"Ich habe einen positiven Eindruck", meinte Nico Hülkenberg nach seinem ersten Testtag 2012 am Freitag in Jerez. Das Auto hatte ihm gefallen, er sah es als gute Basis, um von dort aus weiterzuentwickeln. Bevor er sich aber voll auf das Auto konzentrieren konnte, musste der Force-India-Pilot erst selbst einmal den Rost abschütteln. "Heute Morgen hat es nach zweieinhalb Monaten etwas gedauert, bis man sich eingewöhnt hat. Nach der Mittagspause bin ich dann mit einem ganz anderen Gefühl eingestiegen. Man braucht Kilometer im Formel-1-Auto. Der Eindruck ist aber nicht schlecht. Wir haben eine gute Basis, aber natürlich können wir noch Sachen verbessern."

Diese Verbesserungsarbeiten waren in Jerez aber ohnehin fehl am Platz, denn die Strecke ist nicht wirklich repräsentativ. Darum wollte Hülkenberg auch keine großen Einschätzungen abgeben. Zudem hatte er aufgrund des Totalausfalls am Donnerstag nach Jules Bianchis Unfall einiges nachzuholen. "Heute Morgen bin ich erst einmal mit diesem Aeroteil herumgefahren und hatte ganze alte Reifen drauf. Die Strecke hatte vier Grad, da ging gar nichts. Das war Fahren wie auf Eiern. Das darf man nicht zählen. Mit neuen Reifen ging es. Es hat an der Position gehakt, da müssen wir am Sitz noch etwas machen. Nach 15, 20 Runden hatte ich das Formel-1-Gefühl aber wieder drin", sagte er.

Nicht böse auf Bianchi

Bianchi war Hülkenberg nicht böse, der Deutsche hatte in seiner Zeit als Testfahrer bei Williams selbst den einen oder anderen Fauxpas gehabt. "Ich war nicht sauer. Klar ist es ärgerlich und frustrierend. Ich bin hier, ich brenne und will meine ersten Kilometer und Erfahrungen sammeln. Wenn dann so etwas passiert, ist das nicht ideal und das Timing blöd. Aber ich habe solche Sachen auch gemacht und kann das nachempfinden." Nach der Aerodynamik-Nachholarbeit am Morgen konnte Hülkenberg aber auch noch ein paar andere Dinge erledigen. Er probierte die verschiedenen Reifenmischungen durch und am Nachmittag fuhr er Runs mit viel Benzin. "Es ging heute nicht um die Leistung, sondern darum, Runden und Kilometer zu sammeln."

Dabei versuchte er natürlich, Risiken zu vermeiden, um dem Team nicht noch einen Testtag zu kosten. Er musste allerdings betonen, dass er trotzdem Gas gab. "Man fährt hier keine Sonntagsspazierfahrt, sondern muss schauen, was das Auto kann, wie das Gefühl ist und wie man sich selber fühlt. Es ist aber natürlich kein Qualifying, man quetscht nicht das Letzte raus und geht keine unnötigen Risiken ein." So konnte er dann auch die wichtigsten Test-Dinge durchbringen, wobei aufgrund des Donnerstags trotzdem einiges liegen blieb. "So viel Zeit holt man nicht auf", betonte er.

Lotus sah gut aus

Die ungewollte Freizeit in Jerez hatte Hülkenberg aber ausgenutzt und sich an der Strecke die Autos der Konkurrenz angesehen. Dabei war auch ihm der Lotus besonders aufgefallen. "Es sind leider nicht viele gefahren, als ich an der Strecke war. Ich war draußen, als Lotus schnell war, da hat Grosjean eine 18,4 gefahren. Das Auto sah sehr kompakt, sehr stabil und sehr gut aus. Die sind bislang sehr stark, aber ich denke, Red Bull ist da auch nicht weit weg." Force India wird derweil wohl nicht ganz vorne mitmischen, Hülkenberg hatte dennoch konkrete Pläne für die Saison 2012: "Ich will das Rennen fahren genießen. Ich will einfach wieder fahren. Ich freue mich auf Melbourne, möchte weitere Grands Prix machen und wenn weitere Punkte dazukommen, bin ich zufrieden."