Nachdem McLaren bei den Testfahrten vor der Saison 2011 herbe Rückschläge mit dem Oktopus-Auspuffsystem hat hinnehmen müssen, fürchtet sich das Team nicht, beim neuen Boliden mehr Risiko einzugehen. McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale betont, dass die Startschwierigkeiten 2011 das Team keinesfalls zu einem konservativeren Ansatz beim Konzept oder der Entwicklung des MP4-27 gezwungen haben. "Wir arbeiten in einem Business von kontrollierten Risiken. Die Formel 1 ist ein Geschäft, in dem es sich kein Team leisten kann, sich auch nur eine Sekunde lang auszuruhen."

Bei McLaren herrscht jedoch Unklarheit zur Situation der Konkurrenz. "Im Moment wissen wir nicht, was die Konkurrenz so treibt. Wir werden - wie schon zu Beginn des vergangenen Jahres - verschiedene Interpretationen der von der FIA vorgegebenen Regeln sehen. Renault ist das beste Beispiel. Das Team entschied sich mit dem Ende der Auspuffrohre für einen innovativen Ansatz und blies somit die Vorderseite des Unterbodens an. Das kam ihnen zugute, denn das Team stand zu Beginn der vergangenen Saison auf dem Podium. Wenn wir dem unerbittlichen Druck der Entwicklung nicht folgen, gehen wir rückwärts. Red Bull, Ferrari, Mercedes und wir sind im Laufe der Jahre bei dieser Entwicklung ganz gut geworden", erklärte Neale.

Neale fügte hinzu, dass sein Team durch das Auf und Ab der Saison 2011 gelernt habe. 2011 war es unmöglich, Red Bull zu schlagen, dennoch erzielte McLaren sechs GP-Siege. Er hob die Notwendigkeit für McLaren hervor, die Rennsiege konsequent in Titelgewinne umzuwandeln. Das erfordert eine aggressive Herangehensweise. "Wenn man sich anschaut, wie viele Rennen McLaren in den letzten 10 bis 15 Jahren gewonnen hat und wo wir in der Weltmeisterschaft waren, gewinnen wir in jedem Jahr Rennen. 2011 gab es nur drei Fahrer, die mehr als einen Sieg erzielten und zwei davon waren unsere Fahrer", so Neale.

Risikobereitschaft erwünscht

McLaren verpasste in den vergangenen Jahren oft nur knapp den Titel. Laut Neale muss es aber nicht so weitergehen: "Es ist frustrierend, wie knapp die Weltmeisterschaft uns immer durch die Lappen geht. Natürlich ist der Gewinn von Rennen und der WM am Wichtigsten. Wir bewegen uns in diesem Rahmen und McLaren sollte jedes Jahr um die Meisterschaft kämpfen", sagte er.

Für Neale ist auch klar, warum der Sprung an die Spitze bisher noch nicht gelang. "Wir sind Risiken eingegangen und sind gestolpert. Im letzten Jahr sind wir heftig gestolpert und hatten arge Probleme mit der Zuverlässigkeit unseres Boliden. Wir haben einfach einen zu großen Schritt gewagt und diesen teuer bezahlt. Über den letzten Winter hinweg konnten wir die kostbare Testzeit nicht optimal nutzen. Im Moment ist das natürlich noch in unseren Köpfen, aber deswegen gehen wir nicht in die Defensive." Neales Kampfansage: "Wer Rennen gewinnen will, muss hart arbeiten. Wir dürfen das Risiko nicht scheuen."