie sieht ihr Fazit der ersten vier Saisonrennen aus?
Franz Tost: Melbourne war mittelmäßig, vor allem durch den Auspuffschaden am Auto von Daniel Ricciardo - so etwas darf nicht passieren. In Malaysia hat es so halbwegs gepasst, weil Jean-Eric Vergne in die Punkte gefahren ist. Shanghai war das ganze Wochenende über sehr gut, Daniel ist vom siebenten Platz gestartet und auch dort ins Ziel gekommen. Bahrain war leider sehr schlecht. Dort haben wir Vergnes Auto in der ersten Runde verloren durch Kontakt mit Bottas, bei der der Unterboden und die Luftzufuhr zur rechten hinteren Bremse beschädigt wurden. Bei Daniel haben wir leider einen gravierenden Fehler bei Setup im Bereich des Frontflügels gemacht.

Wie sind Sie mit den Leistungen Ihrer beiden Fahrer zufrieden?
Franz Tost: Die Fahrer sind gut und man sieht, dass sie Fortschritte machen und immer mehr an Erfahrung gewinnen. Ich bin davon überzeugt, dass sie in ein bis zwei Jahren richtig gute Fahrer sind, wenn sie den bisher gezeigten Lernfortschritt aufrecht halten können.