Die Performance beim Auftakt in Melbourne spülte Fernando Alonso am Ende des Rennens auf den zweiten Rang - von Platz fünf aus war der Spanier gestartet. Alles in allem positive Vorzeichen also, könnte man meinen. Doch während der Spanier durchaus einräumte, mit Blick auf seinen lang ersehnten ersten Ferrari-Titel dieses Jahr etwas optimistischer zu sein, war er gleichsam darum bemüht, die Euphorie nach dem ersten Rennen zu bremsen. Vorerst wollte er sich kleinere und somit realistischere Ziele stecken, meinte der Spanier: "Bei trockenen Bedingungen sind weiterhin konstante Fahrten aufs Podium unsere Grundvorgabe - das ist nur logisch." Von Siegerchampagner könne aber so bald noch keine Rede sein.

"Ich wäre doch sehr verwundert, wenn wir gleich eines der ersten Rennen gewinnen - das wäre eine Überraschung", so Alonso, der sein Team im Winter offensichtlich noch klar hinter Red Bull und der Spitze wähnte. Doch dass irgendwann wieder ein Sieg für die Mannen aus Maranello kommen würde, daran hatte er keine Zweifel - sein letzter datiert allerdings bereits aus Deutschland 2012... das war vergangenen Juli. "Es wird wieder passieren, aber im Moment brauchen wir dafür vielleicht noch etwas komische Bedingungen - so wie zum Beispiel letztes Jahr in Malaysia", stimmte sich der Routinier auf die Rückkehr nach Sepang kommendes Wochenende ein. Für Alonso wird das Rennen ohnehin etwas Besonderes, begeht er vor den Toren Kuala Lumpurs doch bereits sein 200. F1-Rennen, wenngleich er auf Grund der Reifenmisere von Indianapolis 2005 als betroffener Michelin-Pilot bis dato erst 198 Grand-Prix-Starts aufzuweisen hat.

Besserer Startplatz als Schlüssel

Für sein Jubiläum käme ihm Regen - frei nach dem Vorbild des Vorjahres - also keineswegs ungelegen. "Denn bei normalen Verhältnissen, ist ein Podium mehr oder weniger das Maximalziel, das wir derzeit haben können", meinte der 31-Jährige. Loben wollte er sein Team parallel aber für die Zuverlässigkeit des Autos. Alonsos letzter und bisher einziger technisch bedingter Ausfall, seit er bei Ferrari fährt, ist beinahe drei Jahre her und passierte ausgerechnet in Malaysia. Der Motor seines Ferrari F10 streikte, aber selbst damals so spät im Rennen, dass er letztendlich noch gewertet wurde, hatte der Doppelweltmeister doch mehr als 90 Prozent der Renndistanz absolviert. Die Beständigkeit Ferraris ist also auch weiterhin der Schlüssel zum Erfolg.

Finsterer Blick: Bis zum nächsten Alonso-Sieg dauert es wohl noch etwas, Foto: Sutton
Finsterer Blick: Bis zum nächsten Alonso-Sieg dauert es wohl noch etwas, Foto: Sutton

"Das müssen wir aufrecht erhalten und wiederholen", sagte Alonso, mit Blick auf die Leistung der letzten Jahre. "Besonders das letzte Jahr zu wiederholen, wird aber verdammt schwierig. Damals haben wir bei jedem Rennen das Potenzial des Auto maximiert, obwohl das Auto es uns manchmal schwer gemacht und mal besser, mal schlechter performt hat." Die Schwierigkeit dieses Jahr sei: "Wir müssen die Performance beibehalten, parallel aber die anderen Fehler abstellen oder verbessern. Manchmal waren wir im Pech, wie etwa in Spa oder Suzuka", so Alonso mit Blick auf seine beiden unverschuldeten Ausfälle in der Vorsaison, die 2012 letztendlich auch seine einzigen blieben. "Womöglich war auch das der Grund, der uns am Ende alles gekostet hat - auch wenn es nicht unsere Schuld war."

