Eigentlich kommt es einem nahezu unwirklich vor, doch die Pole-Position für Jenson Button beim Großen Preis von Belgien in Spa 2012 war tatsächlich seine allererste für McLaren. Seit seinem Wechsel nach Woking als amtierender Champion zu Beginn des Jahres 2010, konnte der Brite noch keine einzige Bestzeit im Zeittraining verbuchen. Nachdem er in den Ardennen einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere bei den Chrompfeilen erreicht hatte, zeigte er sich dementsprechend überwältigt. "Es ist wirklich schon ein Zeit lang her, dass ich das letzte Mal auf Pole-Position stand. Genaugenommen war das in Monaco 2009", erinnerte Button sich an seinen letzten Samstagserfolg im Brawn GP.

So gesehen, sei es ziemlich emotional für ihn, nun endlcih einmal wieder freie Fahrt am Start genießen zu dürfen. "Einige gute Sonntage waren die letzten Jahre ja schon dabei, aber samstags ist es meistens nicht perfekt gelaufen", grinste der McLaren-Star mit Blick auf seine seltsame Pechsträhne. Er stellte fest: "Es war einfach ein großartiges Qualifying und gerade nach der langen Sommerpause besonders wichtig, einen guten Samstag zu haben. Ich weiß: Das Rennen ist erst morgen - aber es tut trotzdem gut und gerade weil es schon so lange her ist, fühlt es sich fast schon wie ein kleiner Grand-Prix-Sieg an." Zur Verwirklichung seiner insgesamt achten Karriere-Pole benötigte es auf der gefürchteten Ardennen-Achterbahn von Spa aber schon einer Ausnahmerunde - Button ließ sich nicht zweimal bitten und zauberte gleich drei Fabelzeiten auf den Asphalt.

Die drei schnellsten Zeiten

Bereits seine Umlaufzeit von 1:47.654 aus Q2 konnte am Samstag im kompletten Qualifying kein anderer Pilot unterbieten. In Q3 ließ Button erst eine ähnlich schnelle Zeit folgen, nur um sich ganz am Ende dann abermals um ein Zehntel zu steigern - mit seiner Pole-Position Zeit von 1:47.573 hatte er so ganze 0,3 Sekunden Vorsprung auf die Phalanx der Verfolger. Teamkollege Lewis Hamilton nahm er im finalen Abschnitt des Zeittrainings gar mehr als acht Zehntel ab. Erklären konnte Button seine plötzliche Leistungsexplosion aber nicht. "Wenn ich wüsste, was wir all die anderen Samstage anders gemacht haben, dann wäre es natürlich einfach gewesen. Aber heute haben wir auch einfach die richtige Balance gefunden", lobte der 32-Jährige die an seinem MP4-27 vorgenommene Abstimmungsarbeit.

Jenson Button war in Spa am Samstag einfach nicht zu schlagen, Foto: Sutton
Jenson Button war in Spa am Samstag einfach nicht zu schlagen, Foto: Sutton

Besonders beeindruckt zeigte sich Button von diesem Umstand, da auf Grund des verregneten Freitags ja kaum Trainingsfahrten möglich gewesen wären. "Mir gefällt das alles sehr gut und ich möchte mich beim Team bedanken - heute ist ein schöner Tag", lachte Button. Die Erwartungen wollte er trotzdem dämpfen, den Ball gewohnt flach halten: "Meine Ausgangsposition macht es für morgen zwar einfacher, hart wird es aber sicher trotzdem." Teamchef Martin Whitmarsh zeigte sich hingegen hocherfreut vom erneuten Beweis der aktuellen Stärke seines Teams. "In der Pause ist scheinbar nichts passiert", spielte er auf den Sieg Lewis Hamiltons zuletzt in Ungarn an.

Noch viel verändert

"Heute war aber Jenson immer da. Er hatte zu Saisonbeginn zwar ein paar Probleme, war aber auch schon in den letzten Rennen vor der Sommerpause stark", meinte Whitmarsh. Der Brite fügte an: "Heute Vormittag hat er sich mit dem Auto noch nicht so wohlgefühlt, aber da waren auch andere Fahrer nicht damit zufrieden. Gestern hatten wir ja wenige Möglichkeiten zu arbeiten - deshalb haben wir nach dem dritten Training heute Änderungen an beiden Autos vorgenommen. Jetzt ist eine sehr verdiente Pole für Jenson herausgesprungen. Er ist fantastisch gefahren und dabei sehr ruhig geblieben - für morgen ist er damit sehr gut aufgestellt."

Button habe, anders als Hamilton, im Vergleich zum Vormittag aber nur den Frontflügel gewechselt und im Qualifying weiter auf die neue Aerodynamik-Variante des Heckflügels gesetzt. "Wenn das Auto im dritten Training nicht gut ist, muss man es ändern und zumindest bei Jenson hat sich das ausgezahlt", stellte Whitmarsh fest. Hamilton sei hingegen auch am Nachmittag noch unzufrieden mit seiner Balance gewesen. "Aber beide sind tolle Rennfahrer und es wird morgen sicherlich ein interessantes Rennen", prognostizierte der McLaren-Teamchef. "Bereits heute war es ja ein Qualifying voller Überraschungen - Sebastian, Michael und Nico haben es alle nicht in Q3 geschafft", so der Brite verwundert. "Allein deswegen wird es morgen schon spannend, denn diese Startaufstellung hat man so ganz sicher nicht erwartet."