Wer hätte das gedacht: Fernando Alonso reist als neuer WM-Spitzenreiter aus Sepang ab. Es war der dritte Sieg des Spaniers in Malaysia und der insgesamt 217. von Ferrari in der Geschichte der Formel 1. An diesen Triumph wird man sich in Maranello wohl noch lange erinnern, schließlich kam er völlig überraschend. "Ein unglaublicher Sieg", jubelte Stefano Domenicali. "Völlig unerwartet, aber das macht es nicht weniger wunderbar und emotional!"

Wieder einmal sei Alonso mit dem vorhandenen Material namens F2012 erstaunlich gefahren, mit kühlem Kopf und Hingabe. Doch in all den Jubeltiraden auf Retter Alonso warnte Domenicali gleichzeitig vor übertriebener Euphorie. "Der heutige Sieg ändert keinen Deut an unserer Situation", meinte der Teamchef. "Wir wissen, dass wir derzeit unter normalen Bedingungen kein Auto haben, das Rennen gewinnen kann. Uns steht noch eine Menge Arbeit ins Haus, um aufzuholen."

Etwas Gutes hatte Alonsos Triumph im Chaos-GP zu Sepang laut dem Teamchef aber doch in Sachen Entwicklung: "Dieser Sieg verschafft uns noch mehr Motivation, denn er zeigt, dass die Weltmeisterschaft nicht eindeutig ist und alles passieren kann. Eine kleine Verbesserung der Performance kann im Vergleich zu anderen Teams einen guten Schritt nach vorn bedeuten." Pat Fry stimmte seinem Chef zu und schlug in die gleiche Kerbe. "Wir dürfen dieses Ergebnis nicht als unerwartete Lösung all unserer Probleme ansehen", mahnte der Technikdirektor. "Das ist nicht der Fall und jeder ist sich dessen bewusst."

Während Alonso als großer Gewinner entsprechend gefeiert wurde, stand bei Felipe Massas Rennen wieder einmal Fehleranalyse auf dem Plan. Platz 15, wieder keine Punkte - die Kritik am Brasilianer dürfte auch nach dem zweiten Rennen des Jahres nicht geringer werden. Er musste im Rennen viermal an die Box, während Alonso mit drei Stopps auskam. Das kostete natürlich viel Zeit.

"Felipe hatte ziemliche Probleme mit den vorderen Reifen, als die Strecke abtrocknete", erklärte Fry. "Wir müssen versuchen zu verstehen, warum sein Auto in Sachen Handling noch instabiler ist als das seines Teamkollegen. Das ist eine unserer Aufgaben in den kommenden Tagen, außerdem versuchen wir, die Zehntel zu finden, die uns noch fehlen." Glaubt man Domenicalis Worten, kann sich Massa der Rückendeckung aus dem eigenen Haus jedoch sicher sein: "Wir haben die Verpflichtung, nah bei ihm zu sein, so wie es in einem solch eng gestrickten Team der Fall sein sollte."