Dass Sebastian Vettel seinen elften Grand Prix in dieser Saison gewinnen würde, daran bestand zum Ende des Rennens hin kein großer Zweifel mehr. Wett-Freunde werden sich wohl eher darauf eingeschossen haben, wer am Ende die schnellste Runde in Indien fahren würde. Lange Zeit hatte Vettel die purpurfarbene Zeit neben seinem Namen stehen, dann luchste sie ihm Teamkollege Mark Webber zwei Runden vor Schluss ab. Doch Vettel gab auf der letzten Runde noch einmal richtig Gas und sicherte sich neben der Pole und dem Sieg auch noch die Ehre der schnellsten Runde bei der Streckenpremiere in Neu Delhi.

Dass dies nicht bei allen gut ankommt, weiß der Weltmeister. "Vielleicht werde ich gleich ein bisschen Ärger bekommen", sagte Vettel nach dem Rennen mit einem Schmunzeln. "Aber es ging ja alles gut. Mein Ingenieur hat mich allerdings öfter darauf hingewiesen, dass es keinen Pokal für die schnellste Runde gibt." Die letzte Runde des 17. Rennens des Jahres sei er recht locker angegangen, schließlich betrug der Vorsprung auf Verfolger Jenson Button sichere acht Sekunden. "Aber dann wurde das Auto immer schneller", so Vettel in Bezug auf seinen Rundenrekord. "Für mich war das schön, aber für das Team nicht so, als sie sahen, dass es immer schneller ging."

Eigentlich gab es keinen Grund mehr, noch weiter Gas zu geben und damit vielleicht sogar einen Unfall zu riskieren, doch Vettel glaubt, dass ihm die meisten Beteiligten verzeihen. "Ich denke, dass das positiv aufgenommen wird", gibt der 24-Jährige an. Im Vergleich zu früher wurde Vettels 13. Pole, womit er mit Ayrton Senna gleich zog, hingegen mit gedämpfter Euphorie aufgenommen. "Bei meiner ersten Pole bekam ich rund hundert SMS, jetzt noch vier", grinst der Heppenheimer. "Aber für mich ist das immer noch etwas Besonderes."

Der Titelverteidiger schnappte sich in Indien die 28. Pole Position seiner Karriere. Wenn er in einem der noch zwei ausstehenden Rennwochenenden samstags noch einmal ganz oben stehen sollte, würde er Nigel Mansells Rekord aus der Saison 1992 mit 14 Poles einstellen. "Es hat mich überrascht, dass es noch einen Rekord gibt, den Michael (Schumacher) nicht hält", lacht Vettel und hat wohl im Hinterkopf, diese Leistung übertrumpfen zu wollen.

Überhaupt sei Red Bull nach den vorzeitigen Titelverteidigungen noch nicht satt. "Das ist das Beste: alle in der Fabrik sind noch hungrig und wollen gewinnen", beschreibt er die Stimmungslage in Milton Keynes. "Wir genießen es wie am ersten Tag. Man kann schließlich nie wissen, ob man noch mal ein Rennen gewinnt."