Mit dem zweiten Platz beim Großen Preis von Kanada erreichte Romain Grosjean sein bestes Ergebnis in der Formel 1. Nach Platz drei in Bahrain schaffte der Lotus-Pilot in seiner ersten vollständigen Saison bereits zum zweiten Mal den Sprung aufs Podium, und auch der erste Rennsieg dürfte bei gleichbleibenden Leistungen nicht mehr lange auf sich warten lassen. In der WM-Wertung liegt Grosjean trotz dreier Ausfälle nur zwei Zähler hinter Lotus-Kollege Kimi Räikkönen auf Rang sieben (53 Punkte) - Tendenz steigend. Die rasante Entwicklung des 26-Jährigen verblüfft keineswegs nur die Konkurrenz.

Obwohl Lotus-Teamchef Eric Boullier die Verpflichtung des Franko-Schweizers nahezu in Eigenregie durchzog, hatte er seinem Schützling die rasante Entwicklung nicht zugetraut. "Er überrascht mich immer wieder", bekannte der Franzose. "Er ist ein harter Arbeiter; er hört zu und spricht viel mit seinen Ingenieuren." Die gute Arbeitsauffassung sei allerdings nur die eine Hälfte von Grosjeans Vorzügen, lobte Boullier. "Es ist nicht nur die Arbeit, er lernt aus den Daten, aus Ratschlägen, aus allem. In Kanada ist er 45 Runden auf den Reifen gefahren. Er war schnell und ist trotzdem schonend mit ihnen umgegangen. Das ist sehr ermutigend."

Weniger berauschend seien allerdings die Qualifying-Leistungen von Räikkönen, räumte der Lotus-Boss ein. Nach Startplatz zwölf fuhr er auf dem Circuit Gilles Villeneuve zwar noch auf Rang acht nach vorne, stand damit allerdings klar im Schatten seines jüngeren Teamkollegen. "Im Rennen gibt es keine Probleme, aber wir müssen Kimi helfen, in der Qualifikation besser abzuschneiden", forderte Boullier, der davon überzeugt ist, dass seine beiden Fahrer auch in den kommenden Rennen vorne mitmischen. "Wenn es heiß wird, stehen die Chancen nicht schlecht", antwortete er auf die Frage, ob Lotus den achten Sieger im achten Rennen stellt. "Aber auch die Strecken in Silverstone, Deutschland und eventuell auch in Ungarn sollten uns liegen."