Bereits in den letzten Rennen war aufgefallen: Während Red Bull, McLaren und Ferrari allesamt größere Updates im Aerodynamikbereich mit an die Strecke brachten, schien sich Mercedes verstärkt auf andere Bereiche zu konzentrieren. Im Rahmen des Großen Preises von Großbritannien in Silverstone wurde dieses Vorgehen nun auch von Teamchef Ross Brawn bestätigt. "Wir haben uns vornehmlich auf den Gebrauch der Reifen, den Umgang mit ihnen und ihre Kontrolle konzentriert, sowie auf alle Dinge, die damit zusammenhängen", bestätigte der Brite im Vorfeld seines Heimrennens.

"Natürlich besteht kein Zweifel daran, dass aerodynamischer Downforce hilft - aber wenn man sich die Ungleichheit der Rundenzeiten zwischen den verschiedenen Autos ansieht, ist sie weniger signifikant als ein korrektes Behandeln der Reifen", verriet Brawn. Mercedes habe sich deshalb ganz bewusst dazu entschieden, viel Arbeit aufzuwenden, um alle Variablen, die in Zusammenhang zu den Reifen stehen, unter Kontrolle zu kriegen. Bereits in Silverstone soll sich das auszahlen: "In Sachen Wetter könnte das ein ganz schön herausforderndes Wochenende werden", mutmaßte Brawn.

Aerodynamik vs. Reifen

Mit einer Sache lag Brawn schon einmal richtig: Das Wetter in Silverstone ist schlecht, Foto: Sutton
Mit einer Sache lag Brawn schon einmal richtig: Das Wetter in Silverstone ist schlecht, Foto: Sutton

"Die Reifen bei kühlen Bedingungen also schnell und gut zum Funktionieren zu bringen, wird hier ein entscheidender Faktor", so der Mercedes-Teamchef. Durch die insgesamt sehr geringen Abstände an der Spitze, werde nach Meinung Brawns auch das alljährliche Entwicklungsrennen und Wettrüsten heuer etwas anders aussehen als gewohnt. "Die Entwicklungen sind nun anderer Natur. In den vergangenen Jahren war es eine ziemlich einfache Gleichung - es ging darum, mehr Downforce zu finden und weniger Luftwiderstand und somit mehr Effizienz zu haben."

"Dadurch wurde man immer schneller", beschrieb er die Anforderungen. 2012 könne man davon aber weit weniger profitieren. "Um einmal ein Beispiel zu nennen: In Valencia war es im Qualifying unheimlich eng und ich weiß gar nicht mehr, wie viele Autos da innerhalb einer Sekunde waren - und es ist höchst unwahrscheinlich, dass all diese Autos die gleiche Downforce hatten."

Daher komme es nun auch auf andere Parameter an. Diese zu verstehen und zu entschlüsseln, sei das Ziel der aktuellen Herangehensweise. Wenngleich es sich um sensible, komplexe und breit gefächerte Entwicklungsbereiche handele, kannte Brawn auch schon mögliche Ansatzpunkte und nannte diesbezüglich neben dem Regeln der Reifentemperatur auch die allgemeine Geometrie des Aufhängungsbereichs der Boliden.