1. Warum konnte McLaren nicht an die starken Leistungen der bisherigen Rennen anknüpfen?

Das bejubelte McLaren-Team, das zu jedem Rennen in diesem Jahr als DER Favorit auf den Sieg anreist, wurde in Bahrain deutlich geschlagen. Lediglich vier Punkte und der Verlust der Führung in der Fahrer- und der Konstrukteurswertung sprechen eine deutliche Sprache. Eine deutliche Antwort hatte beim Team aus Woking allerdings niemand. "Wir waren 1 bis 1,5 Sekunden weg", war die ernüchternde Bilanz von Jenson Button. "Wir wissen nicht, wie das passieren konnte."

Jenson Button war mit der Arbeit an seiner Box nicht zufrieden, Foto: Sutton
Jenson Button war mit der Arbeit an seiner Box nicht zufrieden, Foto: Sutton

Kleine Anhaltspunkte gaben sicherlich die unzähligen Baustellen wie Balance-Probleme und der Kampf mit den Hinterreifen, die selbst bei Reifenflüsterer Button deutlich früher als erwartet ihren Dienst quittierten. Doch auch das war nur ein kleines Puzzleteil, das zu einemm ungenügenden Bild führte.

Beide Fahrer beklagten sich noch dazu über zu langsame Stopps. "In der Box verloren wir sehr viel Zeit. Für die Spitze hätte es heute zwar eh nicht gereicht, aber gute Stopps hätten uns glücklicher gemacht", nahm der Weltmeister von 2009 kein Blatt vor den Mund. Noch schlimmer traf es seinen Teamkollegen Hamilton, der immer wieder den Kopf schüttelte, während die Sekunden tickten und die Mechaniker seinen linken Hinterreifen - bei zwei der drei Stopps - nicht auf den MP4-27 bekamen. "Wir hätten in die Top-4 fahren sollen, aber am Ende ging es sich nicht aus", zeigte sich der Brite ernüchtert.

2. Wie schaffte es Kimi Räikkönen von Platz 11 auf das Podest?

"Die Reifen werden hier definitiv mehr beansprucht, aber das Problem ist für alle gleich. Hoffentlich zahlt sich unser Risiko aus", war die Antwort von Kimi Räikkönen, warum er nicht noch einen Run in Q2 fuhr und damit den sicheren letzten Qualifying-Abschnitt verpasste. Tatsächlich die perfekte Strategie und das Risiko lohnte sich.

Denn gleich am Start ging es für den Finnen - mit Hilfe neuer Reifen - deutlich nach vorne. Nach kurzer Zeit trennte Räikkönen nur noch sein Teamkollege Romain Grosjean vom Führenden Vettel. Als schließlich auch noch der Franzose überholt wurde, begann ein heißer Ritt um die Führung, der auch Vettel einiges abverlangte. "Es war extrem schwer, da es immer alte Reifen gegen neue Reifen waren", bezog sich der Weltmeister auf Räikkönens schier unendlichen Vorrat an neuen Pneus. "Das hilft natürlich, da er immer drei, vier oder fünf Runden Luft nach hinten hatte." Am Ende erwischte aber genau Räikkönen einen anscheinend nicht optimalen Satz und musste kleinbeigeben.

3. Wieso bekam Nico Rosberg keine Strafe?

Nico Rosberg fiel in Bahrain weniger durch seine Leistungen als vielmehr durch zwei spektakuläre Manöver gegen Lewis Hamilton und später gegen Fernando Alonso auf. Der Spanier erklärte sogar, hätte in diesem Bereich eine Mauer gestanden, wäre er unter Umständen nicht ohne weiteres wieder aus seinem Auto ausgestiegen.

Dennoch blieb Rosberg, der nach dem Rennen zu den Stewards musste, ohne eine Strafe. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass er konstant und stetig in Kurve drei fuhr und keine plötzlichen Lenkbewegungen zu sehen waren. Zudem seien bei keinem der beiden Manöver seine Hintermänner bereits neben ihm gewesen und Rosberg hätte als Erster eingelenkt.

Fernando Alonso war mit Nico Rosbergs Manöver nicht einverstanden, Foto: Sutton
Fernando Alonso war mit Nico Rosbergs Manöver nicht einverstanden, Foto: Sutton

Auch die Geschwindigkeit der beiden Boliden sei sehr unterschiedlich gewesen, weshalb es für Rosberg schwierig einzuschätzen war, wo sich seine Konkurrenten befanden. Er selbst war einfach nur froh, dass sein Verhalten keine Strafe nach sich zog und sah seine Manöver auch im Nachhinein als in Ordnung an: "Natürlich gab es diese zwei Zwischenfälle mit Lewis und Fernando, die waren beide definitiv gutes Racing."

4. Was hat Sebastian Vettels Red Bull wieder zum Siegerauto gemacht?

Des einen Freud, des anderen Leid. Während die McLaren-Jungs von schlechten Boxenstopps sprachen, machte Vettel seinen dritten dafür verantwortlich, das Rennen in Bahrain gewonnen zu haben. "Der Stopp war phänomenal. Danke an meine Jungs", lobte der Weltmeister, der parallel zu seinem Rivalen Räikkönen neue Reifen abholte und somit eine Sekunde gewann.

