Wenn man Toro Rosso Technikdirektor Giorgio Ascanelli danach fragt, wie viel Prozent aerodynamische Effektivität der Auspuff in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr noch bringt, antwortet er: "Gar nichts." Das muss er auch sagen, denn die FIA will, dass der Auspuff keinerlei aerodynamische Wirkung mehr hat, dementsprechend würde sie gegen jedes Team vorgehen, das behauptet, doch noch Abtrieb aus den Auspuffgasen herauszuholen.

Ungeachtet dessen gab es Spekulationen, dass mit der Ausrichtung des Auspuffs Richtung hinterer Querlenker bei Toro Rosso und Red Bull der Versuch gefahren wird, die Gase doch wieder Richtung Diffusor abzulenken. Ascanelli musste da aber gleich abwinken. "Nein. Ich habe in dem Bereich momentan ohnehin etwas Kopfschmerzen, denn wir haben beim unteren Querlenker vorne 220 Grad und ich muss einen Weg finden, damit er das durchhält", gab er auf Nachfrage trocken zurück.

Keine Glaubensfrage

Bei Toro Rosso gab es beim neuen Auto aber auch ohne zu heiße Aufhängungen einiges zu bedenken, etwa die Höhe des Schwerpunkts, die durchaus nicht ganz unten sein muss, wenn dafür vielleicht der Luftfluss unter dem Auto besser funktioniert und mehr Abtrieb liefert. "Das ist keine Glaubensfrage, sondern eine Frage der Simulation. Man versucht verschiedene Lösungen und errechnet, wie groß die Variationen beim Schwerpunkt sein können", erklärte Ascanelli. Für diese Schwerpunkte werden dann einmal Rundenzeiten errechnet. "Gleichzeitig sieht man sich den Schwerpunkt im Rennen im Vergleich zur Traktion an und errechnet den Abtrieb, den diese Lösung liefert. Dadurch sieht man, wie viel Rundenzeit man in der Kurve zulegen kann. Wir glauben an unsere Lösung, denn unsere Simulationen sagen uns, sie bringt Vorteile."

Eher als Nachteil erachtete er, dass die Reifen haltbarer werden sollen. Denn Toro Rosso hatte im Vorjahr durchaus mit die besten Werte, wenn es darum ging, den Reifen möglichst lange am Leben zu halten. Gleichzeitig hat die neue Form der Reifen den Aerodynamikern viel Arbeit gemacht, da sie den Luftfluss ums Auto verändert haben. "Letztendlich hat man aber das, was man hat und entscheidet, wie man den Fahrer unterbringt. Die Position des Fahrers ist etwas, das sich über das Jahr entwickelt. Jean-Eric und Daniel haben dieses Jahr die Chance, bei uns zu fahren und für sie liegt der einzige Unterschied bei der Chassis-Form im Vergleich zum Vorjahr im Hüftbereich. Der ist jetzt etwas breiter als für die Fahrer im Vorjahr", sagte Ascanelli.

Stufe muss nicht sein

Mittlerweile die kleine Überraschung der Vorbereitung ist McLaren, da der neue Bolide bislang als einziger keine Stufennase hat. Ascanelli sah dafür dort auch keine Notwendigkeit. "McLaren hatte schon ein niedriges Chassis. Der Pedalbereich, der in den Regeln Bereich AA heißt, war schon voriges Jahr niedriger, also haben sie die Form unterhalb des Cockpits aus dem Vorjahr mitgenommen, was jetzt nicht entscheidend richtig oder falsch ist. Man bleibt einfach bei dem, was man über die Jahre erarbeitet hat und erspart sich Entwicklung, denn Entwicklung kostet Zeit. Wir denken natürlich, dass es höher besser ist", erklärte der Technikdirektor.