Erst waren es Hamiltons persönliche Leistungen, dann die von McLaren - nun könnten sogar zu hohe Gehaltsforderungen des Briten einer Vertragsverlängerung mit seinem derzeitigen Arbeitgeber im Weg stehen. Nach einem holprigen Saisonstart führt Hamilton die WM nach seinem ersten Sieg 2012 in Kanada knapp vor Fernando Alonso und Sebastian Vettel an - zum Jahresende hin läuft sein Kontrakt beim Team aus Woking aus. Eigentlich sollte man meinen, der aktuelle Höhenflug stelle eine gute Verhandlungsbasis für eine weitere Zusammenarbeit dar - doch wäre McLaren ein geschwächter Hamilton in Sachen Ersparnis für die Zukunft derzeit vielleicht sogar lieber?

Bekannt ist: Mit Simon Fullers XIX Entertainment Group hat Hamilton ein Management hinter sich stehen, dass neben den rein sportlichen Kriterien auch auf das Finanzielle und die Positionierung ihres Schützlings auf dem Mark achten wird. Hamiltons nächster Vertrag in der Formel 1 ist sein wichtigster. Es gilt, Weichen zu stellen - wird die Zukunft erfolgreich oder nicht, kann er mit McLaren auch in den kommenden Jahren um die WM kämpfen? McLaren-Chef Ron Dennis gab am Rande des Großen Preises von Kanada zu: "Die derzeitige Situation ist sehr komplex."

Ein Vertrag aus anderen Zeiten

2010 nach dem Sieg in Spa: Der Ziehvater & sein Schützling, Foto: Sutton
2010 nach dem Sieg in Spa: Der Ziehvater & sein Schützling, Foto: Sutton

"Lewis befindet sich am Ende einer Vertragslaufzeit - am Ende eines Vertrages, den er zu einer Zeit unterzeichnet hat, als die wirtschaftliche Gesamtsituation eine ganz andere war", so Dennis im Gespräch mit Sky. Als Grundlage für die anstehenden Verhandlungen McLarens mit dem Briten forderte der Firmenchef: "Es muss eine vernünftige Balance gefunden werden." Klar sei aber auch, dass sich Hamilton sicherlich erst einmal umsehen werde, was er noch für Angebote vorliegen hat und dass sein Management den Markt sorgfältig sondieren würde. Beim Thema Geld kommt einem unweigerlich der Gedanke an das scheinbar schier unerschöpfliche Red-Bull-Budget in den Sinn - doch Optionen gibt es viele.

"Lewis wird sich mit Sicherheit ansehen, wo er sonst noch so hingehen könnte", war Dennis überzeugt - der ehemalige Teamchef fügte aber auch an: "Wir schauen aber genauso, wen es noch so gibt." Ein klares Bekenntnis zur gemeinsamen Zusammenarbeit klingt anders, wenngleich die kostspieligen Verhandlung im Vorfeld ohnehin immer einem Pokerspiel gleichen und das eben auch medial. "Am Ende wird hoffentlich auch der Faktor, dass er seit Beginn seiner Karriere ein Teil dieses Teams war, eine Rolle spielen, wenn es darum geht, wofür sich beide Parteien entscheiden", meinte Dennis, der Hamilton bereits in frühester Jugend förderte und 2007 zum Stammpiloten in der Königsklasse machte.

In der abgehobenen Welt der F1 gehe es aber nun einmal um astronomische Summen. "Er ist sehr hochbezahlt. Und er verdient mit Sicherheit auch mehr als ich", erklärte Dennis mit einem Schmunzeln. Für McLaren dürfte im Vergleich zur Vergangenheit auch ins Gewicht fallen, dass mit dem Abgang von Mercedes als Teilhaber seit Ende 2009 die gewaltige Finanzpower im Hintergrund fehlt. Muss das englische Traditionsteam also weitere Abstriche machen, könnte es zukünftig ohne Hamilton weitergehen, dessen Verhältnis zum Team seit Jenson Buttons starker Saison im letzten Jahr ohnehin erste Risse und Unstimmigkeiten aufweisen soll.