Toto Wolff, Motorsportverantwortlicher bei Mercedes, ist in seiner neuen Position angekommen und hat seine Arbeit bereits voll aufgenommen. "Nach fast zwei Monaten kenne ich die meisten Leute und habe die meisten Mitarbeitergespräche geführt." Er habe zwar bereits ein besseres Verständnis dafür, wie die Strukturen funktionieren, aber für eine finale Einschätzung und Umstrukturierungen sei es noch zu früh. "Wir sind noch kein einziges Rennen gefahren, es stehen noch 19 an. Die ersten Rennen möchte ich mir einfach ansehen, um dann Schlüsse zu ziehen, beziehungsweise das ein oder andere zu verändern."

Schon BAR hatte mit einer schlechten Entwicklung während der Saison zu kämpfen, Foto: Sutton
Schon BAR hatte mit einer schlechten Entwicklung während der Saison zu kämpfen, Foto: Sutton

Das Hauptproblem des Teams hat der Österreicher bereits ausgemacht. "Wenn man sich die Historie des Teams anschaut, sieht man, dass es seit British American Racing (BAR) 1999 immer so war, dass das Team in der ersten Jahreshälfte sehr gut funktioniert hat. Das Auto, das im Januar auf die Strecke gestellt wurde, war schnell. Während des Jahres ist es immer schlechter geworden."

Die vergangene Saison ist ein Musterbeispiel für Wolffs These: Am Saisonbeginn konnten Michael Schumacher und Nico Rosberg noch um Topplatzierungen mitfahren, Rosberg gewann sogar das dritte Rennen der Saison in China. Zwischen Shanghai und Montreal war es auch der Wiesbadener, der die meisten Punkte im gesamten Fahrerfeld sammelte. Doch dann ging es mit den Silberpfeilen rasant abwärts, gegen Ende der Saison verfehlte Mercedes sogar fünf Mal in Folge die Punkteränge. "Das müssen wir verändern und da müssen wir herausfinden, woran das liegt", zeigte sich Wolff kämpferisch.

Wie sich der Formel-1-Fan die Arbeit während der Saison vorzustellen hat, erklärt der 41-Jährige auch: "Jede Woche kommen neue Aerodynamikteile und mehr Downforce dazu. Diese Geschwindigkeit muss man einfach halten, das hat in der Vergangenheit nicht geklappt, aus welchen Gründen auch immer." Die Konsequenz daraus sei klar. "Da ist jetzt natürlich Druck in der Partie."

Glauben an die großen Zyklen der Formel 1

Er selbst verfolgt in der Formel 1 eine klare Strategie, die auf langfristigen Erfolg ausgelegt ist. "Es ist immer eine Kombination von den richtigen Leuten. Es geht um die richtigen Techniker, es geht um die richtigen Fahrer, es geht um das richtige Management", erklärte er im ORF und fügte hinzu: "Wenn man das schafft zusammenzufügen, dann funktioniert das Team - und dann funktioniert es auch lange, ich glaube an die großen Zyklen in der Formel 1." Hat sich das Team einmal aus dem Tief herausgearbeitet, könne es auch länger erfolgreich sein. "Es liegt an den Leuten", fasste Wolff sein Erfolgsrezept zusammen.

Für ihn persönlich bedeutet das Mercedes-Engagement in erster Linie eines, nämlich Druck, wie er deutlich formulierte: "Fehler kann ich mir nicht erlauben." Den Grund darin sieht er in der Ursache seiner Verpflichtung. "Wir [Niki Lauda und er] sind geholt worden, um das Team zu drehen. Und wenn wir es nicht drehen, dann sind wir weg." Dabei hat der Gatte von Rennfahrerin Susie Wolff allerdings Vertrauen in den Mercedes-Vorstand, der sehr wohl wisse, wie viel Zeit ein Umbruch benötigt.

"Zum Spaß nicht", antwortete er auf die Frage, weshalb er das Angebot bei Mercedes angenommen und sich auch am Team beteiligt hat, schließlich sei er doch ein erfolgreicher Geschäftsmann, verfolge auch finanzielle Interessen. "Ich glaube an das Geschäftsmodell der Formel 1. Die Einnahmen steigen jedes Jahr, deshalb auch die Einnahmen der Teams. Deswegen kann ein Team grundsätzlich positiv wirtschaften, das ist der Hintergrund der Überlegung."