Die Testfahrten sind die Geschichte, die neue Saison steht in den Startlöchern. Mercedes schindete bei den Tests in Barcelona mit Kilometerspulen und schnellen Zeiten ordentlich Eindruck. Hinter Sauber waren die Silberpfeile das zweitfleißigste Team, was die Anzahl der zurückgelegten Kilometer anging. Doch Punkte gibt es dafür keine, dessen ist sich das Team bewusst. "Ab dem ersten Rennen können wir damit beginnen, unsere Position im Kräfteverhältnis zu bestimmen", sagte Ross Brawn. "Dann werden wir sehen, wie groß unser Fortschritt mit dem neuen Silberpfeil wirklich ist. Testfahrten sind jedoch das eine, Rennen etwas ganz anderes."

Vor allem die Temperaturen in Melbourne werden zeigen, wie gut Mercedes für die neue Saison gewappnet wird. 2012 bekam der Silberpfeil stets Probleme bei warmen Bedingungen - bei den diesjährigen Tests war es durchweg kühl. "Derzeit ist es in Melbourne sehr heiß, was eine große Herausforderung für uns bedeuten dürfte, da wir keine Erfahrung mit dem F1 W04 bei solchen Bedingungen haben", erklärte Nico Rosberg. "Das größte Thema wird für alle der Reifenabbau sein. Darauf müssen wir sorgfältig achten und gut mit den Reifen umgehen."

Nico Rosberg bekommt es erneut mit einem starken Teamkollegen zu tun, Foto: Mercedes AMG
Nico Rosberg bekommt es erneut mit einem starken Teamkollegen zu tun, Foto: Mercedes AMG

Viele Augen werden auf Lewis Hamilton gerichtet sein, der sein erstes Rennwochenende mit dem Mercedes-Werksteam erlebt. Mit dem fortschreitenden Verlauf der Testfahrten wurde der Brite optimistischer, was die Stärke des Silberpfeils betritt. Zuletzt hielt er seinen neuen Dienstwagen sogar für siegfähig. "Unser Auto war während der Wintertestfahrten gut und zuverlässig", versprühte Hamilton Optimismus. "Wir gehen also positiv gestimmt in das Rennwochenende, wissen jedoch auch, dass mit Blick auf die Performance alle im Freien Training am Freitag wieder bei Null beginnen."

Über fehlenden Druck muss sich das Team zumindest keine Sorgen machen. "Allen im Team ist bewusst, dass wir uns im Vergleich zur vergangenen Saison steigern müssen", brachte es Toto Wolff, der neue starke Mann bei Mercedes, auf den Punkt.

Mercedes: Melbourne Bilanz (Punkte, Siegquote)

Mercedes in Melbourne: Seit der Rückkehr als Werksteam lief es für Mercedes eher verhalten in Melbourne. 2010 sahen die Fans mit den Plätzen 5 (Rosberg) und 10 (Schumacher) zwar einen hoffnungsvollen Auftakt, doch dieser Eindruck sollte sich in den kommenden beiden Melbourne-Jahren nicht mehr bestätigen. 2011 fielen beide Silberpfeile vorzeitig aus und 2012 kam Schumacher ebenfalls nicht ins Ziel. Rosberg blieb als Zwölfter punktelos.

Hamilton in Melbourne: Lewis Hamilton und Australien - das ist immer eine spektakuläre und meist erfolgreiche Kombination. Unvergessen bleiben seine Disqualifikation 2009 nach der Lügen-Affäre und das Donut-Dilemma mit dem Privatauto im Folgejahr. Aber Hamilton kann in Down Down Under auch sportlich für Furore sorgen: Bei seinen bislang sechs Rennen fuhr er viermal aufs Podium, 2008 gar zum Sieg. 2012 startete der Brite, damals noch in Diensten von McLaren, beim Saisonauftakt in Melbourne von der Pole und beendete das Rennen als Dritter.

Lewis Hamilton hat sich bei Silber eingelebt, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hat sich bei Silber eingelebt, Foto: Sutton

Rosberg in Melbourne: Siebenmal trat Rosberg bislang in Melbourne an, seine bislang beste Platzierung erzielte er dort im Jahr 2008: Platz drei. In diesem kuriosen Rennen, das sein jetziger Teamkollege gewann, erreichten lediglich acht Piloten das Ziel. Rosbergs Melbourne-Bilanz mit Mercedes ist noch ausbaufähig: Nach Platz fünf im ersten Silberpfeil-Jahr 2010 fiel er im folgenden Jahr vorzeitig aus. In der vergangenen Saison sorgte eine späte Kollision dafür, dass Rosberg nur als Zwölfter die Ziellinie überquerte.

Redaktionskommentar - Erwartungen für Melbourne

Motorsport-Magazin.com meint: Mercedes war die positive Überraschung der Testfahrten, der Silberpfeil hinterließ einen starken Eindruck - auch bei der Konkurrenz, die das Team kurzerhand zu den Melbourne-Favoriten empor hob. Großes Fragezeichen: Wie kommt der W04-Bolide mit der australischen Hitze zurecht? Wenn es 2012 warm wurde, kam Mercedes ins Schwitzen und die Reifen bauten schneller ab, als es Rosberg und Michael Schumacher lieb war. Das Team tut gut daran, den Ball vor dem Saisonstart flach zu halten. Die Test-Zeiten waren schon einmal nicht schlecht und zeigen zumindest im Ansatz, dass das Auto ein Schritt nach vorn ist. Jetzt gilt es aber, dies unter Rennbedingungen unter Beweis zu stellen. (Robert Seiwert)