Schon seit langem ist Lewis Hamilton vom Twitter-Fieber gepackt. Fast stündlich - außer er bestreitet gerade ein Rennen - lässt er seine Follower wissen, was in seinem Leben passiert. Kein Wunder, dass sich Hamilton nach dem verpatzten Qualifying in Spa via Twitter den Frust von der Seele schrieb. "Verdammt! Jenson hat den neuen Heckflügel und ich den alten. Mit dem Speed gewinnt Jenson das Rennen locker."

Hamilton twitterte nach dem Qualifying kryptische Tweets, Foto: Sutton
Hamilton twitterte nach dem Qualifying kryptische Tweets, Foto: Sutton

Kurz darauf postete er einen kryptischen Tweet mit der Anmerkung seine Fans sollten auf Google suchen, wenn sie nicht wissen, worum es geht. Gesagt, getan. Doch meine Suche ergab kein Ergebnis. Kurz darauf waren alle Tweets von Hamilton gelöscht. Hamilton selbst erklärte, dass er ein paar seiner Statements lediglich neu formulieren wollte. Doch auch nach Stunden fanden sich keine neuen Tweets zum Qualifying, sondern lediglich Glückwunsche an Teamkollege Jenson Button zu dessen Pole.

Die McLaren-PR-Maschinerie schien wieder zugeschlagen zu haben, die Frage ist, warum? Okay, ich gebe zu, dass ich selbst schon etwas genervt bin, wenn ich versuche meinem Job nachzugehen und warten muss, bis Hamilton sich endlich von seinem Handy löst, um die gestellte Frage zu beantworten. Und ja, es ist auch komisch, wenn man von Hamilton fotografiert wird, während man Whitmarsh oder Button lauscht, um wenige Sekunden später auf dessen Twitter-Seite aufzutauchen.

Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass endlich ein Fahrer aus der Maschinerie ausbricht und nicht wie ein Roboter die bekannten Floskeln runterkaut, die jedem Journalisten schon bei den Ohren rauskommen. Statt PR-tauglich zu verkünden 'es lief heute nicht so gut für uns, aber morgen werden wir wieder angreifen', sagt Hamilton wie es ist 'es gibt keinen einzigen, guten Punkt an diesem Flügel'. Dass es die PR-Leute bei McLaren nicht freut, ist klar. Doch wir Journalisten brauchen gute Geschichten, weil nur gute Geschichten die Fans interessiert und Hamilton liefert diese.

Hamilton fotografiert gern auch mal Journalisten, Foto: Sutton
Hamilton fotografiert gern auch mal Journalisten, Foto: Sutton

Martin Whitmarshs Erklärungen zum Flügel-Chaos im Qualifying fallen hingegen nicht in die Kategorie 'Interessant'. "Ich war in die Entscheidung den Flügel zu tauschen, involviert. Wir saßen hier am Nachmittag zusammen bevor die falsche Entscheidung fiel. Wir hatten nicht die vollen Daten. Am Morgen sahen wir mit beiden Autos nicht stark aus und da ist es leicht falsch zu reagieren und sich selbst zu treten. Morgen ist ein anderer Tag, das Rennen ist lang, es kann viel passieren." Und damit ist Whitmarsh noch lange nicht fertig:

"Um das in die richtige Perspektive zu setzen. Wir haben einen Fehler beim Flügel von Lewis gemacht. Aber was die Reibung und den Abtrieb betrifft, so ist der Flügel sehr ähnlich zu dem von Kimi und zu Kobayashi. Wir sprechen nicht von einem Flügel, der völlig anders ist. Aber in der F1 geht es eben um kleine Dinge und heute hatte Jenson ein besseres Auto als Lewis." Manchmal findet sich eben in 140 Zeichen mehr Inhalt als in 1000. "Wir können ehrlich dankbar sein für Hamilton. Amen", verkündete ein Kollege. Wo? Natürlich auf Twitter!