Alles hatte für Sebastian Vettel nach Maß begonnen. Der Weltmeister erlebte beim Start zum letzten Rennen des Jahres von der Pole aus keinerlei Probleme. Schnell setzte er sich von den Verfolgern ab und fuhr einen komfortablen Vorsprung heraus. Dann die ärgerliche Nachricht per Teamfunk in der 15. Runde: "Wir haben ein Getriebeproblem. Schalte im zweiten Gang früher hoch." Die Probleme lösten sich nicht in Luft auf, stattdessen musste Vettel das restliche Rennen ohne volles Leistungspotenzial zu Ende fahren. "Das war kein einfaches Rennen", so der Red-Bull-Star. Der Start habe perfekt funktioniert, auch mit den weichen Reifen habe er gut hausgehalten. "Dann kam früh die Nachricht per Funk, dass wir ein Getriebeproblem hatten."

Verfolger Webber holte mit großen Schritten auf seinen Teamkollegen auf und passierte Vettel schließlich in der 29. Runde. "Ich ließ Mark vorbei", sagt Vettel. "Um ihm die besten Chancen zu geben, den Sieg zu holen. Ich wusste nicht, wie sich das Rennen entfalten würde." Aufgrund seiner Probleme sei es laut Vettel in der Folge nicht mehr möglich gewesen, selbst um den Sieg mitzufahren. "Trotzdem wäre es falsch, jetzt unzufrieden zu sein", bleibt Vettel angesichts Webbers ersten Sieges entspannt. "Wir haben in diesem Jahr sehr viel erreicht, darauf können wir stolz sein. Es wird noch eine Weile dauern, das alles zu begreifen."

Bereits vor dem letzten Rennen des Jahres hatte der Heppenheimer angekündigt, den Sonntag entspannter anzugehen als vorangegangene Grand Prix. So blieb ihm trotz des Getriebeärgers während des Rennens noch Zeit für einen kleinen Scherz. "Ich fühle mich wie Senna 1991", teilte er dem RBR-Team am Kommandostand per Funk mit - eine Anspielung auf ein Rennen dieses Jahres in Sao Paulo, als die F1-Legende mit einem fast vollständig zerstörten Getriebe gewann - im Gegensatz zu Vettel, der seinen zwölften Saisonsieg verpasste. "Es wurde immer schlimmer und schlimmer mit dem Schalten", beschreibt der 24-Jährige den Betriebszustand seines RB7 in Interlagos. "Ich musste immer einen höheren Gang fahren als normal - da kam mir der Vergleich mit Senna in den Sinn."

Von Pech will Vettel angesichts des Doppelsieges der Bullen nicht sprechen. "Mark hat den Sieg verdient", sagt er. "Klar, wenn so etwas passiert, liegt es nicht in deinen Händen. Ich gab mein Bestes, wollte dran bleiben und versuchte, Jenson (Button) und Fernando (Alonso) auf Abstand zu halten." Das klappte auch, der McLaren-Pilot hatte am Ende elf Sekunden Rückstand auf Vettel. "Wir nehmen den Doppelsieg mit, es war ein phänomenales Jahr", bilanziert Vettel nach 19 Rennen. "Jetzt freue ich mich darauf, die Akkus aufzuladen und genauso stark in die neue Saison zu gehen."