In anderthalb Wochen startet die neue Formel-1-Saison standesgemäß mit dem Auftaktlauf in Melbourne. Auf die Piloten kommt neben der guten Stimmung Down Under dann auch wieder die tiefstehende Sonne über dem Albert Park zu. Im Sinne besserer Zeiten für die TV-Übertragungen wurde die Startzeit des Großen Preises von Australien in den letzten Jahren immer weiter nach hinten verschoben. Nun beraten die Verantwortlichen auch über die Möglichkeit eines Nachtrennens, frei nach dem Vorbild Singapur - ein Event unter Flutlicht würde die Problematik der Sichtverhältnisse lösen und den Anforderungen in Sachen europäisches TV weiter in die Karten spielen.

Seitens der Regierung des Staates Victoria wurde die Lösung bislang allerdings immer ausgeschlossen. Den Sponsoren und der Bevölkerung vor Ort sei es schlecht zu verkaufen, dass sie Sonntagnacht erst spät nach Hause kommen könnten - der Montag sei schließlich auch auf dem fünften Kontinent ein normaler Arbeitstag und einmal im Jahr könne das internationale TV-Publikum schon früh aufstehen und in der Nacht zusehen, so wie die Australier selbst es bei fast allen Grand Prix machen müssen, gab zuletzt beispielsweise Ex-Weltmeister Alan Jones zu bedenken. Die Regierung also weiterhin durch die Umstrukturierungsversuche zu vergraulen, sei keine gute Idee.

Ricciardo spricht sich für Kompromiss aus

Die Opposition gegen einen neuen Grand-Prix-Vertrag, nach dem aktuell bis 2015 bestehenden Kontrakt, ist bereits recht groß, da die Veranstaltung Unmengen Steuergelder verschlingt. F1-Boss Bernie Ecclestone erklärte kürzlich: "Wir hoffen eigentlich, für immer in Melbourne zu sein, auch wenn es dafür einige Kritik hagelt und ich weiß nicht warum." Zumindest bei den Fahrern und Teamverantwortlichen stieß die Überlegung in Sachen Nachtrennen aber auf offene Ohren. Lewis Hamilton fände es sogar spannend, wenn im Albert Park manchmal, aber nicht immer, nach Einbruch der Dämmerung gefahren würde. Alle drei Jahre könne ein Flutlichtrennen für Abwechslung zum normalen Alltagsprogramm sorgen, fand der Mercedes-Pilot.

"Ich fände es schön, wenn die Dinge variieren, denn ansonsten ist alles jedes Jahr immer gleich", so Hamilton. Anklang fand die Idee eines Rennens zur Abendstunde auch bei Lokalmatador Daniel Ricciardo. Dem Australier war es vor allem wichtig, dass sein Heimatland auch weiterhin einen Grand Prix ausrichten darf. "Dafür muss man dann vielleicht auch einmal einen Kompromiss eingehen und das hier klingt wie ein guter", sagte der Toro-Rosso-Pilot. Red-Bull-Teamchef Christian Horner fand: "Ein Nachtrennen in Melbourne könnte interessant für uns sein - gerade, wenn man sich vor diesem Hintergrund einmal die Zuschauerzahlen anschaut."