Der tragische Unfalltod des 33-jährigen Briten Dan Wheldon beim letzten Saisonlauf der amerikanischen IndyCar-Serie am vergangenen Sonntag in Las Vegas erschüttert die Formel-1-Welt. Neben ehemaligen Weggefährten und Landsleuten wie Jenson Button, Lewis Hamilton, Anthony Davidson, Mark Webber und Michael Schumacher, äußerten sich auch Motorsportgrößen vergangener Tage zum tragischen Unfall des Mannes aus Emberton.

Ex-Formel-1-Weltmeister Jody Scheckter aus Südafrika fordert sogar seinen Sohn Tomas auf, zukünftig nicht mehr in der IndyCar Serie an den Start zu gehen. Laut dem ehemaligen Formel-1-Piloten stellt die IndyCar-Serie "derzeit die gefährlichste Motorsportkategorie überhaupt dar". In die selbe Kerbe schlägt der ehemalige Minardi-, BAR- und Super-Aguri-Pilot Anthony Davidson, der zu Beginn seiner Karriere gegen Dan Wheldon angetreten ist.

"Die Sicherheitsstandards sind in der IndyCar Serie nicht ausreichend. Die Autos entstammen eher der Landwirtschaft. Es ist es nicht wert, dort zu fahren. Ich würde nie in dieser Serie antreten", kritisiert der heutige Sportwagenpilot aus Hamel Hempstead in seiner Kolumne für den Telegraph. Davidsons Ansicht nach "hinken die Sicherheitsstandards der IndyCar-Serie denen der Formel 1 um etwa 20 Jahre hinterher".

Der ehemalige Formel-1-Weltmeister und IndyCar-Champion von 1993, Nigel Mansell, hebt ebenfalls die Vorbildfunktion der heutigen Formel 1 in Fragen der Sicherheit hervor. Laut Mansell macht die Formel 1 diesbezüglich einen vorbildlichen Job.

David Coulthard hofft nach Wheldons Tod darauf, dass dieses tragische Ereignis eine ähnliche Reaktion in den USA auslöst, wie dies in der Formel 1 nach den Ereignissen rund um den Imola Grand Prix 1994 der Fall war. Gleichzeitig dankt Coulthard Max Mosley für dessen Reaktionen auf Imola. "Man kann über Max Mosley sagen, was man will, aber die Beteiligten der Formel 1 müssen ihm für seine Antworten auf Imola dankbar sein", so der 13-fache Grand-Prix-Sieger aus Schottland.

Der dreifache Ex-Weltmeister Jackie Stewart aus Schottland fordert mehr Disziplin unter den Fahrern und die oberste Motorsportbehörde der USA in diesem Zusammenhang dazu auf, "Fahrer die regelmäßig Kollisionen verursachen, härter zu bestrafen".

Auf große Kritik Stewarts stößt neben dem Zustand der zu engen Strecke in Las Vegas auch die hohe Anzahl der gestarteten Fahrzeuge, die trotz der schmalen Strecke erzielten hohen Geschwindigkeiten und die Qualität der teilnehmenden Fahrer. Der heutige Präsident des British Racing Drivers' Club und 162-fache Grand-Prix-Teilnehmer, Derek Warwick, kritisiert ebenfalls "das im Vergleich zur Formel 1 deutlich geringere Talent" der IndyCar-Fahrer, die zudem oftmals "verhältnismäßig unerfahren sind und daraus häufig Unfälle resultieren".

Der ehemalige McLaren-Pilot Mark Blundell, der nach Beendigung seiner Formel-1-Karriere ebenfalls in den USA unterwegs war, führt an, dass "diese Art Auto überhaupt nicht auf einer solchen Strecke wie in Las Vegas hätte fahren dürfen". Jackie Stewart fordert deswegen, "kleinere Motoren mit weniger Leistung und deutlich geringeren Geschwindigkeiten für die IndyCar-Serie".

Johnny Herbert befürchtet allerdings, dass in den USA "so lange diese Art von Motorsport betrieben wird, so lange es die IndyCar-Serie gibt". Der dreifache Grand-Prix-Sieger, der nach Beendigung seiner Formel-1-Karriere ebenfalls mit einem Wechsel in die USA liebäugelte, sieht gar "durch die unglaublich hohen Geschwindigkeiten bei zu geringen Abständen zwischen den Fahrzeugen, weitere schwere, sogar tödliche, Unfälle auf die Motorsportwelt zukommen, ganz gleich welche Maßnahmen ergriffen werden".