In schöner Regelmäßigkeit spricht Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo davon, dass Ferrari sich aus der Formel 1 zurückziehen könnte, wenn dieses und jenes nicht passiert. Im Normalfall fallen diese Aussagen damit zusammen, dass gerade Verhandlungen über das Concorde Agreement und das Reglement geführt werden, aktuell kommt zu diesen zwei Begebenheiten auch noch die Diskussion innerhalb der Teamvereinigung FOTA über die Ressourcenbeschränkungs-Vereinbarung (RRA) hinzu. Montezemolo machte am Wochenende klar, dass Ferrari seine Linie nicht verlassen werde und zeigte sich überzeugt, dass die Regelhüter der Formel 1 es sich nicht leisten können, die Scuderia aus der Königsklasse zu drängen.

"Die Formel 1 ist immer noch unser Leben, aber ohne Ferrari gibt es keine Formel 1, genauso wie Ferrari ohne die Formel 1 anders wäre", erklärte er. Besonders bei Fragen des technischen Reglements, den Test-Regeln und dritten Autos hatte Ferrari zuletzt immer wieder eigene Wünsche geäußert, die nicht überall auf Anklang stießen. Montezemolo machte seinen Standpunkt klar: "Wir können sehr geduldig sein, aber es gibt präzise Bedingungen, damit wir mit unserer Arbeit weitermachen. Wir fahren nicht nur der Publicity wegen, sondern vor allem um fortgeschrittene Forschung mit Blickrichtung auf alle Aspekte unserer Straßenautos zu betreiben."

Wir bauen keine Hubschrauber

Zu diesen Aspekten zählte er den Motor, das Chassis, mechanische Komponenten, die Elektronik, Materialien und die Aerodynamik. "Das passiert in einem Ausmaß, dass der Technologie-Transfer von der Strecke auf die Straße in den vergangenen 20 Jahren exponentiell gestiegen ist", hielt der Präsident fest. Besonders missfiel ihm, dass aktuell 90 Prozent der Leistung eines Formel-1-Autos von der Aerodynamik abhängen und die Formel 1 der einzige Sport sei, in dem keine Tests erlaubt sind. "Wir bauen Autos, keine Hubschrauber, Raketen oder Flugzeuge. Sicher, wir dürfen nicht zu den Auswüchsen von vor ein paar Jahren zurückkehren, aber wir sollten auch nicht in einer Position sein, in der wir unserem Nachwuchs in der Ferrari Driver Academy keine Möglichkeiten bieten können."

Und natürlich musste Montezemolo auch wieder das Thema des dritten Autos zur Sprache bringen. Er meinte, dass Ferrari das nicht so sehr aus eigenen Interessen unterstütze, sondern aus Interesse für den Sport. "Wir glauben, das Interesse der Fans, der Medien und Sponsoren könnte sich vergrößern, wenn es eine größere Zahl von konkurrenzfähigen Autos auf der Strecke gibt, statt eine Reihe von Autos, die zwei oder drei Sekunden hinter der Pace herhinken und innerhalb weniger Runden überrundet werden. Als Beispiel muss man sich etwa an 1961 erinnern, als Giancarlo Baghetti den Frankreich Grand Prix in Reims mit einem privaten Ferrari gewann. Da haben wir es, es wäre schön, wenn eines Tages in der Zukunft eines unserer Autos in amerikanischen, chinesischen oder den Farben von Abu Dhabi unterwegs wäre."

Wir sind Konstrukteure

Um seinen Standpunkt noch einmal zu verdeutlichen, betonte Montezemolo, dass die Formel 1 die Teilnahme Ferraris nicht als gegeben hinnehmen sollte. "Wir werden unsere Ansichten unterstützen, wie wir das als passend erachten, auf die bestmögliche Art. Aber seien wir hier ganz deutlich, für jene, die zustimmen, ist das in Ordnung, aber ansonsten wird man einfach akzeptieren müssen, dass dies unsere Position ist", betonte er. "Wenn die Formel 1 Ferrari immer noch will, muss sie sich ändern und wieder die Speerspitze der Forschung werden, während man immer ein Auge auf die Kosten hat. Wir sind nicht als Sponsoren in der Formel 1, wir sind Konstrukteure."