Der Williams FW35 sollte der große Wurf werden. Der britische Traditionsrennstall nahm sich für die Entwicklung des neuen Boliden länger Zeit als die Konkurrenz und brachte den Dienstwagen von Pastor Maldonado und Valtteri Bottas erst zum zweiten Vorsaisontest. Die anschließenden Testfahrten in Barcelona waren vielversprechend, doch im Albert Park kam die große Ernüchterung: Weder im Qualifying, noch im Rennen konnten Maldonado und Bottas nur annähernd in Punkteregionen vordringen. Der Venezolaner musste seinen Arbeitstag nach einem Dreher frühzeitig beenden, der Finne lenkte seinen Williams lediglich auf Platz 14 - und damit nur vor den beiden Marussias und Caterhams - ins Ziel.

Mike Coughlan, Technischer Direktor beim Traditionsrennstall, gibt sich kämpferisch: "Wir haben hart daran gearbeitet, die Probleme zu lösen, die wir am letzten Wochenende ausmachen konnten. Wir haben eine Idee, worauf wir unsere Bemühungen richten müssen und haben eine Menge in Australien gelernt." Wie die anderen Teams fürchtet auch Williams die hohen Temperaturen und das unbeständige Wetter, vor allem die Reifen stellen Fahrer und Ingenieure auf die Probe, wie Coughlan meint. Nichtsdestotrotz muss eine Steigerung gelingen. "Unser Ziel ist es, uns im Vergleich zum letzten Wochenende zu verbessern und wir wollen mit beiden Autos in die Punkteränge fahren", erklärte der 54-Jährige.

Pastor Maldonado erwartet einen anstrengenden Grand Prix in Südostasien: "Malaysia ist eine meiner Lieblingsstrecken, aber es ist gleichzeitig eines der herausforderndsten Rennen. Dein Können und deine Konzentration gegen Ende des Rennens werden auf die Probe gestellt, weil sich die Hitze stark auf die Physis schlägt." Auch der Venezolaner fürchtet das wechselhafte Wetter, nicht nur der Niederschlag bereitet ihm Kopfzerbrechen. "In den letzten Jahren wechselte es von 40 Grad zu Gewittern und heftigen Regenschauern. Auch die Streckentemperatur hat sich extrem verändert." Der Sieger des letztjährigen Spanien GP hat sich noch kein konkretes Ziel für das zweite Saisonrennen gesteckt, das "Potential, dass wir beim Testen gesehen haben", möchte er ausschöpfen.

Für seinen Teamkollegen Valtteri Bottas lief es im Albert Park nur geringfügig besser, immerhin sah er bei seinem ersten Formel-1-Rennen die karierte Flagge. "Die schnellen Kurven im zweiten Sektor sind die größte Herausforderung, weil die Reifen dort sehr heiß werden und bei diesen Temperaturen musst du aufpassen, dass sie nicht zu schnell abbauen", machte der Finne bereits die Probleme in Sepang aus. Auch der Formel-1-Neuling lässt die Zielsetzung nach dem durchwachsenen Saisonauftakt noch offen: "Wir werden jetzt versuchen unsere Performance in diesem Rennen zu verbessern."

Williams: Sepang Bilanz

Williams in Sepang: Ein Sieg und drei weitere Podiumsplatzierungen stehen für den Traditionsrennstall in Malaysia bisher zu Buche. Den bis dato einzigen Triumph bescherte Ralf Schumacher der britischen Mannschaft im Jahr 2002, für die weiteren Pokale sorgten Juan Pablo Montoya und Nick Heidfeld. Im Vorjahr zeichnete sich Bruno Senna als Sechster für die ersten Punkte der Saison verantwortlich.

Maldonado in Sepang: Bei seinen beiden bisherigen Auftritten auf dem Sepang International Circuit war der Venezolaner alles andere als vom Glück verfolgt. 2011 schied Maldonado aufgrund eines Elektronik-Defekts aus und im Vorjahr streikte der Renault-Motor seines Williams-Boliden. Somit wartet der Südamerikaner noch immer auf seine erste Zielankunft beim Malaysia GP.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Williams zeigte sich im Albert Park erschreckend schwach. Maldonado und Bottas mussten teilweise fürchten, von Jules Bianchi eingeholt zu werden. Für die Briten ist zu hoffen, dass der Albert Park mit seiner speziellen Streckencharakteristik nicht allzu repräsentativ war, unter normalen Bedingungen wird das der Sepang International Circuit zeigen. Sieht Williams weiterhin so blass aus, könnte es eine bittere Saison werden. Neben der sportlichen Misere musste das Team den Verlust von Lady Virginia Williams, der Frau von Gründer Sir Frank Williams, verarbeiten. Auch Frank Williams selbst ist in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung. Dem Team ist in vielerlei Hinsicht 'Gute Besserung' zu wünschen. (Christian Menath)