Das letzte Rennen in Indien war sicher eines meiner guten in diesem Jahr. Gerade mein Speed mit dem zweiten Satz Reifen war wirklich okay - und wenn man bedenkt, dass ich durch den frühen KERS-Defekt ja mindestens 20 Sekunden verloren habe, zeigt das, dass Punkte in Reichweite waren. Überhaupt waren die meisten Rennen dieses Jahr nicht so schlecht, bis auf Japan und Korea, und ich glaube, dass das Team auch generell nicht unzufrieden war.

Wobei das in Japan einfach Pech war mit dem Aeroproblem durch den aufgesammelten Reifengummi. Korea war einfach ein ziemlich schlechtes Wochenende von Anfang an, da gibt es gar keine Ausreden. Vielleicht lag es auch ein bisschen an meiner mangelnden Erfahrung, aber jeder hat eben mal Ups und Downs, und ich habe mich sicher selbst zeitweise zu sehr unter Druck gesetzt.

KERS-Problem als Auslöser

In Indien war war das von Anfang an viel besser – und da war ich auch die meiste Zeit sehr gut dabei. Im Qualifying haben drei Zehntel gefehlt, was auch daran lag, dass durch den Wind und die Streckenbedingungen ein bisschen was nicht mehr optimal gepasst hat mit dem Heckflügel, was das Fahrverhalten völlig verändert hat. Aber den Verlust konnte ich mit einem guten Start und ein, zwei schönen Überholmanövern in den ersten Kurven wieder wettmachen.

Solange das KERS funktioniert hat, konnte ich die Toro Rosso hinter mir halten, als Alguersuari vorbei ging, hatte ich nur noch 25 Prozent, bei Buemi gar nichts mehr... Wir haben nachher überlegt, ob wir vielleicht hätten versuchen sollen, das ganze System komplett zu resetten, aber das ist eine Prozedur, bei der man auch sehr viel Zeit verliert, ob es also groß was gebracht hätte, weiß ich nicht.

Wahnsinniger am Steuer

Brunos Geschichten über Irrfahrten aus Indien waren hieß begehrt, Foto: Lotus Renault
Brunos Geschichten über Irrfahrten aus Indien waren hieß begehrt, Foto: Lotus Renault

Mein größtes Abenteuer in Indien habe ich auf dem Rückweg vom Hotel zum Flughafen erlebt: Mein Fahrer sollte mich um Viertel nach Eins in der Nacht abholen, da hatte ich gerade noch eine Viertelstunde von dem Lady-Gaga-Konzert mitbekommen. Wir hatten so eine Stunde Fahrzeit gerechnet, der Flieger ging um Vier...

Aber das war ein absolut Wahnsinniger, der hat es in 35 Minuten für die knapp 70 Kilometer geschafft. Nur, dass ich dann kreidebleich war – ich habe zwischendurch wirklich ein paar Mal gedacht, das kann nicht gut gehen, ich sterbe... Wie der gefahren ist, über alle Randstreifen, übers Gras, über Bordsteine. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich in einem normalen Straßenauto wirklich Angst hatte.

Dagegen ist hier alles unglaublich ruhig und geordnet. Aber Abu Dhabi ist nicht meine absolute Lieblingsstrecke, dazu ist sie ein bisschen zu langsam, schnelle Kurse sind mir einfach lieber. Aber sie ist breit, das heißt, es gibt Möglichkeiten, da und dort mal eine etwas andere Linienwahl zu probieren. Aber insgesamt ist die Strecke sehr technisch, und die meisten Fahrer sind nicht begeistert, weil es so schwierig ist, zu überholen und man gar nicht richtig am Vordermann dran bleiben kann, weil die Reifen sehr schnell überhitzen. Ob das in diesem Jahr mit dem DRS viel besser wird, muss man sehen – das ist auch immer eine Frage, ob die Position der DRS-Zonen genau passt.

Schwieriges Wochenende

Für uns wird es sicher nicht einfach werden, hier in die Punkte zu kommen. Man muss da realistisch sein, Toro Rosso und Force India sind deutlich stärker geworden, und gerade langsamere Strecken sind nicht die Stärke unseres Autos. Da muss wirklich alles zusammenpassen –das ist unser Ziel an den beiden letzten Rennwochenenden, wirklich mal alles auf den Punkt hinzukriegen. Wobei ich glaube, dass, obwohl langsam, Abu Dhabi vielleicht doch noch besser für uns ist als Brasilien, weil die Strecke sehr eben ist - die vielen Bodenwellen in Interlagos sind sicher ein Problem für uns.

Ich glaube nicht, dass ich dadurch allzu viel verlieren werde, dass am Freitag Vormittag Romain Grosjean mein Auto fährt. Denn die Strecke wird für die zweite Session sicher besser werden, in der ersten ist es hier immer sehr staubig, und andererseits werden die Temperaturen ähnlicher sein wie im Qualifying. Ich werde noch einen Satz Reifen mehr haben, also denke ich, dass ich in den restlichen Sessions genügend Kilometer werde sammeln können. Ich hoffe nur, dass es bei Romain keine technischen Probleme irgendwelcher Art gibt, so dass ich die zweite Session ganz normal angehen kann.