Dass Jenson Button mit leichten Kopfschmerzen in Indien ankam, lag nicht etwa an seiner anstrengenden Reiseroute - von seiner Wahlheimat Monaco aus, war der Brite über den Zwischenhalt London nach Dubai geflogen, ehe es anschließend endlich nach Neu Delhi weiterging. Nein, der seltsame Fall des J. Button hatte mehr mit den unlängst immer öfter auftretenden technischen Gebrechen an seinem Auto zu tun. Die vielen Probleme am MP4-27, sie beunruhigten Button schlichtweg. "Ich bin davon genauso überrascht, denn für uns ist das sehr untypisch - mit der Zuverlässigkeit hatten wir in den letzten Jahren eigentlich nie Probleme", so der zerknirschte Brite.

Der McLaren-Fahrer versicherte: "Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter und haben sehr hart daran gearbeitet und auch schon einige Dinge am Auto ausgetauscht." Für ihn stand fest: "Unsere Performance hat das nicht verändert - die Zuverlässigkeit ist aber viel stabiler." Immerhin etwas also, fand Button, der darum bemüht war, zu beteuern, dass es keineswegs so sei, dass McLaren nach der starken Phase im Spätsommer unerwartet eingebrochen sei. "Man muss auch sehen, dass Red Bull dort viel hat liegen lassen", wollte der Brite McLarens zeitweise herrschende Dominanz schmälern. "In Ungarn war Sebastian mit der Schnellste, steckte aber hinter mir fest."

Bereits für 2013 gelernt

Der MP4-27 hing zuletzt zu oft am Haken, Foto: Sutton
Der MP4-27 hing zuletzt zu oft am Haken, Foto: Sutton

"In Belgien hat er sich nur als Elfter qualifiziert, konnte mit seiner Pace aber trotzdem noch auf P2 fahren. Nur in Monza war Red Bull nicht schnell - aber bei den meisten Rennen waren sie das sehr wohl." Der wahre Unterschied zu der Leistung von vor einigen Rennen bestehe beim Gegner aber im Qualifying. "Da haben sie sehr zugelegt - ihre Rennpace war einige Rennen lang nicht so gut. In den letzten Rennen haben sie aber fast wieder das Niveau von letztem Jahr erreicht und für uns ist das ein bisschen schmerzhaft", gab der 32-Jährige zu. Dass McLaren deshalb aber gleich klar im Hintertreffen sei, fand der Ex-Champ nicht. "Unsere Pace ist schon ganz gut und das werden wir auch mit ins neue Jahr nehmen."

Besonders mildernd sei bei der ganzen Angelegenheit folgender Umstand: "Zuverlässigkeitsprobleme kann man immer in den Griff kriegen, wirklich fehlende Pace zu finden, ist da schon schwieriger. Das stimmt mich also zuversichtlich", klärte Button über seinen Zweckoptimismus auf. Er habe zuletzt zudem viel Zeit in der Fabrik und im Simulator verbracht, sich aber auch mit seinen Ingenieuren ausgetauscht und Wünsche für das nächste Jahr deponiert. "Ich bin kein Aerodynamiker - aber ich weiß, was ich von einem Auto will", so der Brite.

Reifen als Schlüsselsektor

"Viel von der Arbeit, die wir dieses Jahr schon auf der Strecke abliefern, wird uns auch nächstes Jahr helfen, da es keine großen Regeländerungen gibt. Es ist also definitiv besser, das Jahr mit einem Höhenflug zu beenden", war er überzeugt davon, dass McLaren in den nächsten Rennen noch einmal nachlegen muss... und wird. Ganz allgemein gelte: "Wir müssen das Jahr über konstanter bleiben, denn los ging es bei uns ja eigentlich gut, mit starken Tests." Ein Problem seien 2012 aber mit Sicherheit die Reifen gewesen.

"Ich weiß, dass auch andere damit ihre Probleme hatten, aber bei uns war das schon besonders der Fall. Wir haben jetzt aber ein besseres Verständnis dafür. Ich hoffe, dass uns das 2013 hilft." Noch im Vorjahr sei der McLaren-Bolide sehr gut damit gewesen, die Reifen zu schonen - heuer sei dies anderes gewesen. "Manchmal scheint man da nicht drinzustecken und dann wird es sehr schwer. Wir haben aber einen guten Job gemacht und uns diesbezüglich weiterentwickelt - es hat nur eben sehr lange gedauert, an diesen Punkt zu kommen." In erster Linie gehe es bei den Problemen mit den Pneus um das korrekte Temperaturfenster aller signifikanten Parameter. "Mittlerweile ist das wirklich der komplizierteste Bereich am Auto geworden", fand Button.