Die Voraussetzungen für den zweiten Wintertest der Formel 1 sind eigentlich ziemlich klar, Sebastian Vettel hat sie in Barcelona am Dienstag dennoch ein weiteres Mal zusammengefasst: "Je mehr Runden und Rundenzeiten man von den Anderen hat, desto mehr kann man andere und sich einordnen. Beim ersten Test ist das schwierig, jetzt hat gerade erst der zweite begonnen. Nach den vier Tagen hier sind wir wieder etwas schlauer und mit dem letzten Test sollten wir ein bisschen mehr wissen." Es ist also nach wie vor eine relativ ungenaue Wissenschaft, die Rangordnung zu deuten.

Trotzdem hofft natürlich jeder, dass er erraten kann, wie es denn aussieht und dementsprechend oft werden die Fahrer danach gefragt. Vettel ließ sich dabei überzeugen, ein wenig Futter zu liefern, indem er sagte, Red Bull habe vielleicht noch etwas Aufholarbeit zu leisten. "Im Moment ist es schwierig, sich selbst einzuordnen. Unser Gefühl passt, das Gefühl zum Auto passt. Wo andere stehen, weiß man aber nicht. McLaren hat heute einen starken Eindruck gemacht, Lotus war beim letzten Test gut, sie sind heute aber fast nicht gefahren. Ich denke also, wir sind ganz gut dabei, müssen aber noch etwas aufholen", sagte der Weltmeister.

Wer weiß, was morgen kommt?

Gleichzeitig fand er Vergleiche zwischen Jerez und Barcelona eher unsinnig, da die Strecken sehr verschieden sind. Vettel konnte dafür festhalten, dass es ihm gut gegangen war und er keine Probleme mit den Reifen hatte. Nur Runs mit viel Benzin über längere Distanz fehlten noch, das soll aber am Mittwoch nachgeholt werden. "Wir hatten heute einen ganz guten Tag. Es gab keine großen Sachen, die uns aufgehalten hätten. Die Mittagspause war leider etwas lang, aber sonst hat alles gut funktioniert. Wenn man sich die Zeiten ansieht, sieht es heute vielleicht etwas besser aus, aber wer weiß, wie es morgen aussieht? Wir schauen jetzt nicht auf die Zeiten, sie sind nicht aussagekräftig. Wichtiger ist das Gefühl und das passt. Es ist wichtig, dass wir zum Fahren kommen."

Erst im ersten Training der Saison ist pokern überflüssig, Foto: Sutton
Erst im ersten Training der Saison ist pokern überflüssig, Foto: Sutton

Das Gefühl ist für Vettel bei den Tests ohnehin sehr wichtig, denn alles andere ist für ihn nur schwer greifbar, da es nicht wirklich Handfestes gibt, weil die Arbeitsprogramme der anderen Teams im Verborgenen bleiben. "Wenn man beim ersten Training anschiebt, dann weiß man mehr, da hat es wenig Sinn zu experimentieren und zu pokern." Aktuell ist es für ihn nur wichtig, dass er viel fahren und arbeiten kann, denn er hat in der Vorbereitung nur sechs Tage im Auto, insgesamt stehen zwölf Tage zur Verfügung. "Dass es hier und da vorkommt, dass man sich Zeit nimmt, um sich genau anzusehen, was das Problem ist, ist klar, vor allem wenn das Auto neu ist. Ich denke, jetzt wird es Zeit, dass wir mehr Runden fahren."

Mercedes nur auf Foto gesehen

Alles andere ist für ihn dann aber doch noch etwas zu weit weg, weswegen er weder über das Auftaktrennen in Melbourne und noch weniger über einen möglichen dritten Titel sprechen wollte. Nicht sprechen konnte Vettel über den neuen Mercedes, da er ihn auf der Strecke nicht gesehen hatte. Lediglich ein Foto war ihm untergekommen. "Wenn ihr mir jetzt sagt, sie sind glücklich, dann müssen wir uns in Acht nehmen, wenn ihr sagt, sie ziehen eine lange Miene, dann freut uns das. Das ist das alte Spiel."

Andere Spiele laufen derweil auch im Media Centre, wo stets eifrig mit Zahlen jongliert wird. Die Feststellung, dass die Autos in Jerez viel näher an den Vorjahreszeiten dran waren als am ersten Tag in Barcelona, konnte Vettel nicht unterschreiben. "Man muss zunächst sehen, dass wir zuletzt im Frühjahr voriges Jahr in Jerez waren. Da waren wir noch in der Experimentierphase, was den Auspuff angeht. Dann kamen wir nach den ersten Rennen nach Barcelona und bis dahin hatte sich viel getan. Die Reifen haben sich im Vergleich zum Vorjahr auch verändert. Wir sehen hier auch oft, dass die Bedingungen entscheidend sind, es geht rauf und runter. Während des Rennwochenendes haben wir am Freitagvormittag mit so 1:26 angefangen [tatsächlich war es 1:25.1], jetzt fuhren wir rund 1:23, 1:24. Ich glaube, das ist anhand der Rundenzeit alles schwer zu beurteilen."