Pirelli-Sportdirektor Paul Hembery hatte während der Testfahrten in Jerez aus seiner Sicht einige schöne Momente; nämlich dann, als er darüber sprechen durfte, wie viel Würze die Reifen der Formel 1 in diesem Jahr wieder verleihen werden und wie großartig das alles ist. Als Sportdirektor ist es eben seine Aufgabe, seinen Arbeitgeber in einem möglichst guten Licht darzustellen. Hemberys großes Actionversprechen kann aber nicht jeder nachvollziehen, so rechnet etwa HRT-Pilot Pedro de la Rosa nicht damit, dass sich das Racing stark verändern wird, egal ob es neue Reifen gibt oder nicht.

Ziel der Veränderungen bei den Reifenmischungen war es, die Rundenzeitunterschiede zwischen den weicheren und härteren Reifen zu verringern, damit die taktische Komponente bei der Reifenwahl größer wird und sich damit das Racing auf der Strecke verbessert. Fahrer wie Nico Rosberg glaubten nach dem ersten Test auch, dass dies gelingen wird, De la Rosa ist aber anderer Meinung. "Ich denke nicht, dass sich viel ändert, weil wir immer noch so zwei oder drei Stopps pro Rennen haben werden, wenn nicht sogar mehr. Und die Tatsache, dass der harte Reifen nun weicher ist, wird nur zu mehr Stopps führen, also denke ich nicht, dass sich das zu sehr verändert", sagte der Spanier.

Hart ist anders

Auf der anderen Seite meinte er, dass die neuen Reifen besonders jenen Fahrern nicht helfen werden, die gerne mit den harten Gummis fahren und auch jene Teams, die keine Probleme mit dem Warm-Up der Reifen hatten, werden nicht wirklich profitieren. "Es hilft kleinen Teams wie uns, wo es größere Probleme mit dem Warm-Up der harten Gummis gab, besonders wenn es kalt war." Einer Sache musste De la Rosa aber zustimmen, die Lücken zwischen den Mischungen sind kleiner geworden. "Vor allem der harte Reifen ist sehr anders. Er ist viel weicher und die Lücken zwischen den Reifen - vor allem zwischen hart und medium -, sind viel, viel kleiner."

Was den Test von HRT mit dem alten Auto in der Vorwoche in Jerez betraf, so erklärte der Spanier, dass er aus Perspektive der Entwicklung eigentlich irrelevant war, weil es nichts gab, das am neuen Auto Anwendung finden wird. Es ging mehr darum, das Team zusammenzubringen, die Arbeit an einem Formel-1-Auto unter etwas mehr Druck zu üben und den erfahrenen Leuten die Chance zu geben, den Neuzugängen etwas beizubringen. "Und ich konnte den Rost abschütteln. Es stimmt, dass wir bei den Reifen etwas dazugelernt haben, weil sie ganz anders als das sind, was ich voriges Jahr erlebt habe. Das war ein Bonus, der sich für uns ergeben hat. Ich hatte nicht erwartet, viel über die Reifen zu lernen, aber es freute mich, dass Pirelli soft, medium und hart dabei hatte, denn das war gut für uns."