Dank seines Husarenritts in Abu Dhabi kann Sebastian Vettel den WM-Titel schon am kommenden Rennwochenende einsacken. Vor der Premiere der Formel 1 in Austin führt der Red-Bull-Pilot die Gesamtwertung mit zehn Zählern Vorsprung auf Fernando Alonso an. Showdown in Texas - glaubt man Christian Horner, muss man sich zumindest um Vettels Psyche keine Sorgen machen. Red Bulls Teamchef sieht dessen mentale Stärke als großen Bonus im Titelduell. "Mental ist er sehr stark", so Horner. "Das ist eine seiner größten Stärken."

Die meisten bei Red Bull hatten Vettel auf dem Yas Marina einen Platz in den Punkten zugetraut, obwohl er nach der Disqualifikation im Qualifying aus der Boxengasse starten musste. Doch niemand hätte sich getraut, vom Podium zu sprechen. Nur einer wagte es: Vettel selbst. "Vor dem Rennen ging ich zu ihm, um ihm viel Glück zu wünschen", berichtete Horner. "Und er sitzt und spielt Schlagzeug mit seinem Trainer. Er sagte, 'Ich sehe dich auf dem Podium'." Kurz nach seinem dritten Platz in Abu Dhabi meinte Vettel bereits im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, dass er sich einen Platz in den Top-3 ausgerechnet hatte.

Während der zweiten Safety-Car-Phase hatte er sich sogar den Sieg ausgerechnet, denn im Gegensatz zur Konkurrenz war er auf frischen, weichen Reifen unterwegs. Hätte sich Vettel nicht rundenlang an Vordermann Jenson Button aufgerieben, wäre vielleicht sogar mehr als Platz 3 drin gewesen. Immerhin fuhr Vettel in der vorletzten Runde des Rennens wieder einmal die schnellste Runde - seine fünfte in dieser Saison. Eine ähnliche Aufholjagd gelang zuletzt Damon Hill. Der Williams-Renault-Pilot schaffte es 1993 in Portugal von Platz 26 auf P3. Polesetter Hill musste aus der letzten Reihe starten, da sein Auto zu Beginn der Einführungsrunde ausging.

"Sebastian war Samstagnacht der einzige im Besprechungsraum, der sagte, dass er es schaffen könne", verriet Horner. "Der Rest von uns hätte sich stattdessen die Pulsadern aufschneiden können." Vettels Aufholjagd mit einem sehr starken Auto sei jedoch keine Selbstverständlichkeit und Red Bull dürfe sich jetzt bloß nicht auf den Lorbeeren ausruhen, forderte Horner vor den beiden letzten Rennen des Jahres: "Wie wir es an diesem Wochenende gesehen haben, können Dinge schief gehen, wenn man sich am Limit bewegt. Man kann nichts als gegeben betrachten."