Natürlich gehörte aber noch mehr zu einem perfekten Rennwochenende, das Vettel erstmals 2012 hinlegen konnte. "Noch am Donnerstag sprach der Red-Bull-Pilot davon, dass man keine Wunder erwarten dürfe und war am Ende selbst überrascht. Der große Schlüssel hieß Balance. Denn zum ersten Mal wusste der Heppenheimer wie seine 'Abbey' reagieren würde. "Das hat im Qualifying und im Rennen den Unterschied ausgemacht", verriet Vettel nach seinem 22. Sieg.

5. Wie konnte Paul die Resta in Bahrain Sechster werden?

10, 7, 12 und 6. Das war das bisherige Auf und Ab von Force-India-Pilot Paul di Resta in der Saison 2012. Das letzte und beste Ergebnis war Teil einer ausgeklügelten Zwei-Stopp-Strategie und einem klugen Schachzug mit seinem KER-System. Insgesamt wurde in Bahrain 71 Mal die Box angesteuert, das bedeutet durchschnittlich drei Mal pro Fahrer. Paul di Resta sparte sich aber einmal abbiegen und rutschte so im Feld nach vorne.

Zum Ende hatte der Schotte aber noch mächtig gegen Alonso zu kämpfen, den er - mit relativ abgenutzten Reifen - auf der letzten Runde austrickste und noch etwas KERS aufsparte. Das nervte den Spanier, der sonst Di Restas sechsten Platz bekommen hätte. "Es ist schade, dass mir am Ende nur eine Gerade gefehlt hat, um an Di Resta vorbeizugehen", ärgerte sich der Ferrari-Pilot.

6. Warum schaffte es Sauber nicht in die Top-10?

Sauber war das Team der Wintertests und der ersten Rennen. Vor allem Sergio Perez überzeugte mit seinem zweiten Rang in Malaysia. Das Rang auch Fernando Alonso ein Kompliment ab. Doch in Bahrain wollte nichts zusammenlaufen und das Team blieb mit Platz elf und dreizehn ohne einen WM-Zähler. Ursachen gab es dafür mehrere. "Die Strategie war vor allem bei Kamui riskant. Das ist ein Risiko, das wir eingegangen sind, und der Speed war auch nicht ganz da", musste Monisha Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com zugeben.

Tatsächlich warfen Kamui Kobayashis Stopps in der 14, 31 und 50 Runde Fragen auf. Eigentlich war der Japaner ein Zwei-Stopper, doch der C31 war einfach zu aggressiv zu seinen Pneus, weshalb Kobayashi sieben Runden vor Schluss ein drittes Mal die Box ansteuern musste und dadurch weit zurückfiel. "Ich bin mit einem frischen Satz der Medium-Reifen losgefahren. Wir haben eine Zweistoppstrategie versucht, aber die Reifen bauten schneller ab als gehofft", bilanzierte Kobayashi enttäuscht.

7. Wieso wurde Daniel Ricciardo nach hinten durchgereicht?

Es sollte ein grandioses Rennen für Daniel Ricciardo werden, denn erstmals in seiner Karriere startete der Australier in der Formel 1 aus der dritten Startreihe. Doch am Ende stand Platz 15 und ein enttäuschter Toro-Rosso-Pilot. Sein Tag war nach eigenen Aussagen aber bereits nach der ersten Runde besiegelt. "Die erste Runde veränderte mein ganzes Rennen. Ich kam schon nicht gut weg und danach schien ich rückwärts zu gehen, was den Nachmittag sehr frustrierend machte", schilderte der 22-Jährige.

Zudem kämpfte er noch mit einem kaputten Frontflügel, der erst beim ersten Boxenstopp ausgewechselt wurde. Das schlimmste war für Ricciardo allerdings, dass er nicht wusste, was er eigentlich falsch gemacht hatte. Das muss herausgefunden werden. Sein Fazit zu Bahrain stand hingegen schon fest: "Es war ein Rennen zum Vergessen."

8. Wieso stürzte Mercedes in einer Woche so ab?

Von Platz eins auf Platz fünf. Ein Schritt nach hinten, der den Mercedes-Fans nicht gefallen dürfte. Gleichzeitig wurde von der Mannschaft aber sofort nach dem Rennen in Shanghai mehrfach erklärt, dass die kühlen Temperaturen für den W03 einfach nur ideal waren und dass sich diese Situation in Bahrain wahrscheinlich nicht ergeben wird - genauso ist es gekommen.

Nico Rosberg war mit seinen Reifen zufrieden, Foto: Mercedes AMG
Nico Rosberg war mit seinen Reifen zufrieden, Foto: Mercedes AMG

"Das kann passieren, weil das Reifenfenster für sie - wie auch bei McLaren - nicht aufging. Sie werden nach wie vor von den Reifen beeinflusst - wie alle in der Formel 1", bekräftige Niki Lauda im Motorsport-Magazin.com-Interview. Dennoch waren die Blicke bei Mercedes nicht so traurig, wie man es hätte erwarten können, denn für die Bedingungen, die auf dem Bahrain International Circuit herrschten, war das Reifenmanagement laut Nico Rosberg absolut im grünen Bereich.