Zu euphorisch wollte Michael Schumacher sich nicht auf den Weg nach Australien machen. In acht Tagen sitzt der Rekordweltmeister in Melbourne erstmals im Auto - dann geht die Saison so richtig los. Dass der Winter bei Mercedes scheinbar positiv verlief, ist kein großes Geheimnis. Deswegen jetzt aber zu optimistisch ans Werk zu gehen, kommt für Schumacher nicht in Frage. Bereits 2011 konnte man nach einem guten Winter bei den ersten Rennen nicht an die Leistungen der Testfahrten anknüpfen. Das hat vorsichtig gemacht.

"Das Auto ist zuverlässig, was schon einmal gut ist. Auch der erste Eindruck war sehr positiv, denn wir sind aus der Box gefahren und alles am Auto funktionierte gleich auf Anhieb", verriet der Deutsche. "Es gibt Potenzial. Wir starten viel besser vorbereitet in die Saison als in den letzten beiden Jahren. Deshalb können wir uns voll auf die Entwicklung unseres Boliden konzentrieren", machte Schumacher einen weiteren Vorteil aus. Doch damit nicht genug. "Auch der Speed ist vielsprechend. Ich hoffe wir können das in Melbourne zeigen."

Feld enger zusammengerückt

Kein Grund so grimmig zu gucken - in Barcelona lief es zuletzt nicht schlecht, Foto: Sutton
Kein Grund so grimmig zu gucken - in Barcelona lief es zuletzt nicht schlecht, Foto: Sutton

"Wir konnten bei den Tests sehr viel fahren und dadurch auch eine Menge lernen", meinte der Mercedes-Fahrer und fügte an: "Wir haben mit Sicherheit einen Schritt nach vorne gemacht." Trotz aller Eindrücke sei es aber wichtig, die Euphoriebremse zu treten. "Ich will bis nach den ersten Rennen warten, bevor ich beurteile, wie groß der Schritt wirklich ist und wie viel er im Vergleich zu unserer Konkurrenz wert ist", so Schumacher auf seiner Homepage. Bei den Wintertests deuteten einige Faktoren darauf hin, dass die Silberpfeile bei den wichtigen Rennsimulationen nicht so weit hinter Klassenprimus Red Bull hinterherhinkten. Schumacher glaubt jedoch, dass die österreichische Weltmeistertruppe nach wie vor die Nase vorne hat.

Chancen auf den Sieg in Melbourne wollte er sich selbst nicht einräumen. "Das ist unwahrscheinlich. Ich sehe Red Bull in Front. Hinter ihnen wird es eng - da kann man schnell der große Gewinner oder der große Verlierer sein", prognostizierte der 43-Jährige. Viel hänge auf der charakteristisch eher einzigartigen Strecke im Albert Park auch davon ab, wie schnell und gut man das Auto auf die besonderen Gegebenheiten vor Ort einstellen könne. Ob dieser Unsicherheit sei es nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstüberschätzungen. "Das haben wir schon letztes Jahr erlebt - man kann falsch liegen, wenn man sich auf die Daten aus dem Winter verlässt und zudem ist das Feld dieses Jahr wirklich eng zusammen."

Ein klares Bild habe er daher noch nicht. "Man kann lediglich sagen, dass die Abstände zwischen vielen Teams nicht mehr so groß sein werden wie vergangenes Jahr", meinte Schumacher. Dementsprechend gelte der ganze Fokus nun einem positiven Saisonstart. Andere Nebenschauplätze, wie etwa seine aktuelle Vertragssituation bei Mercedes, wollte er ausblenden. "Das ist im Moment vollkommen unwichtig, daran denke ich nicht einmal. Es geht aktuell nur darum, das Auto zu verstehen, damit wir eine gute Saison haben", so der Deutsche, der mit Blick auf seine Zukunft anfügte: "Jetzt wird mit Sicherheit gar nichts entschieden."