Am Anfang gab es viele Kritiker und Zweifler - als Jenson Button als amtierender Weltmeister Ende 2009 seinen Wechsel zu McLaren bekanntgab, wunderten sich nicht wenige über den mutigen Schritt. Obwohl der Brite Champion geworden war, glaubten die meisten im Fahrerlager, Landsmann Lewis Hamilton würde als etablierte Kraft im Traditionsrennstall aus Woking seinen neuen Stallkollegen zum Frühstück verspeisen. Zu groß sei die Macht des Ex-Weltmeisters im Team, zu sehr sei Buttons Titel von der Form des besonders in der ersten Saisonhälfte überlegenen Brawn-Bolidens im Jahr davor abhängig gewesen. Doch Button lehrte nicht nur seine Kritiker sondern letzten Endes auch seinen teaminternen Widersacher das Fürchten. Mit zwei Siegen aus den ersten vier gemeinsamen Rennen, sah die Beziehung zwischen Button und McLaren früh wie eine Traumehe aus.

Im weiteren Verlauf seiner Debütsaison mit den Briten, übernahm Hamilton jedoch wie erwartet mehr und mehr das Zepter. Trotzdem landete er in der Endabrechnung nur einen Platz vor dem 32-Jährigen, der das Blatt 2011 dann gänzlich wenden konnte. Hinter Sebastian Vettel, der im überlegenen Red-Bull-Paket bald außer Reichweite für den Rest des Feldes war, konnte Button als einziger Fahrer so richtig Paroli bieten. Am Ende der Saison wurde er mit der Vizeweltmeisterschaft belohnt, während Hamilton ein Seuchenjahr erlebte. Zwar beendeten die beiden Briten die diesjährige Weltmeisterschaft wieder in umgekehrter Reihenfolge, mehr als zwei Punkte trennten sie unterm Strich jedoch nicht.

Erinnerungen an BAR-Zeit werden wach

Bevor Takumato Sato zum Team stieß war Button hinter Villeneuve die Nummer zwei, Foto: Sutton
Bevor Takumato Sato zum Team stieß war Button hinter Villeneuve die Nummer zwei, Foto: Sutton

Während Hamilton nach dem Singapur GP seinen Abschied von McLaren nach sechs Jahren bekanntgab, war aus Teamkreisen auch schon davor zu vernehmen, dass Button die Truppe mehr und mehr um sich forme und die größere Akzeptanz des Teampersonals genieße. Diese Übernahme der Führung dürfte mit der neuen Saison endgültig abgeschlossen sein, stößt als neuer Teampartner mit dem jungen Sergio Perez dann doch ein unerfahrener Mann zum Team, der in erster Linie eines soll: Von Button lernen. Dieser nimmt seine neue Rolle derweil gerne an und fühlt sich ihr gewachsen. "Sie wird mir definitiv liegen, denn es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas mache", erinnerte sich Button an das Jahr 2003 zurück.

"Als ich zu BAR gekommen bin und Jacques [Villeneuve] das Team verließ, war ich in der gleichen Situation. Ich stand auf einmal da und sollte das Team führen, und das ist etwas worauf ich mich nun wieder freue", beteuerte der designierte Leader. Für ihn stelle die neue Situation eine dar, in der man sich beweisen könne. "Man kann das Beste aus sich herausholen und das Team um sich herum aufbauen - genauso kann man es und auch das Auto in eine bestimmte Richtung lenken", kannte Button die Vorzüge. Diese optimal zu nützen, sei besonders wichtig. "Wir haben alle einen unterschiedlichen Stil, aber bei mir ist es so, dass ich ein Auto weiterentwickeln kann und mich dann damit wohlfühle. Wenn das Auto sich aber neutral verhält und unbalanciert, funktioniert es für mich weniger."

Hamilton-Partnerschaft profitabel

Er müsse ein Auto regelrecht um sich formen. "Was das betrifft, glaube ich allerdings nicht, dass das jemand besser kann als ich", zeigte sich Button selbstbewusst. Die Kehrseite dieser Medaille sei jedoch auch klar: "Wenn ich das Auto nicht dorthin bekomme, wo ich es haben will, habe ich mehr Probleme als andere." Obwohl sich ihre Herangehensweise in vielen Dingen sehr unterschieden habe und Button zuletzt auch immer wieder angegeben hatte, dass Hamilton und er in der gemeinsamen Zeit keine besonders guten Freunde geworden wären, sondern eher eine friedliche Co-Existenz vorgezogen hätten, gab es zum Abschied warme Worte. "Lewis ist sehr schnell und hat einen Speed, den nicht viele Leute haben, gerade wenn es nur um eine einzelne Runde geht."

"Wie wir aber alle wissen, geht es in der F1 nicht nur darum - es ist ein langes Rennen, indem man Punkte einfahren muss. Trotzdem war er natürlich ein harter Teamkollege - aber auch ein guter, wenn es um die Zusammenarbeit und Entwicklung des Boliden ging", fand Button, der seinem scheidenden Landmann zudem bescheinigte, diese Saison in seiner Paradedisziplin, der schonenden Reifennutzung, viel dazugelernt zu haben, "Ich denke, alles in allem war es eine gute Partnerschaft und wir haben gegenseitig viel voneinander lernen können", so der Ex-Champ, der mit einem Grinsen anfügte: "Auch wenn er sagt, es sei nicht so, haben wir dennoch vom anderen profitiert und uns als Fahrer somit weiterhelfen und entwickeln können."