Die Formel 1 ohne Politik? Natürlich, das ist ein Wunschgedanke, aber bis 2011 ging es mit Buttongate, Spionageskandal oder Diffusorstreit nur um die Rennserie selbst, durch die Unruhen im Königreich Bahrain und die folgende Absage des Grand Prix, wurde die Königsklasse zur Bühne der Weltpolitik. Das änderte sich 2012: die FIA brachte die Formel 1 zurück und die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC erstmals in den Wüstenstaat und auf den Bahrain International Circuit bei Manama.

Bernie hatte in Bahrain bange Stunden, Foto: Sutton
Bernie hatte in Bahrain bange Stunden, Foto: Sutton

Warum der GP von Bahrain 2012 mein Highlight des Jahres ist? Nicht weil das Rennen so spannend war - ganz im Gegenteil es gehörte mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg von Sebastian Vettel eher zur Sorte der langweiligen - sondern weil das Durchführen zeigte, dass der Sport nicht wieder für politische Zwecke missbraucht werden konnte. Ohne auf die Seite einer der Konfliktparteien zu treten und die zu beklagenden Opfer außen vor gelassen, nach dem Einreiseverbot gegen mich im Februar war die Ausrichtung des Grand Prix mehr oder weniger eine Genugtuung. Zum Glück stabilisierte sich die Lage in Bahrain bis heute einigermaßen, auch wenn man noch lange nicht von einem Guten Ende des Arabischen Frühlings im Königreich reden kann.

Als Arabischer Frühling wird eine Serie von Protesten und Aufständen in der arabischen Welt bezeichnet, die im Dezember 2010 ihren Anfang nahm. Ausgangspunkt war die Revolution in Tunesien, auch als Jasmin Revolution bekannt, die sich vor allem gegen das dort herrschende Regime und allgemein widrige Lebensbedingungen im Land richtete. Die Welle der Entrüstung schwappte auch nach Bahrain über, den Beginn der Unruhen markiert der 14. Februar 2011, als hunderte Demonstranten auf dem zentralen Perlenplatz in der Hauptstadt Manama Zeltlager errichteten. Zwei Tage nach dem Beginn der Demonstrationen wurde das Lager durch die Polizei geräumt. In den darauffolgenden Wochen gingen zehntausende Menschen auf die Straße, um zu demonstrieren - die Aktion endete schließlich in der Ausrufung des Ausnahmezustandes. Zum Jahrestag des Beginns der Proteste riefen oppositionelle Gruppen wieder zum Tag des Zorns auf, ausgerechnet als ich nach Bahrain reisen wollte...