In den deutschen Fernsehübertragungen aus Interlagos äußerten sich einige Experten und auch Red-Bull-Vertreter in der ersten Emotion sehr heftig und kritisch über Bruno Senna und seinen angeblichen "dummen Fehler" in der ersten Runde. Sie meinten, er hätte Vettel da völlig unnötigerweise abgeschossen. Danach wurden die Facebook-Seiten des Brasilianers mit üblen Beschimpfungen und sogar Drohungen nach dem Motto, "warte nur, bis du nach Deutschland kommst, dann geht es dir an den Kragen" überflutet.

Auch Vettel hatte ja am Sonntagabend zunächst klar die Schuld Senna zugeordnet. Da hatte er allerdings auch noch nicht das einzige Fernsehbild gesehen, das wirklich Aufschluss gibt - weder die normalen Renn- noch die Inboard-Aufnahmen zeigen ja deutlich, was wirklich ablief. Aber es gibt eine Helikopteraufnahme, die in der Live-Übertragung nicht gezeigt wurde, die der FIA aber vorlag und die sich zum Beispiel auch der englische Sender Sky nachher besorgte und mit Experten wie dem ehemaligen GP-Fahrer Allan McNish im Detail und mit Standbildern analysierte. Fazit: Genau das, was Senna schon zuvor in seinen Statements gesagt hatte, trifft zu: "Normaler Rennunfall, dumm gelaufen, Senna ist innen genau da, wo er sein soll und darf, Vettel zieht von weit außen nach innen und hat ihn dabei offensichtlich nicht gesehen, auch weil da noch das Auto von Paul di Resta etwas dazwischen war." Dass die Sportkommissare, die ja sonst bei jeder Kleinigkeit eingreifen, in diesem Fall nicht einmal eine Untersuchung einleiteten, stützt diese Einschätzung.