Für Mark Webber nahm ein schwieriges Jahr 2011 mit dem etwas glücklichen Sieg beim letzten Saisonrennen in Brasilien doch noch ein gutes Ende. "Den Grand Prix in Interlagos zu gewinnen, war eine großartige Art und Weise, die Saison zu beenden. Ein Rennen ändert natürlich nicht eine ganze Saison oder meine Stimmung, aber es war trotzdem ein sehr netter Abschluss", meinte Webber nach seinem ersten Triumph des Jahres. "So wie die Vorbereitung des Teams lief, wusste ich bereits vorab, dass wir konkurrenzfähig sein würden und ich die Möglichkeit haben würde, um den Sieg zu kämpfen."

Letzten Endes profitierte Webber dann aber auch von einem Getriebeproblem des Führenden Sebastian Vettel. "Seine Probleme gingen los, als wir kurz vor den ersten Boxenstopps waren. Ich holte auf ihn auf, wusste zu diesem Zeitpunkt aber nicht, wie viel ihn diese Schwierigkeiten kosten würden", erinnerte sich der Australier. "Schlussendlich hat er mich in Runde 30 passieren lassen müssen, weil das Team wusste, dass das die einzige Chance war, dass sein Auto die ganzen 71 Runden durchhalten würde - um die Zielflagge zu sehen, musste er langsamer machen."

Ungarn 2008 als bestes Beispiel

Das Überholmanöver des Jahres: Mark Webber erinnert sich gerne an einige Momente der Saison 2011 - wie etwa an seinen Kampf mit Fernando Alonso in der Eau Rouge, Foto: Sutton
Das Überholmanöver des Jahres: Mark Webber erinnert sich gerne an einige Momente der Saison 2011 - wie etwa an seinen Kampf mit Fernando Alonso in der Eau Rouge, Foto: Sutton

Für Webber seien die Probleme seines Stallgefährten aber keineswegs ein Grund zur Freude gewesen. "Es war irgendwie ein bisschen enttäuschend. Ich fühlte mich ziemlich gut und es wäre schön gewesen, es bis zum Ende mit Vollgas auf der Strecke auszufahren. Aber so ist das eben im Motorsport." Es gäbe viele Piloten, die Rennen gewonnen hätten, weil andere Fahrer in Schwierigkeiten geraten seien. "Fragen Sie zum Beispiel doch einmal Heikki Kovalainen nach seinem Sieg in Ungarn 2008", schmunzelte Webber. Der Lotus-Pilot aus Finnland hatte damals seinen einzigen F1-Triumph gefeiert, nachdem Felipe Massa wenige Runden vor dem Ziel der Motor hochgegangen war.

"Sebastian hat in der Vergangenheit ja auch schon von Problemen profitiert, die ich hatte. So läuft es eben und man muss dann auch in der Lage sein, diesen Vorteil zu nützen." Dass Vettel in Brasilien trotz seiner Probleme verhältnismäßig nah an ihm dranbleiben konnte, was viele Fans zu der Annahme verleitete, Red Bull habe Webber absichtlich zu seinem ersten Saisonsieg verholfen, habe einen anderen Hintergrund gehabt. "Ich bin eine Zeit lang nicht so weit davongezogen und habe meine Zeiten taktisch angepasst. So wusste ich, dass ich für den Fall der Fälle immer noch 0,3 bis 0,4 Sekunden hätte zulegen können", erklärte der 35-Jährige seine schonende Fahrweise.

Binnen zwei Runden raus aus dem DRS-Fenster

"Am Ende konnte ich dann aber noch einmal richtig angreifen und hatte ein bisschen Spaß. Daraus sind dann auch diese drei aufeinanderfolgenden schnellsten Rennrunden am Ende entstanden", meinte der Red-Bull-Star in seiner Kolumne für die BBC und fasste zusammen: "Letzten Endes hatte ich ein gutes Jahr. Es war nicht gut genug, um damit um den Titel zu kämpfen, aber ich habe die meisten Rennen damit verbracht, mit Jenson Button, Fernando Alonso und Lewis Hamilton zu kämpfen. Dabei war ich in einige sehr spezielle Zweikämpfe und gute Rennen involviert - und viele Punkte habe ich auch geholt."

Dass er unter dem Strich klar seinem Teamkollegen unterlegen gewesen sei, habe auch an dessen funktionierendem Prinzip gelegen. "Sebastians Formel war sehr wirksam. Sein Ziel war es, sich auf der Pole-Position zu qualifizieren und nach zwei Runden an der Spitze weit genug weg zu sein, so dass niemand ihn in der DRS-Zone angreifen und überholen konnte." Es sei schwer gewesen, dieser Taktik etwas entgegenzusetzen. Obwohl Webber die WM 2010 noch lange anführte, wollte er aber trotzdem nicht zu enttäuscht vom diesjährigen Ausgang sein. "In Anbetracht einiger Umstände, will ich auf die positiven Aspekte blicken, an den Unterschieden arbeiten und mich so bestmöglich auf kommendes Jahr vorbereiten."