Bruno Senna wandelt auf den Spuren von James Bond: Nicht nur, dass der Brasilianer 2013 am Steuer eines Aston Martin sitzt - auch den Filmtitel eines der Agentenstreifen mit Sean Connery hat sich Senna zueigen gemacht: "Sag niemals nie", lautete seine Antwort auf die Frage nach einer möglichen Rückkehr in die Formel 1. Eines Tages, so der 29-Jährige, sei dies schon denkbar, denn die F1 sei immer noch die Königsklasse des Motorsports und damit gleichsam attraktiv wie immer einen Gedanken wert. Für den Moment ist Senna jedoch glücklich mit seinem Wechsel in die WEC - in der Sportwagenweltmeisterschaft will er endlich wieder um Siege mitkämpfen und die viele Politik, den Ärger über gewisse Zustände in der F1 und die Rückschläge der jüngeren Vergangenheit hinter sich lassen.

"Man sollte diese Tür niemals ganz schließen, aber die Zeit war definitiv richtig, um sich einmal woanders umzuschauen", stand der Neffe des legendären Ayrton Senna hinter seinem vorläufigen Abschied aus dem Oberhaus des Motorsports. Beim Blick zurück müsse man dabei differenzieren, so Senna, der durch den tragischen Tod seines Onkels 1994 in Imola erst sehr viel später als die versammelte Konkurrenz mit dem professionellen Rennfahren begann und somit eine außergewöhnliche Karriere hinlegte. "Für mich war es ja schon ein großes Risiko, zu versuchen, aus dem Nichts überhaupt noch in die Formel 1 zu kommen und dann dort Erfolg zu haben", meinte Senna. "Mein erstes richtiges Jahr im Rennsport war 2005 - die Saison, in der Fernando Alonso seinen ersten Titel geholt hat", setzte er die zeitlichen Abläufe in Relation.

Rascher Aufstieg

Senna verdiente sich seine Sporen in der GP2 und gewann unter anderem in Monaco, Foto: Bumstead/Sutton
Senna verdiente sich seine Sporen in der GP2 und gewann unter anderem in Monaco, Foto: Bumstead/Sutton

Gerade einmal fünf Jahre später fuhr er gemeinsam mit dem Spanier und 22 anderen Piloten bereits in der absoluten Weltelite. Diesen Punkt so schnell zu erreichen, obwohl er vor seinem 20. Geburtstag kaum im Rennauto gesessen hätte, sei ein beschwerlicher Weg gewesen. "Zwischen 2005 und 2008 konnte ich es schaffen, mich hochzuarbeiten - bis hin zum Vizetitel in der GP2." Danach sei der Pfad jedoch wesentlich steiniger geworden. Senna testete Ende 2008 für Honda, ehe der Rennstall sich ob der Weltwirtschaftskrise überraschend aus der F1 zurückzog - wenige Monate später wurde das Team zu Brawn GP und gewann mit einem völlig überlegenen Boliden im Folgejahr beide Weltmeisterschaften. Der Weg des Brasilianers hätte also auch ganz anders verlaufen können...

Zusammenfassend wollte Senna seine bisherige Karriere also zweigeteilt bewerten. "Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich vollends zufrieden bin - aber ein guter Lauf war es schon." Besonders das letzte Jahr bei Williams hätte allerdings seine Spuren hinterlassen. Nach einer durchwachsenen Rookie-Saison im heillos unterlegenen HRT 2010, folgten 2011 acht Einsätze für Lotus-Renault, bei denen sich Senna gar nicht so schlecht schlug. Mit Williams sollte vergangene Saison dann eigentlich der Durchbruch folgen. "Ich hätte mein Potenzial dort wirklich gerne ausgeschöpft, denn eigentlich hatte ich ein gutes Auto zur Verfügung", räumte Senna ein. Er stellte aber auch klar: "Leider hatte ich jedoch nicht das gleiche Programm, das mir die gleichen Chancen generiert hätte wie den übrigen Jungs."

Das Bild verzerrt

Gemeint ist damit die Fahrerpolitik beim Rennstall aus Grove, der bei 15 der 20 Rennen Test- und Reservepilot Valtteri Bottas im ersten Freitagstraining den FW34 mit der Nummer 19 fahren ließ. Stallgefährte Pastor Maldonado musste hingegen kein einziges Mal auf seine Trainingseinheiten verzichten. Sennas Pech: Das war vertraglich sowohl beim Venezolaner als auch bei Bottas, der ihn 2013 im Team ersetzt, bereits so festgelegt, noch bevor der Brasilianer im Winter 2012 zum Team stieß. "Wenn man sich ansieht, dass ein Zehntel, manchmal sogar weniger, schon den Unterschied zwischen P10 und P15 im Qualifying ausmachen, kann man sich vorstellen, was die verpasste Streckenzeit ausmacht und dass sie einen ins Hintertreffen geraten lässt", haderte der Wahl-Monegasse. Er sei folglich 2012 immer einen Schritt hinterher gewesen. "Oder eine Session, wenn man so will."

Seine Performance im Zeittraining habe das nachhaltig beeinflusst - besonders, wenn sich die Strecke, wie sooft von Freitagnachmittag auf Samstagfrüh, signifikant veränderte, sei er ohne weitere Referenzwerte dagestanden. "Das war sehr frustrierend, denn früher war ich im Qualifying immer ganz gut. Nun habe ich das Auto manchmal überfahren, manchmal aber auch einfach falsch abgestimmt. In den Rennen war ich trotzdem immer stark - eigentlich wäre mein zweites volles Jahr, wenn es das denn wirklich gewesen wäre, also auch besser gewesen. Aber so ist das Leben." Mit Blick nach vorne fügte Senna hinzu, nun in der WEC sein Repertoire als Rennfahrer vergrößern zu können - bereits 2009 fuhr er für Oreca Sportwagenrennen. Auch damals habe er viele wichtige Lektionen gelernt. "So konnte ich letztes Jahr zum Beispiel einige Rennen mit zehn Kilogramm Benzin weniger als mein Teamkollege starten, weil ich schon wusste, wie man Sprit spart..."