Trotzdem vermutete der Perfektionist: "Vielleicht ist hinter diesem scheinbaren Pech dennoch etwas, das wir verbessern können. Wenn wir nicht mehr als Achter oder Sechster in ein Rennen starten, vermeiden wir natürlich auch einige Probleme, die man dann in der ersten Kurve hat", sagte der 31-Jährige. "Wir müssen von einer besseren Position ins Rennen starten und öfter in die erste Reihe kommen. Das sind die Dinge, die wir selbst besser machen können", legte er den Druck aufs eigene Team. Nur so könne man schlussendlich das finale Resultat ändern. "Und das ist alles, was wir dieses Jahr im Vergleich zu letztem verbessern können. Wenn wir erneut bis zum Schluss um den Titel kämpfen, wollen wir ihn heuer nicht wieder verlieren", so Alonso.

Lage duldete keinen Aufschub

Mit dem diffizilen Toyota-Windkanal ist es so eine Sache..., Foto: Toyota
Mit dem diffizilen Toyota-Windkanal ist es so eine Sache..., Foto: Toyota

Der Druck auf Ferrari, dieses Jahr zu triumphieren, ist spürbar hoch. Die Scuderia ist zum Siegen verdammt - intern vielleicht auch deswegen, weil es Probleme mit der Entwicklung des Boliden für die Turbo-Ära geben soll, die 2014 beginnt. Chefdesigner Nikolas Tombazis räumte ein, dass die Auslagerung des Projekts für nächste Saison in den Ex-Toyota-Windkanal nach Köln nicht ohne Probleme ablaufe. Der Ferrari-Windtunnel in Maranello musste letztes Jahr nach Problemen geschlossen werden und wird derzeit generalüberholt. Vor Oktober 2013 sollen diese Maßnahmen nicht beendet sein - für die Entwicklung des 2014er Boliden natürlich viel zu spät. "Jeder Wechsel des Windkanals ist natürlich immer auch mit Risiken verbunden", erklärte Tombazis gegenüber Autosport.

"Wenn es ideal gelaufen wäre, hätten wir den Umbau schon abgeschlossen und könnten zuhause mit einem verbesserten Windkanal arbeiten, in den wir auch mehr Vertrauen hätten", ärgerte sich der Grieche. "Die momentane Lösung ist einfach ein Kompromiss und das ist nie perfekt." Trotzdem habe Ferrari mit dem Umzug nach Deutschland richtig gehandelt. "Andernfalls hätten wird das Problem ja nur auf später verschoben", so der Ferrari-Mann. Daher sei es besser gewesen, so schnell wie möglich die Flucht aus Maranello anzutreten, um langfristig den Schaden zu minimieren. "Je schneller das Ganze über die Bühne geht, desto besser - die Entscheidung haben wir ganz unabhängig von dem Druck mit der Doppelbelastung 2013/2014 getroffen." Hinzufügen wollte Tombazis, dass man seiner Meinung nach auch wegen des veralteten Windtunnels in den letzten Jahren hinter die Konkurrenz zurückgefallen sei.

Folglich sei schnelle Abhilfe vonnöten gewesen. "Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir ein ziemlich wichtiges Update vornehmen." Für die Mitarbeiter der Scuderia sei diese Situation nicht ganz einfach. "Aber wir hatten einfach das Gefühl, dass es keinen Aufschub duldet", so Tombazis. "Nun müssen wir mit diesem zusätzlichen Druck eben umgehen und seiner Herr werden. Wir müssen den externen Windkanal bestmöglich nützen, während in Italien parallel die Bauarbeiten voranschreiten", fasste der Designer zusammen. Der Grieche fügte hinzu: "Wichtig war das insofern, da unser technischer Standard beim Windkanal hinter dem einiger Konkurrenten war - die nun verrichtete Arbeit wird uns aber auch auf dieses Level hieven... mindestens."